
Braucht die Welt überhaupt genomeditierte Pflanzen?
Diese Frage wird gerne von den Gegnern der modernen Züchtungsmethoden ins Feld geführt. Wie fast immer gilt: Der Markt gibt die Antwort. Und hier sieht es ziemlich eindeutig aus.
Donnerstag, 11. November 2021
Obwohl die Genomeditierung mit Crispr/Cas oder ähnlichen Verfahren erst seit wenigen Jahren verfügbar ist, steigt die Zahl der Anwendungen rasant. Immer mehr genomeditierte Pflanzen drängen zurzeit in Richtung Zulassung und damit zum Markt. Bereits seit 2018 wird in den USA beispielsweise eine Sojapflanze mit gesünderer Ölzusammensetzung angebaut. Letztes Jahr betrug die Anbaufläche 40'000 ha, Tendenz steigend. Denn der Nutzen für die Konsumentinnen und Konsumenten liegt auf der Hand.
Unzählige marktorientierte Produkte
Diese genomeditierte Soja ist erst der Anfang, wie eine Übersicht in der Fachzeitschrift «Frontiers in Plant Science» von 2020 zeigt: Bis Juni 2019 konnten von den Autoren insgesamt 140 genomeditierte Nutzpflanzen ausgemacht werden, welche als marktorientiert eingestuft werden können. Das heisst, die Pflanzen wurden in ihren Eigenschaften so verändert, dass sie einen konkreten Nutzen für den Produzenten oder die Endkundenaufweisen mit dem Ziel der Markteinführung. Dabei reichen die verbesserten Attribute der Pflanzen von agronomischen Eigenschaften wie z.B. stabileren Halmen über verbesserte Schädlings- und Krankheitsresistenzen bis hin zu höhere Toleranz gegen Stress wie Trockenheit oder Nässe.
Viele Länder haben überholte Gentechnik-Gesetzgebungen. Sie taugen nicht für die modernen Züchtungsmethoden und fokussieren auf transgene Produkte. Die Genomeditierung kennt aber viele Anwendungen, die innerhalb der Art Mutationen hervorrufen, welche auch in der Natur spontan entstehen könnten. Solche Produkte werden in der Regel nur unzureichend durch die herkömmliche Definition von genetisch verändertem Organismus erfasst. Sie lassen sich zudem meist nicht von mit traditionellen Methoden gezüchteten Pflanzen unterscheiden. Die Wissenschaft hat die Gesetzgebung schlicht überholt.
Risikobasierte Zulassung anstatt Stillstand
Einige grosse Länder haben reagiert und regeln die neuen Züchtungsmethoden separat. Hier kommt oft eine risiko- und produktbasierte Zulassungspraxis zur Anwendung. Leider sperren sich noch immer viele Industrienationen, vor allem in Europa, gegen eine solch pragmatische, evidenzbasierte Gesetzgebung – mit den entsprechenden Auswirkungen für die dort ansässige Forschung und Entwicklung. Dort, wo die Zulassung liberal gehandhabt wird, wie beispielsweise in den USA, wird aktuell eine neue Pflanze pro Tag den Behörden zur Zulassung vorgelegt. 2020 wurden 17 genomeditierte Pflanzen von den entsprechenden US-Behörden als nicht genetisch veränderte Organismen eingestuft und zugelassen. Darunter z.B. Kiefern mit stärkerer CO2-Fixierung oder Mais mit verbessertem Ertrag und höherer Qualität. Die Revolution, welche die Genomeditierung auslösen wird, steht erst am Anfang. Es wäre schön, wenn auch die Schweiz mit einer liberalen Gesetzgebung den hiesigen Forschern die Wege bereiten würde, damit ihre Innovationen ihren Nutzen auch für Schweizer Landwirte, die hierzulande verarbeitende Industrie, die Konsumentinnen und die Umwelt entfalten können.
Obwohl die Genomeditierung mit Crispr/Cas oder ähnlichen Verfahren erst seit wenigen Jahren verfügbar ist, steigt die Zahl der Anwendungen rasant. Immer mehr genomeditierte Pflanzen drängen zurzeit in Richtung Zulassung und damit zum Markt. Bereits seit 2018 wird in den USA beispielsweise eine Sojapflanze mit gesünderer Ölzusammensetzung angebaut. Letztes Jahr betrug die Anbaufläche 40'000 ha, Tendenz steigend. Denn der Nutzen für die Konsumentinnen und Konsumenten liegt auf der Hand.
Unzählige marktorientierte Produkte
Diese genomeditierte Soja ist erst der Anfang, wie eine Übersicht in der Fachzeitschrift «Frontiers in Plant Science» von 2020 zeigt: Bis Juni 2019 konnten von den Autoren insgesamt 140 genomeditierte Nutzpflanzen ausgemacht werden, welche als marktorientiert eingestuft werden können. Das heisst, die Pflanzen wurden in ihren Eigenschaften so verändert, dass sie einen konkreten Nutzen für den Produzenten oder die Endkundenaufweisen mit dem Ziel der Markteinführung. Dabei reichen die verbesserten Attribute der Pflanzen von agronomischen Eigenschaften wie z.B. stabileren Halmen über verbesserte Schädlings- und Krankheitsresistenzen bis hin zu höhere Toleranz gegen Stress wie Trockenheit oder Nässe.
Viele Länder haben überholte Gentechnik-Gesetzgebungen. Sie taugen nicht für die modernen Züchtungsmethoden und fokussieren auf transgene Produkte. Die Genomeditierung kennt aber viele Anwendungen, die innerhalb der Art Mutationen hervorrufen, welche auch in der Natur spontan entstehen könnten. Solche Produkte werden in der Regel nur unzureichend durch die herkömmliche Definition von genetisch verändertem Organismus erfasst. Sie lassen sich zudem meist nicht von mit traditionellen Methoden gezüchteten Pflanzen unterscheiden. Die Wissenschaft hat die Gesetzgebung schlicht überholt.
Risikobasierte Zulassung anstatt Stillstand
Einige grosse Länder haben reagiert und regeln die neuen Züchtungsmethoden separat. Hier kommt oft eine risiko- und produktbasierte Zulassungspraxis zur Anwendung. Leider sperren sich noch immer viele Industrienationen, vor allem in Europa, gegen eine solch pragmatische, evidenzbasierte Gesetzgebung – mit den entsprechenden Auswirkungen für die dort ansässige Forschung und Entwicklung. Dort, wo die Zulassung liberal gehandhabt wird, wie beispielsweise in den USA, wird aktuell eine neue Pflanze pro Tag den Behörden zur Zulassung vorgelegt. 2020 wurden 17 genomeditierte Pflanzen von den entsprechenden US-Behörden als nicht genetisch veränderte Organismen eingestuft und zugelassen. Darunter z.B. Kiefern mit stärkerer CO2-Fixierung oder Mais mit verbessertem Ertrag und höherer Qualität. Die Revolution, welche die Genomeditierung auslösen wird, steht erst am Anfang. Es wäre schön, wenn auch die Schweiz mit einer liberalen Gesetzgebung den hiesigen Forschern die Wege bereiten würde, damit ihre Innovationen ihren Nutzen auch für Schweizer Landwirte, die hierzulande verarbeitende Industrie, die Konsumentinnen und die Umwelt entfalten können.


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