Corona sorgt für Boom bei Functional Food

Corona sorgt für Boom bei Functional Food

Die Nachfrage nach funktionellen Lebensmitteln sowie Nahrungsergänzungsmitteln ist während der Coronakrise weltweit gestiegen. Das Bewusstsein von Konsumentinnen und Konsumenten für eine gesunde Ernährung nimmt zu. Dies stellt Landwirtschaft und Nahrungsmittelhersteller vor neue Herausforderungen.

Freitag, 22. Oktober 2021

Gemäss einer globalen Umfrage des Nahrungsmittelkonzerns Kerry haben Konsumentinnen und Konsumenten seit Beginn der Covid-19-Pandemie deutlich mehr funktionelle Lebensmittel, Getränke und Nahrungsergänzungsmittel gekauft. Funktionelle Lebensmittel (sog. Functional Food) sind Produkte, die mit zusätzlichen Inhaltsstoffen wie Vitaminen, Mineralstoffen, ungesättigten Fettsäuren oder Bakterienkulturen angereichert werden. Beispiele sind Joghurts, die mit probiotischen Bakterien ergänzt wurden oder mit verschiedenen Vitaminen angereicherte Fruchtsäfte.

Mehr als 40 Prozent der Befragten gaben an, dass sie während der Pandemie mehr funktionelle Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel gekauft hätten. Hauptgrund sind gesundheitliche Überlegungen. So gaben fast 60 Prozent der Befragten die Stärkung des Immunsystems als Grund für ihren Kaufentscheid an. Als weitere Gründe wurden gesunde Knochen und Gelenke (46 %), Gesundheit der Verdauung (43%), Gesundheit des Herzens (40%) und verbesserte Energie (39%) genannt.


Das Thema Gesundheit gewinnt an Bedeutung
Gemäss John Quilter von Kerry sei das Interesse an Wellness und Gesundheit noch nie grösser gewesen als heute. Zwar habe die Bedeutung des Themas für Konsumenten schon in den vergangenen Jahren zugenommen. Doch die Pandemie habe diesen Trend nochmals massiv beschleunigt. Die Umfrage belegt: Die Präferenzen der Konsumentinnen und Konsumenten ändern sich. Das Interesse an gesundheitsfördernden Lebensmitteln sowie Nahrungsergänzungsmitteln wächst.

Doch das Thema ist breiter: Gemäss WHO können sich 3 Milliarden Menschen keine gesunde Ernährung leisten, und ungesunde Ernährung steht in Zusammenhang mit sechs der zehn wichtigsten Risikofaktoren für die weltweite Krankheitslast. Die Covid-19-Pandemie hatte starke negative Auswirkungen auf die Lebensmittelsicherheit und die Ernährung. So verloren beispielsweise 370 Millionen Kinder den Zugang zu Schulmahlzeiten, und es wird geschätzt, dass weitere 118 Millionen Menschen von Ernährungsunsicherheit betroffen sein könnten.

Der Zugang zu ausreichend Gemüsen und Früchten ist daher zentral. Der EAT Lancet Report schätzt, dass die Gemüse- und Früchteproduktion bis 2050 verdoppelt werden muss, damit für die gesamte Weltbevölkerung eine gesunde, ausgewogene Ernährung möglich ist.

Doch Millionen von Menschen haben keinen Zugang zu genügend Früchten und Gemüse. Unternehmen wie Bayer verstärken deshalb ihre Zusammenarbeit mit Kleinbauern auf der ganzen Welt. Neue Technologien sollen möglichst vielen Früchte- und Gemüseproduzenten zur Verfügung stehen.

Megatrend: Gesundheit

Angereicherte Grundnahrungsmittel und Nahrungsergänzungsmittel spielen eine bedeutende Rolle

Doch das allein genügt nicht, schon gar nicht in einer Welt, wo Agrarflächen knapp sind und sich auch nicht in Urwälder und andere wertvolle Naturreservate ausbreiten sollen. So setzen sich Unternehmen wie DSM dafür ein, die Mikronährstofflücke von 800 Millionen Menschen bis 2030 durch angereicherte Grundnahrungsmittel und Nahrungsergänzungsmittel zu schliessen. Denn innovative Nahrungsergänzung kann die Gesundheit verbessern.

Zu den vulnernabelsten Bevölkerungsgruppen zählen die Kinder. Fehlernährung im Kindesalter kann das ganze spätere Leben negativ beeinflussen. Eine Lösung wie der mit Beta-Carotin angereicherte sogenannte Golden Rice kann für die ärmsten Bevölkerungsschichten zumindest mithelfen, Erblinden oder Tod zu verhindern. Einen Schritt weiter geht der Multifunktionsreis, den die ETH-Forscherin Navreet Bhullar entwickelt hat: Ihre Reissorten enthalten nicht nur Beta-Carotin als Vorstufe zu Vitamin A, sondern auch Zink und Eisen.

Ähnliche Artikel

Ernährung: Gehört der grünen Genschere die Zukunft?
Wissen

Ernährung: Gehört der grünen Genschere die Zukunft?

Neue Pflanzensorten tragen zur Versorgungssicherheit bei. Die als «Genschere» bekannten neuen Züchtungsmethoden wie Crispr haben das Potenzial, die Landwirtschaft und die Ernährung zu revolutionieren.

Regionale Produkte sind gefragter denn je
Wissen

Regionale Produkte sind gefragter denn je

Die Nachfrage nach regionalen Produkten könnte kaum grösser sein. Das zeigt eine neue Studie der Hochschule für Wirtschaft in Zürich. Konsumenten schätzen regionale Produkte gar als deutlich nachhaltiger ein als Bio- oder Premiumprodukte. Um dem Trend gerecht zu werden, wird es deshalb umso wichtiger, moderne Züchtungstechniken und Pflanzenschutzmittel zu fördern.

Tomaten: Von der «Wasserbombe» zur aromatischen Frucht
Wissen

Tomaten: Von der «Wasserbombe» zur aromatischen Frucht

Die Vielfalt an kommerziell vertriebenen Tomatensorten ist heute so gross wie nie zuvor. Dies hat insbesondere mit der Züchtung neuer Sorten zu tun.

Staatsgelder für vermeidbare Ernteausfälle: weder nachhaltig noch ressourceneffizient
Wissen

Staatsgelder für vermeidbare Ernteausfälle: weder nachhaltig noch ressourceneffizient

Reduzierter Einsatz von Pflanzenschutzmitteln führt bei Weizen und Raps zu stark verminderten Erträgen. Eine Studie von Agrarforschung Schweiz zeigt nun, dass diese Ernteausfälle nur durch staatliche Zuschüsse ausgeglichen werden können. Das ist weder nachhaltig noch ressourceneffizient.

Weitere Beiträge aus Wissen