Bienen: Gentechnischer Schutz gegen die Varroamilbe in Sicht

Bienen: Gentechnischer Schutz gegen die Varroamilbe in Sicht

Die Varroamilbe ist der grösste Feind der Honigbiene. Sie befällt Bienen und führt zu massiven Verlusten bei Bienenvölkern. Forschende aus den USA haben eine vielversprechende Impfung entwickelt, mit der sich die Abwehrkräfte von Bienen gegenüber der Milbe verstärken lässt.

Donnerstag, 10. März 2022

Die Varroamilbe befällt Bienen und überträgt das sogenannte Flügeldeformationsvirus (DWV). Wie der Name verrät, führt eine Infektion mit dem Virus bei Honigbienen zu deformierten und stummeligen Flügeln. Die Lebenserwartung infizierter Bienen sinkt. Dadurch können ganze Bienenvölker zugrunde gehen. Eine wirksame Behandlungsmethode existierte bis jetzt nicht. Wie die «Schweizerische Bienen-Zeitung» berichtet, haben Forschende aus den USA eine Möglichkeit entdeckt, die Honigbienen vor der Varroamilbe schützen kann. Sie entwickelten dazu gentechnisch veränderte Bakterien aus dem Mikrobiom von Honigbienen. Diese Bakterien gehen im Darm der Bienen gegen die Viren und gleichzeitig gegen die Milben vor. Die Überlebensrate von so «geimpften» Bienen erhöht sich im Vergleich zu Kontrollbienen signifikant: «Es hat direkte Auswirkungen auf die Bienengesundheit», sagt Professorin Nancy Moran von der Universität Texas.


Geringes Risiko für Umwelt

Als Mikrobiom wird ein Ökosystem von Bakterien im Darm von Lebewesen bezeichnet, das auch der Abwehr von Krankheiten dient. Wie Menschen besitzen Honigbienen nebst diesem Mikrobiom einen antiviralen Abwehrmechanismus, der als RNA-Interferenz (RNAi) bezeichnet wird und dem Körper hilft, sogenannte RNA-Viren abzuwehren. Bei der Einschleusung eines RNA-Virus entstehen Moleküle, sogenannte doppelstrangige RNAs (dsRNA), die eine gesunde Zelle erkennen und eine RNA-Immunantwort auslösen. «Man bekommt normalerweise nur Anzeichen für diese Moleküle, wenn sich ein RNA-Virus repliziert», erläutert Nancy Moran. «Es ist ein Signal, dass dies eine bösartige Sache sein könnte und man sie angreifen sollte.»


Chance für die Züchtung robuster Bienenvölker

Es sei das erste Mal, dass jemand die Gesundheit von Bienen durch eine gentechnische Veränderung des Mikrobioms verbessert habe, sagt Studienleiter Sean Leonard. Die Behandlungen der Bienen wurden unter strengen Vorsichtsmassnahmen durchgeführt. Doch gemäss den Studienautoren ist eine Anwendung in der freien Natur nur mit sehr geringen Risiken verbunden. Auswirkungen auf andere Organismen sind nicht zu erwarten. Einerseits seien die modifizierten Bakterien ausserhalb des Darms nicht lange überlebensfähig. Andererseits schützen sie lediglich vor einem Virus, das ausschliesslich Bienen befällt. Aus den Arbeiten der Forscherinnen und Forscher lassen sich künftig vielleicht auch neue Züchtungsstrategien für robustere Bienenvölker ableiten.

Sources

«Schweizerische Bienen-Zeitung» 3/2022 (nur Print)

Archiv Bienen-Zeitung

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