Genome-Editing: Vereinigtes Königreich auf dem Weg zur Spitze
Das britische Parlament beabsichtigt ein Gesetz zu verabschieden, das neue Züchtungstechnologien wie die Genom-Editierung neu regelt. Die neue Gesetzgebung ebnet für die Landwirte den Weg zum Anbau und für Grossbritannien den Weg an die Spitze der Agrar- und Lebensmittelforschung.
Dienstag, 8. November 2022
Das Onlineportal «AgroPages» berichtet über die Anpassung der Regulierung neuer Züchtungstechnologien in Grossbritannien. Die Einführung einer verhältnismässigeren und auf wissenschaftlicher Grundlage basierenden Regulierung im Bereich der Präzisionszüchtung stellt eine grosse Chance für die Landwirtschaft dar. Durch neue Züchtungstechnologien wie die Genom-Editierung können Kulturpflanzen gezüchtet werden, die robuster gegenüber Wetterextremen und Schädlingen sind und deshalb weniger Pflanzenschutzmittel benötigen. Bereits heute sind britische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weltweit führend in der Forschung für Präzisionszüchtung. Der geplante Gesetzesentwurf wird die Position des Vereinigten Königreichs weiter stärken und die Attraktivität für Investitionen in Forschung und Entwicklung erhöhen.
«Wichtige Zeit für die Landwirtschaft»
Durch den Gesetzesentwurf können Pflanzen, die mithilfe von Genome-Editing gezüchtet wurden, auf den Markt gebracht werden. Gemeint sind dabei Pflanzen, bei denen die herbeigeführten Veränderungen im Erbgut auch auf natürliche Weise oder durch herkömmliche Züchtungsmethoden hätten entstehen können. Ausgenommen sind Pflanzen, zu denen artfremdes Erbgut hinzugefügt wurde. Der wissenschaftliche Chefberater des britischen Umwelt-, Lebensmittel- und Landwirtschaftsministeriums (Defra), Gideon Henderson, sagt gegenüber «AgroPages»: «Dies ist eine wichtige Zeit für die Agrarwissenschaft. Die Möglichkeit, den genetischen Code von Organismen durch Genom-Editierung präzise und gezielt zu verändern, und zwar auf eine Art und Weise, die die traditionelle Züchtung nachahmt, ermöglicht die Entwicklung neuer Pflanzensorten, die widerstandsfähiger gegen Schädlinge und gesünder für den Verzehr sind und im Zuge des Klimawandels besser mit Trockenheit und Hitze zurechtkommen.»
Hitzeresistenter Weizen
Die Genom-Editierung macht im Grunde genommen nichts anderes, als auch die Natur machen könnte. Seit Jahrtausenden selektionieren Menschen Nutzpflanzen mit gewünschten Eigenschaften und züchten sie weiter. Mit den neuen Züchtungsmethoden kann dieser Prozess jedoch deutlich beschleunigt und effizienter gestaltet werden. Der Zeitaufwand zur Züchtung von Sorten mit erwünschten Eigenschaften kann minimiert werden. Das ist gerade vor dem Hintergrund des fortschreitenden Klimawandels ein enormer Vorteil, da die Zeit drängt. Durch die Gesetzesänderung ergibt sich etwa die Chance, eine Weizensorte zu züchten, die robuster gegenüber den sich ändernden klimatischen Bedingungen ist. So haben Forschende am John Innes Centre in Norwich mithilfe der Genom-Editierung ein Schlüsselgen bei Weizen identifiziert, mit dem Eigenschaften wie Hitzeresistenz bei gleichbleibend hohem Ertrag eingeführt werden können.
Beitrag gegen Food Waste
Die Genom-Editierung kann auch einen Beitrag gegen Food Waste leisten, indem die Haltbarkeit von Lebensmitteln verlängert wird. Das britische Biotechunternehmen Tropic hat mithilfe von Genom-Editierung eine Banane gezüchtet, die nicht braun wird. Weil die Frucht normalerweise schnell verdirbt, könnte so die Menge der verschwendeten Bananen verringert werden.
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