Nachhaltige Ernährung mit Algen

Nachhaltige Ernährung mit Algen

Die grösste Herausforderung der gegenwärtigen Landwirtschaft ist die Produktion von gesunden Lebensmitteln, die den Planeten nicht übermässig beanspruchen. Algen könnten dereinst ein wichtiges Puzzleteil in der Lebensmittelproduktion darstellen. Sie sind nährstoffreich, platzsparend und eignen sich als Nahrung für Menschen und Tiere.

Freitag, 12. November 2021

Im Jahr 2050 werden nach jüngsten Schätzungen der Vereinten Nationen 9,7 Milliarden Menschen auf der Erde leben. Die Nahrungsmittelproduktion muss mit dem Bevölkerungswachstum mithalten können. Doch fruchtbares Land ist knapp und sollte zwecks Erhaltung der Biodiversität und Klimastabilität nicht zusätzlich landwirtschaftlich genutzt werden. Wir sind in Zukunft also auf Lebensmittel angewiesen, die nicht direkt aus dem Boden wachsen und relativ platzsparend sind. Ein Beispiel sind Algen – genauer gesagt Mikroalgen.

Sie werden in Bioreaktoren hergestellt. Manche dieser Anlagen haben Glasröhren von mehreren hundert Kilometern Länge, um das Sonnenlicht optimal einzufangen. Es gibt aber auch kleine Anlagen für die lokale Produktion. So kann die Produktion auch zum Beispiel in der Stadt erfolgen, was ohne weitere Landnutzung möglich ist. Weil die Algen reich an Nährstoffen sind, eignen sie sich hervorragend zum Verzehr und als Bestandteile von Nahrungsergänzungsmitteln. Aber auch Bio-Kunststoffe, medizinische Wirkstoffe gegen Entzündungen und Infektionen mit Bakterien oder Viren und wertvolle Kosmetik-Bestandteile können mit verschiedenen Algen-Arten produziert werden.


Algen als Tierfutter

Eine wichtige Rolle für die Ernährung könnten Algen indirekt als Futtermittel spielen. Ein Beispiel sind Aquakulturen – also die Zucht von Fischen, Muscheln oder Krebsen. Sie erfordern Fütterungsmittel mit viel Omega-3-Fettsäuren. Gängige Praxis ist die Verfütterung von Fischmehl. Das ist jedoch nicht ressourceneffizient. Gemäss FAO werden rund 19 Prozent der wild gefangenen Fische für die Herstellung von Fischmehl oder Fischöl verwendet.

Durch die Produktion von Algen-Öl aus Agrarrohstoffen wird es unnötig, Wildfische zu Futtermehl zu verarbeiten und als Futtermittel für die Aquakulturen einzusetzen. Eine Tonne Algen-Öl kann so über 60 Tonnen Wildfang-Fische ersetzen. Das MSC-zertifizierte Algenöl der Firma Veramaris – ein Joint Venture von DSM und Evonik – kann den Futterbedarf von etwa 15 Prozent der globalen Lachs- und Forellenzucht decken, und ersetzt damit jährlich über eine Millionen Tonnen Wildfang-Fische, die so nicht zu Fischmehl verarbeitet werden müssen.

Ähnliche Artikel

Das Gift und die Dosis – Grosse Panik um kleine Werte?
Wissen

Das Gift und die Dosis – Grosse Panik um kleine Werte?

Die Diskussion um Grenzwerte für chemische Rückstände in Wasser und Nahrung ist oft von Missverständnissen und Emotionen geprägt. Kaum ein anderes Thema zeigt so deutlich, wie sehr Wahrnehmung und Wissenschaft auseinanderdriften. Doch was bedeuten Grenzwerte wirklich? Der Agrarpolitik-Podcast und swiss-food.ch beleuchten im Herbst 2025 in einer fünfteiligen Reihe unseren Umgang mit Grenzwerten. Den Höhepunkt bildet zum Abschluss ein Live-Podcast vor Publikum am 5. November im Bogen F in Zürich.

«Ohne Gentechnik» geht gar nicht(s)!
Wissen

«Ohne Gentechnik» geht gar nicht(s)!

Politiker und Ökoverbände schüren seit Jahren Ängste vor einer Technologie, die schon seit Jahrzehnten dafür sorgt, dass Ressourcen und Umwelt geschont und Nahrungsmittel und Kosmetika besser werden. Es ist an der Zeit, mit dieser Verbrauchertäuschung Schluss zu machen.

«Der Schutz der Kulturen ist nicht mehr gewährleistet»
Wissen

«Der Schutz der Kulturen ist nicht mehr gewährleistet»

Die Schweizer Landwirtschaft steckt beim Pflanzenschutz in der Klemme. Am Swiss-Food Talk vom 1. Juli 2025 schildern drei Produzentenvertreter, wie Verbote, fehlende Alternativen und lange Bewilligungsverfahren ihre Kulturen unter Druck setzen und die Versorgungssicherheit gefährden.

Die Jagd nach Fehlinformationen fühlt sich an wie das Hüten von Katzen
Wissen

Die Jagd nach Fehlinformationen fühlt sich an wie das Hüten von Katzen

Science-Fiction hat die Angewohnheit, sich als wissenschaftliche Tatsache zu tarnen – bis jemand wie ich mit einem Eimer voller harter Fakten daherkommt. Aber seien wir ehrlich: Unsinn zu entlarven ist exponentiell aufwendiger als ihn zu produzieren. Jonathan Swift wusste das bereits 1710, und hier stehe ich nun, Jahrhunderte später, und sage immer noch meine Meinung, bevor das nächste virale Feuerwerk an Fehlinformationen losgeht.

Weitere Beiträge aus Wissen