«Über Wissenschaft kann man nicht abstimmen»
Widerstand gegen neue Technologien haben derzeit Hochkonjunktur. Im Falle der grünen Gentechnik tut sich auch die Politik schwer, zukunftsgerichtet mit neuen Technologien umzugehen. Doch woher kommt diese Angst vor Neuem? Darüber spricht Ludger Wess, Wissenschaftsjournalist und Molekularbiologe, im Swiss-Food Podcast.
Montag, 1. März 2021
Der Bundesrat will das Gentech-Moratorium in der Schweiz um weitere vier Jahre verlängern. Er begründet dies damit, dass eine umfassende Regelung gerade im Hinblick auf die neuen Technologien verfrüht sei.
Die Zurückhaltung wird dem gegenwärtigen Wissensstand jedoch nicht gerecht. Nach mehr als 20 Jahren Sicherheitsforschung gibt es keine Belege dafür, dass die grüne Gentechnik für Menschen gefährlich ist. «Wir können nicht über Wissenschaft abstimmen», meint Ludger Wess. «Die Wissenschaft stellt Sachverhalte fest, die wir akzeptieren müssen, auch wenn sie nicht in unser politisches Weltbild passen.»
Menschen, so Wess, haben häufig Angst vor dem Unbekannten. Doch nicht immer ist diese Angst auch begründet. Sehr häufig wird viel zu viel ins Unbekannte hineininterpretiert und Unsicherheiten in der Bevölkerung bewirtschaftet. Gerad in Bezug auf neue Technologien ist dies häufig der Fall. Der Satz: «Niemand kann ausschliessen, dass…» steht häufig am Anfang der Skepsis. Wissenschaft kann jedoch grundsätzlich nichts ausschliessen. In vielen Fällen wäre es ratsamer, sich zu fragen: «Ist es vernünftig anzunehmen, dass…?» Der Wissenschaftsjournalist fordert deshalb mehr Aufklärung. Hören Sie mehr dazu im Podcast.
Ludger Wess ist Wissenschaftsjournalist und studierter Molekularbiologe. Vor seiner Tätigkeit als Journalist forschte er einige Jahre an der Universität Bremen. Wess beschäftigt sich hauptsächlich mit den Themen Gen- und Biotechnologie und setzt sich dabei auch immer wieder mit den Kritikern derselben auseinander. Er ist Autor diverser Sachbücher und schreibt nebenbei auch Thriller mit Bezug zur Gentechnik.
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