«Bio ist nicht automatisch gesünder»

«Bio ist nicht automatisch gesünder»

Sind Pestizide im Urin zu finden, wenn man nur noch Bioprodukte konsumiert? Das fragte sich eine Journalistin der «CH-Media». Sie wollte mit einem Selbstversuch herausfinden, ob Biolebensmittel gesünder sind. Die Resultate wie auch die Expertenaussagen sprechen dagegen.

Donnerstag, 21. Dezember 2023

Sind Bioprodukte gesünder? Die Journalistin Anja Stampfli wollte es genau wissen. Sie berichtet in den «CH-Media»-Zeitungen über einen Selbstversuch mit biologischen und konventionellen Lebensmitteln. «Eine Woche wird nur aus konventionellem Anbau gegessen, eine Woche nur Bioprodukte. Dabei werden mehrere Urinproben gesammelt», fasst sie zusammen. Der Versuch wurde von Thomas Göen begleitet. Göen arbeitet als Laborleiter in der Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin im deutschen Erlangen.

Ganz frei von Pestizidrückständen sind auch biologische Lebensmittel nicht. Das weiss selbst das Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL in Frick. Im Biolandbau ist nämlich der Einsatz einer stattlichen Anzahl Pestizide erlaubt, wie zum Beispiel Spinosad, Kupfer, Azadirachtin und Pyrethrin. Ganz pestizidfrei – wie viele glauben – sind somit auch Bioprodukte nicht. Das zeigt auch ein Blick in die sogenannte Hilfsstoff-Liste des FibL.

Pflanzenschutzmittel werden eingesetzt, um die landwirtschaftlichen Erträge vor Schädlingen, Pilzen und Unkräutern zu schützen. Und Spuren der Wirkstoffe können mit dem Essen auch in den menschlichen Darm gelangen. Doch der Selbstversuch der Journalistin zeigt wenig Konkretes. Die Belastungen sind gering. «Einzig 3,5,6-Trichloropyridiol und para-Nitrophenol waren in beiden Wochen minimal erhöht», sagt Toxikologe Göen. Gemäss seinen Aussagen werden diese Parameter häufig nachgewiesen, obwohl die Wirkstoffe in der EU eigentlich verboten seien.

Die Journalistin will es genauer wissen und lässt den ETH-Toxikologen Georg Aichinger die Resultate einordnen. Allein die Tatsache, dass man Spuren von Pestiziden im Urin findet, heisst gemäss Aichinger noch nicht viel. Und er zitiert Paracelsus: «Nur die Menge macht das Gift.» Und ergänzt, dass die Grenz- und Höchstwerte eine grosse Sicherheitsmarge einschliessen würden. Sie lägen 100- bis 1000-fach unter der Belastung, die für den Menschen gefährlich sein kann.

Deshalb lautet das Fazit: Selbst, wenn über Bioprodukte leicht weniger Spuren von Pestiziden aufgenommen werden, heisst das nicht, dass sie gesünder sind. ETH-Toxikologe Aichinger fasst die Erkenntnis gemäss dem Bericht der CH-Media-Zeitungen zusammen: «Auch bei der herkömmlichen Nahrung konsumieren wir bei Weitem keine problematischen Pestizid-Dosen.» Der deutsche Laborleiter verweist auf die Limiten eines einzigen Selbstversuchs und gibt zu bedenken, dass auch konventionelle Schweizer Produkte immer weniger mit Schadstoffen verunreinigt seien.

Gut zu wissen:

Die Frage, ob Bio gesünder ist oder nicht, wird kontrovers diskutiert. Klar ist: Eine ausgewogene Ernährung mit regelmässig viel Früchten und Gemüse in Verbindung mit genügend körperlicher Aktivität bietet die beste Voraussetzung für eine gute Gesundheit.

Gesicherter sind die Faken, wenn es um die Frage geht, ob Bio besser für Klima und Artenschutz ist. Denn die Sorge um die Umwelt ist für viele Biokonsumentinnen und -konsumenten das Hauptmotiv für ihren Entscheid. Doch die Ansicht, dass Bio gut fürs Klima ist und die Biodiversität fördert, erweist sich je länger je mehr als Trugschluss. Der grössere Flächenverbrauch der Ökolandwirtschaft führt dazu, dass Flächen mit hoher Bindungswirkung für Treibhausgase nicht mehr zur Verfügung stehen. Eine englische Studie kommt zum Schluss, dass sich der grössere Flächenverbrauch schlechter auf die Artenvielfalt auswirkt als eine intensive Landwirtschaft auf geringeren Flächen. Auch eine Studie der Universität Göttingen hat ergeben, dass mit einer intensiven Produktion auf kleineren, gut vernetzten Flächen der Biodiversität besser geholfen ist als mit der Biolandwirtschaft.
https://swiss-food.ch/artikel/produktive-landwirtschaft-fuer-klima-und-biodiversitaet

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