
Insektenresistenter SmartStax-Mais schadet Wasserflöhen nicht
Weltweit bauen viele Landwirte schädlingsresistente Maissorten an. Diese tragen zusätzliche Gene, die vor Insektenfrass schützen. Können diese Sorten nachteilige Umweltauswirkungen haben und zum Beispiel andere Lebewesen beeinträchtigen? Forschende von Agroscope haben Maissorten unter die Lupe genommen, die gleich sechs verschiedene Gene gegen Insekten tragen.
Donnerstag, 30. September 2021
Das Wichtigste in Kürze
- Die meisten insektenresistenten Pflanzen produzieren Bt-Proteine, die aus dem Bodenbakterium Bazillus thuringiensis stammen.
- Es muss sichergestellt werden, das die Bt-Proteine keine negativen Auswirkungen auf die Ökosysteme haben.
- Forscher von Agroscope haben die Wirkung von Bt-Proteinen auf Wasserflöhe untersucht. Es konnten keine schädlichen Wirkungen festgestellt werden.
Insektenresistente Nutzpflanzen bringen grosse Vorteile für Landwirte und sind daher sehr populär. Sie werden weltweit auf etwa 108 Millionen Hektaren angebaut und machen damit 57 Prozent der gesamten Anbaufläche für gentechnisch veränderte Pflanzen aus. In den meisten Fällen produzieren die Pflanzen verschiedene Versionen der ursprünglich aus dem Bodenbakterium Bacillus thuringiensis stammenden Bt-Proteine. Natürlich muss sichergestellt sein, dass transgene Bt-Pflanzen ausser der beabsichtigten Wirkung gegen Schädlinge keine unakzeptablen nachteiligen Auswirkungen auf das Ökosystem haben. Das wird im Rahmen der Zulassungsverfahren überprüft, aber immer wieder auch durch Untersuchungen, die den tatsächlichen Anbau begleiten.
Keine schädlichen Wirkungen durch SmartStax-Sorten
Vor einigen Jahren wurden mögliche schädliche Wirkungen von Bt-Maissorten auf Wasserflöhe beschrieben, allerdings waren die Resultate nicht eindeutig. Yi Chen, Jörg Romeis und Michael Meissle von der Schweizer Forschungsanstalt Agroscope haben jetzt in detaillierten Versuchsreihen untersucht, wie sich transgene Maissorten, die gleich sechs verschiedene Bt-Eiweisse produzieren (SmartStax), auf das Wohlergehen von Wasserflöhen auswirken. Sie verwendeten dafür Maismehl, Blätter und Pollen von zwei insektenresistenten SmartStax-Sorten, zwei vergleichbaren nicht-transgenen Maissorten und einer klassischen Rheintaler-Maissorte. Sie setzten die Wasserflöhe auf eine Diät ausschliesslich aus den zu untersuchenden Materialien und prüften über mehrere Wochen ihr Überleben, Wachstum, und Fortpflanzungserfolg.
Es stellte sich heraus, dass die Bt-Proteine in den SmartStax-Sorten keine schädlichen Wirkungen zeigten. Allerdings entwickelten sich die Tiere unterschiedlich, je nachdem welches Futter verwendet wurde. Maismehl schien weniger bekömmlich zu sein, während Pollen und Blätter trotz eines zehnfach höheren Bt-Proteingehalts besser verträglich waren. Das deutet darauf hin, dass es vor allem Unterschiede in der Zusammensetzung der verschiedenen Futterarten sind, welche biologische Auswirkungen zeigen – unabhängig davon, ob die Maissorten transgen sind oder nicht. In der Tat konnten in einer parallelen Untersuchung deutliche Unterschiede auch mit verschiedenen konventionellen Maissorten als Wasserflohfutter beobachtet werden.
Für die Risikobewertung sind daher sorgfältige Studien erforderlich, die auch die grosse Bandbreite der natürlichen Variabilität von Pflanzenmaterial berücksichtigen.
Dieser Artikel ist im Point Newsletter Nr. 231 von scienceindustries erschienen. Der Newsletter behandelt Aktuelles zur Biotechnologie.
Sources
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