
Der grosse Nutzen der Biotechnologie in der Landwirtschaft
Biotechnologisch gezüchtete Pflanzen werden seit rund 25 Jahren in vielen Teilen der Erde angebaut. Mehrere Publikationen belegen den grossen Nutzen der Biotechnologie in der Landwirtschaft. Der Anbau der Pflanzen wirkt sich positiv auf die Umwelt, das Klima und die Erträge von Bauern aus.
Mittwoch, 18. Januar 2023
Seit 1996 nutzt die Landwirtschaft biotechnologisch gezüchtete Pflanzensorten. Auf 13 Prozent der weltweiten Ackerflächen werden heute Biotech-Sorten angepflanzt. Am höchsten ist der Anteil bei Soja, Mais, Baumwolle und Raps. Der britische Agrarökonom Graham Brookes hat in mehreren Publikationen in Fachzeitschriften die ökonomischen und ökologischen Auswirkungen des Anbaus im Zeitraum 1996 bis 2020 untersucht.
Höhere Erträge
Seine Befunde zeichnen ein deutliches Bild. Der Anbau von biotechnologisch veränderten Sorten trägt zu deutlich höheren Erträgen und damit zu höheren Einkommen von Bauern bei. In der untersuchten Zeitperiode konnte eine Milliarde Tonnen Lebensmittel, Futtermittel und Faserpflanzen zusätzlich produziert werden. Die Ernten von insektenresistentem Mais fielen im Durchschnitt um 17 Prozent höher gegenüber konventionellen Pflanzen aus. Ähnliches gilt für Baumwolle, die mit gentechnischen Methoden resistent gegenüber bestimmten Schadinsekten gemacht wurde. Die Ernten erhöhten sich um durchschnittlich 14,5 Prozent.
Weniger Pflanzenschutz nötig
Die Biotechnologie bringt aber nicht nur höhere Ernten. Dank Pflanzen, die mit Resistenzen gegenüber Schadinsekten ausgestattet sind, mussten Landwirte auch weniger Insektizide ausbringen. Im Zeitraum zwischen 1996 und 2022 konnte auf insgesamt 7,5 Millionen Tonnen Pflanzenschutzmittel verzichtet werden. Das entspricht der 1,5-fachen Menge, die jährlich in China eingesetzt wird. Wo Biotech-Sorten angebaut wurden, konnte der Pestizideinsatz im Schnitt um 7,2 Prozent reduziert werden. Bei Baumwolle und Mais sank die Menge der ausgebrachten Insektizide um 30 respektive 41 Prozent.
Geringere CO2-Emissionen
Der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen wirkt sich auch positiv auf den CO2-Austoss aus. Weil die Pflanzen resistenter gegenüber Schädlingen sind, muss weniger oft mit dem Traktor über die Felder gefahren werden. Das spart Diesel und CO2 ein. Der Anbau von Sorten, die gegenüber bestimmten Herbiziden tolerant sind, ermöglicht zudem eine schonendere Bekämpfung von Unkraut. Die Böden müssen dank Herbizideinsatz weniger gepflügt werden und binden dadurch mehr Kohlenstoff. Viele Bauern konnten so auf pfluglose Anbausysteme umstellen. Im Jahr 2020 konnten durch solche Anbaumethoden 23,6 Millionen Kilogramm CO2 eingespart werden. Das entspricht den jährlichen CO2-Emissionen von ungefähr 15 Millionen Autos.
Verminderter Flächenbedarf
Die Biotechnologie hat auch zu einer effizienteren Bewirtschaftung von Flächen beigetragen. Aufgrund der deutlich höheren Erträge gegenüber herkömmlichen Anbauformen benötigen Biotech-Sorten weniger Land. Um die weltweiten Erträge bei Sojabohnen, Mais, Baumwolle und Raps ohne Biotechnologie aufrechtzuerhalten, wären zusätzlich 234'000 Quadratkilometer Anbaufläche nötig. Das entspricht ungefähr der sechsfachen Fläche der Schweiz.
Sources
Biotechnologie auch für Kleinbauern von grossem Nutzen
Entgegen landläufiger Meinung kann die Biotechnologie in der Landwirtschaft auch Kleinbauern helfen, ihre Ernten besser zu schützen, wie zum Beispiel der Einsatz gentechnisch veränderter Auberginen zeigt. Die Bauern müssen wesentlich weniger Insektizide spritzen, können mehr ernten und auch ihr Einkommen hat sich deutlich erhöht, wie das Beispiel Bangladesh zeigt. Im konkreten Fall wurde Bt (Bacillus thurigiensis), das im Biolandbau als Pflanzenschutzmittel zugelassen ist, mittels Transgenetik in die Aubergine eingezüchtet, so dass sie sich selber schützen kann. ETH-Forschende haben in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen das Resistenz-Gen gegen die gefürchtete Mosaik-Krankheit bei Maniok identifiziert. Mittels Genom-Editierung könnte damit das in Afrika oder auch Südostasien wichtige und meist von Kleinbauern angebaute Grundnahrungsmittel vor der Viruserkrankung geschützt werden.
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