Kanton Zürich: Bis zu 90 Prozent weniger Weintrauben
Der nasse Sommer hatte katastrophale Auswirkungen auf die Weinernte. Es herrschten ideale Bedingungen für Mehltau und andere Schädlinge. Im Kanton Zürich fällt die Traubenernte um 50 Prozent niedriger aus üblich. In manchen Regionen des Kantons betragen die Ernteverluste sogar bis 90 Prozent. Biowinzer mussten zum Schutz ihrer Reben auf Pflanzenschutzmittel aus der konventionellen Landwirtschaft zurückgreifen.
Freitag, 22. Oktober 2021
Es war der nasseste Sommer seit Jahrzehnten. Wie der «Tages-Anzeiger» schreibt, gilt das Jahr 2021 unter Winzerinnen und Winzer als schlechtestes Weinjahr seit 20 Jahren. Betroffen waren Weinbaugebiete in der gesamten Schweiz. Im Kanton Wallis rechnet man mit Ertragseinbrüchen von 30 bis 40 Prozent. Mancherorts war die Situation offenbar derart schlimm, dass Weingüter sogar Opfer von Trauben-Diebstahl wurden. In der Region Genfersee war die Ernte nur halb so gross wie üblich. Und auch den Kanton Zürich traf es hart. Gemäss der Fachstelle Rebbau fällt die Traubenernte hier um 50 Prozent niedriger aus als üblich. In einigen Regionen des Kantons betragen die Ausfälle sogar bis zu 90 Prozent.
Biowinzer setzten auch konventionelle Pflanzenschutzmittel ein
Durch die Nässe konnte sich der Mehltau diesen Sommer besonders stark in den Rebbergen der Schweiz verbreiten. Die Pilzkrankheit hat insbesondere den Biowinzerinnen und Biowinzern das Leben schwer gemacht. Wie der «Tages-Anzeiger» schreibt, mussten sie gemäss Rebbaukommissären vermehrt auf Pflanzenschutzmittel zurückgreifen, die sonst nur in der konventionellen Landwirtschaft zugelassen sind. Dies wird vermutlich dazu führen, dass einige Weinproduzenten ihr Biolabel verlieren werden.
Auch Biobauern brauchen Pestizide
Immer wieder hört man: «Bio kommt ohne Pestizide aus.» . Das stimmt nicht. Aber die Produktion nach Knospe von Bio Suisse ist sehr streng. Es gibt genaue Vorgaben, welche Mittel verwendet werden dürfen. Hierzu gibt das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FibL) eine Betriebsmittelliste für Dünger, Pflanzenschutzmittel und Biozide heraus.
Ein Hof darf demnach nur die Bio-Knospe tragen, wenn der gesamte Betrieb und nicht nur einzelne Betriebsteile oder einzelne Kulturen nach Bio Suisse-Vorschriften betrieben werden. Das lässt keine Flexibilität zu. In schlechten Jahren, wenn Biopestizide nicht genügen, muss der Landwirt zusehen, wie seine Kulturen verderben.
Bio befördert Food Waste
Das ist Food Waste auf dem Acker und nicht ressourceneffizient. Arbeit, Energie, Geld und Saatgut wurden umsonst investiert. Die starren Bio-Vorschriften geben immer wieder zu reden. So müssen gemäss Bio-Suisse-Richtlinien Medikamente und Impfstoffe gentechfrei sein. Vor wenigen Jahren kam der Bio Suisse Präsident unter Druck, weil Schweizer Bio-Küken praktisch flächendeckend einen gentechnisch veränderten Impfstoff gespritzt bekamen. Das Hightech-Mittel schützt vor einem hochansteckenden Virus. «Wir befanden uns in einem extremen Dilemma. Wir haben gesehen, dass tausende Tiere gestorben sind. Deshalb haben wir uns dann ganz klar für das Tierwohl – und für die Impfung entschieden», begründete Bio Suisse-Präsident Urs Brändli die befristete Zulassung in der «Rundschau».
Mit der Verweigerungshaltung gegenüber modernen Technologien befördert Bio den Food Waste und behindert eine ressourceneffiziente Produktion, was im Sinne einer umfassend nachhaltigen Landwirtschaft eigentlich zu vermeiden wäre.
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