Forschung gegen Pilzkrankheiten in Lyon

Forschung gegen Pilzkrankheiten in Lyon

Pilzkrankheiten gehören zu den grössten Bedrohungen für die weltweite Nahrungsmittelproduktion. Sie gefährden Ernten, verursachen jährlich Milliardenschäden und bringen Landwirtinnen und Landwirte seit jeher unter Druck. Eine ausführliche Reportage von «RTS» gewährt Einblicke in das globale Forschungs- und Entwicklungszentrum von Bayer in Lyon, wo an neuen, umweltverträglichen Fungiziden geforscht wird.

Montag, 28. Juli 2025

Das 2021 eröffnete Zentrum zählt zu den bedeutendsten Standorten für Pflanzenschutzforschung in Europa. Rund 150 Wissenschafterinnen und Wissenschafter aus Chemie, Biologie, Toxikologie und Datenwissenschaft entwickeln dort Wirkstoffe gegen pilzliche Krankheitserreger. Im Zentrum steht nicht nur die Wirksamkeit, sondern auch die ökologische Verträglichkeit. Als Ausgangspunkt dienen häufig natürliche Substanzen – etwa aus Pflanzen oder Mikroorganismen –, die bereits in der Natur pilzhemmend wirken. Jährlich werden über 200'000 Substanzen getestet. Nur wenige davon bestehen alle Prüfphasen bis zur Marktzulassung.


Aufwendige Forschung – auch mit KI

Die Entwicklung eines neuen Pflanzenschutzmittels ist aufwendig: Sie dauert im Schnitt über zwölf Jahre und kostet rund 300 Millionen Euro. Neben der chemischen Wirksamkeit müssen neue Produkte strenge Umwelt- und Sicherheitsprüfungen bestehen – etwa zur Wirkung auf Böden, Nützlinge, Gewässer und die menschliche Gesundheit. Künstliche Intelligenz beschleunigt die Forschung: Sie hilft, vielversprechende Moleküle schneller zu identifizieren und ihre Umweltrisiken präziser abzuschätzen. Auch Kooperationen mit Universitäten und Start-ups spielen eine wichtige Rolle.


Gezielter Schutz statt Breitenwirkung

Die neue Generation von Fungiziden soll gezielt Erreger bekämpfen – und dabei Nützlinge und das Ökosystem möglichst schonen. Der Trend geht hin zu Wirkstoffen, die in kleinen Mengen wirksam sind, rasch abgebaut werden und geringe Rückstände hinterlassen. Für Umwelt, Konsumenten und Anwender bedeutet das: weniger Belastung bei gleicher Wirkung. Auch in der Schweizer Landwirtschaft stellen Pilzkrankheiten wie Krautfäule oder Falscher Mehltau grosse Herausforderungen dar. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an Umwelt- und Konsumentenschutz. Innovative Lösungen aus der Forschung – wie jene in Lyon – könnten helfen, Erträge zu sichern und gleichzeitig die Umweltbelastung zu senken. Die «RTS»-Reportage zeigt eindrücklich, wie moderner Pflanzenschutz heute funktioniert: als Zusammenspiel von Biologie, Chemie, Technologie und Umwelttechnologie.

Ähnliche Artikel

«Biologicals» – Biowirkstoffe aus der Forschung
Forschung Pflanzenschutz

«Biologicals» – Biowirkstoffe aus der Forschung

Moderne Pflanzenschutzmittel müssen sicher, zielgerichtet und kurzlebig sein, also kurz nach Erreichen des Ziels abgebaut werden, ohne biologisch aktive Abbauprodukte zu hinterlassen.

Der grosse Nutzen der Biotechnologie in der Landwirtschaft
Neue Züchtungstechnologien Forschung

Der grosse Nutzen der Biotechnologie in der Landwirtschaft

Biotechnologisch gezüchtete Pflanzen werden seit rund 25 Jahren in vielen Teilen der Erde angebaut. Mehrere Publikationen belegen den grossen Nutzen der Biotechnologie in der Landwirtschaft. Der Anbau der Pflanzen wirkt sich positiv auf die Umwelt, das Klima und die Erträge von Bauern aus.

Staatsgelder für vermeidbare Ernteausfälle: weder nachhaltig noch ressourceneffizient
Wissen

Staatsgelder für vermeidbare Ernteausfälle: weder nachhaltig noch ressourceneffizient

Reduzierter Einsatz von Pflanzenschutzmitteln führt bei Weizen und Raps zu stark verminderten Erträgen. Eine Studie von Agrarforschung Schweiz zeigt nun, dass diese Ernteausfälle nur durch staatliche Zuschüsse ausgeglichen werden können. Das ist weder nachhaltig noch ressourceneffizient.

Fehlende Vielfalt wird zum existenziellen Problem
Forschung

Fehlende Vielfalt wird zum existenziellen Problem

Die schwindende genetische Diversität auf den Feldern ist zunehmend ein Problem. Dieses wird leider laufend grösser. Auch weil die Politik in der Schweiz und der EU mit der Ideologiebrille auf das Problem schielt, statt auf die Wissenschaft zu hören.

Wissenschaft schlägt Alarm: Bundesratsentwurf bremst Innovation aus
Forschung

Wissenschaft schlägt Alarm: Bundesratsentwurf bremst Innovation aus

Die neuen genomischen Züchtungsmethoden gelten weltweit als Hoffnungsträger für eine klimaresiliente Landwirtschaft – präzise, effizient und sicher. Während Länder wie die USA, Japan oder bald auch die EU auf Deregulierung setzen, bleibt der Regulierungs-Vorschlag des Bundesrats zaghaft. Jetzt schlagen Forschende und Industrie Alarm: Die vorgeschlagenen Regeln seien so streng, dass Innovation und Anwendung de facto blockiert würden.

Zulassungen werden weltweit zur Innovationsbremse – und die Landwirtschaft bleibt auf der Strecke
Forschung

Zulassungen werden weltweit zur Innovationsbremse – und die Landwirtschaft bleibt auf der Strecke

Neue Erkenntnisse aus den USA verdeutlichen, was auch in Europa und der Schweiz längst Realität ist: Entwicklung und Zulassung neuer Pflanzenschutzmittel ist zu einem derart aufwendigen, langwierigen und teuren Prozess geworden, dass selbst innovative, nachhaltige Lösungen kaum noch den Markt erreichen.

Warum wir Hightech für die Landwirtschaft von morgen brauchen
Forschung

Warum wir Hightech für die Landwirtschaft von morgen brauchen

Innovationen können die Landwirtschaft von morgen stärken. Sie helfen mit, dass die Agrarfläche besser genutzt werden kann. Die Kulturen werden effizienter geschützt. Laut einer Umfrage von gfs.bern zeigen sich Schweizer sehr offen gegenüber dem Einsatz von modernen Technologien. Das gilt auch für neue Züchtungsmethoden wie die Genom-Editierung.

Weitere Beiträge aus Forschung