
Klimaschonender Dünger aus dem Boden
Die Landwirtschaft gehört zu den ersten Opfern des Klimawandels. Zunehmende Hitze, Trockenheit und Schädlingsdruck gefährden Ernten zunehmend. Gleichzeitig gehört die globale Landwirtschaft zu den grössten Emittenten von Treibhausgasen und treibt den Klimawandel damit selbst voran. Möglichkeiten zur Reduktion von CO2 gibt es viele. Eine bisher eher unterschätzte liegt in der Reduktion von Stickstoffdünger.
Dienstag, 30. November 2021
Das Wichtigste in Kürze:
- Kunststoffdünger sind für drei Prozent der gesamten Treibhausgase verantwortlich.
- Ihr Ersatz durch alternative Produkte hätte positive Auswirkungen auf das Klima.
- Die Firma «Sound Agriculture» erforscht eine Technologie, mit der rund 30 Prozent des Stickstoffdüngers ersetzt werden könnten.
Der Hebel, den die Landwirtschaft bei der Reduktion von klimaschädlichen Gasen in der Hand hält, ist beachtlich. Schätzungsweise 20 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen gehen auf ihr Konto. Etwa drei Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen werden durch den Einsatz von Stickstoffdüngern verursacht. Das Problem liegt darin, dass nur ein Bruchteil des auf den Feldern ausgebrachten Stickstoffs auch tatsächlich von den Pflanzen aufgenommen wird. Der Rest gelangt in die Umwelt und die Atmosphäre – mit teilweise negativen Folgen für Klima und Biodiversität. Die Erforschung alternativer Düngemittel gehört deshalb zu den wichtigsten Aufgaben für die chemische Industrie.
CO2-Emissionen von 200 Millionen Autos einsparen
Die Aufgabe ist jedoch nicht einfach. Unsere heutigen synthetischen Stickstoffdünger basieren auf dem berühmten Haber-Bosch-Verfahren, mit dem seit Anfang des 20. Jahrhunderts die Synthese von Ammoniak im grossen Stil möglich ist. Das Verfahren bildet somit die Grundlage für die Herstellung von stickstoffhaltigem Dünger und leistet einen unschätzbaren Beitrag zur Welternährung. Noch heute basieren rund 40 Prozent aller hergestellter Nahrungsmittel auf dem Verfahren. Es kann nicht von heute auf morgen ersetzt werden. Doch erste Schritte in Richtung eines nachhaltigeren Düngers sind getan. So erforscht das Unternehmen «Sound Agriculture» mit finanzieller Unterstützung von Bayer eine Technologie, die zukünftig weltweit 30 Prozent des Stickstoffdüngers einsparen könnte. Damit würden die CO2-Emissionen von ungefähr 200 Millionen Autos eingespart.
Weniger Dünger, mehr Ertrag
Das Produkt namens SOURCE aktiviert die vorhandenen Mikroorganismen im Boden
und stellt eine Alternative zu Kunstdünger beim Mais- und Sojaanbau dar. Durch
die Anregung der Bodenlebewesen werden die Pflanzen automatisch mit mehr
Stickstoff und Phosphor versorgt, was die Maiserträge pro Hektar um 475 Kilogramm
steigern kann. Zum Vergleich: Heute werden pro Hektar Land rund 100 Kilogramm
Stickstoffdünger ausgebracht. Auf der anderen Seite reichen 20 Milliliter
SOURCE pro Hektar. Das Potenzial zur Reduktion von klimaschädlichen Gasen ist
also enorm. Das Produkt ermöglicht grössere Ernten mit massiv geringerem
Einsatz von Ressourcen und könnte ein wichtiges Instrument auf dem Weg zu einer
umfassend nachhaltigen Landwirtschaft sein.
Sources
Ähnliche Artikel

«Ohne Gentechnik» geht gar nicht(s)!
Politiker und Ökoverbände schüren seit Jahren Ängste vor einer Technologie, die schon seit Jahrzehnten dafür sorgt, dass Ressourcen und Umwelt geschont und Nahrungsmittel und Kosmetika besser werden. Es ist an der Zeit, mit dieser Verbrauchertäuschung Schluss zu machen.

«Der Schutz der Kulturen ist nicht mehr gewährleistet»
Die Schweizer Landwirtschaft steckt beim Pflanzenschutz in der Klemme. Am Swiss-Food Talk vom 1. Juli 2025 schildern drei Produzentenvertreter, wie Verbote, fehlende Alternativen und lange Bewilligungsverfahren ihre Kulturen unter Druck setzen und die Versorgungssicherheit gefährden.

Die Jagd nach Fehlinformationen fühlt sich an wie das Hüten von Katzen
Science-Fiction hat die Angewohnheit, sich als wissenschaftliche Tatsache zu tarnen – bis jemand wie ich mit einem Eimer voller harter Fakten daherkommt. Aber seien wir ehrlich: Unsinn zu entlarven ist exponentiell aufwendiger als ihn zu produzieren. Jonathan Swift wusste das bereits 1710, und hier stehe ich nun, Jahrhunderte später, und sage immer noch meine Meinung, bevor das nächste virale Feuerwerk an Fehlinformationen losgeht.

Klimaschutz darf Ernährungssicherheit nicht gefährden
Die Landwirtschaft steht zunehmend unter Druck, klimaneutral zu wirtschaften. Doch wie kann dies gelingen, ohne die Ernährungssicherheit zu gefährden? Im Agrarpolitik-Podcast betont Hannah von Ballmoos-Hofer, Leiterin des Geschäftsbereichs Energie beim Schweizer Bauernverband, dass Klimaschutz wichtig ist, aber nicht auf Kosten der Ernährungssicherheit gehen darf.