Grossbritannien will Gentech-Regeln lockern
Die britische Regierung plant eine Liberalisierung im Bereich der grünen Gentechnik. Sie will Anbau und Verkauf bestimmter gentechnisch veränderter Pflanzen bald erlauben. Im Fokus steht dabei insbesondere die Genom-Editierung, die von den bestehenden strengen Regulierungen befreit werden soll.
Mittwoch, 15. September 2021
Grossbritannien strebt mit der geplanten Deregulierung der Gentechnik in Europa eine Vorreiterrolle an. Darüber berichtet der «Spiegel». Pflanzen, die mithilfe der Genschere CRISPR/Cas9 gezüchtet wurden, sollen künftig einfacher angebaut und verkauft werden dürfen. Die Technik erlaubt es Forschern, das Erbgut von Organismen so zielgenau wie nie zuvor zu verändern. Die so herbeigeführten Mutationen lassen sich in vielen Fällen nicht von natürlichen und spontan auftretenden Mutationen unterscheiden. »Wir haben keinen Grund zur Annahme, dass von diesen Pflanzen ein höheres Risiko ausgeht als von solchen, die mit traditioneller Züchtung hergestellt werden«, wird die Forscherin Angela Karp im «Spiegel» zitiert. Sie ist Direktorin von Rothamsted Research, dem grössten Agrarforschungsinstitut in Grossbritannien.
Hoffnung für die Forschung
Detaillierte Anträge und die Überprüfung vor Feldversuchen und kommerzieller Zulassung könnten mit der geplanten Regeländerung hinfällig werden. Im Gegensatz dazu gelten in der Europäischen Union restriktivere Richtlinien. So hat der Europäische Gerichtshof 2018 entschieden, dass mithilfe von CRISPR gezüchtete Pflanzen unter das strenge Gentechnikrecht fallen. Genomeditierte Pflanzen werden damit gleich behandelt wie alle anderen gentechnisch veränderten Organismen. Für die Wissenschaft in Grossbritannien ist der geplante Öffnungsschritt Anlass zur Freude. Biotechnologen erhoffen sich einen neuen Schub bei der Erforschung von robusteren Pflanzensorten. Geforscht wird beispielsweise an hitze- oder schädlingsresistenten Pflanzensorten. Aufgrund des Klimawandels sind neue Sorten und ihre effiziente Züchtung dringend nötig.
Das Beispiel zeigt: Ein Land kann auch in Eigenregie voranmarschieren und damit für die Forscher ein attraktives Umfeld bieten. Daran könnte sich auch die Schweiz orientieren.
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