«Natürlich ist gesund, Chemie ist Gift.»
Alles, was in der Natur vorkommt, ist gesund und synthetisch hergestellte Stoffe, also «chemische» Substanzen, sind giftig. Dieser Mythos ist grundfalsch: In der Natur kommen viele hochgiftige Stoffe vor und gleichzeitig gibt es viele synthetische hergestellte Substanzen, welche absolut ungefährlich sind.
Samstag, 2. November 2019
Das Wichtigste in Kürze
- Die Möglichkeit, Wirkstoffe synthetisch herzustellen, wirkt sich auch positiv auf die Tierwelt und die Biodiversität aus.
- «Natürliche» Schwermetalle können bei falscher Anwendung sehr schädlich sein.
- Das Schimmelpilzgift Aflatoxin ist höchst krebserregend. Mit dem Einsatz von geeigneten Fungiziden kann dieser Gefahr jedoch vorgebeugt werden.
Gerade im Zusammenhang mit Pflanzenschutzmitteln ist die Meinung weit verbreitet, dass natürlich gut und chemisch schlecht sei. Doch eine derartige Schwarz-Weiss-Malerei ist sachlich falsch und unüberlegt.
Synthetische Herstellung naturidentischer Stoffe
Viele synthetisch hergestellte Pflanzenschutzmittel sind naturidentisch. Die Möglichkeit, Wirkstoffe synthetisch herzustellen, wirkt sich auch positiv auf die Tierwelt und die Biodiversität aus. Denn damit lässt sich verhindern, dass nützliche Stoffe direkt einem Tier entnommen werden müssen. Das gilt beispielsweise für die im Biolandbau wichtigen Pheromone. Das sind Lockstoffe, mit denen Schadinsekten angelockt werden. Auf «natürliche» Weise müsste man den Wirkstoff aus Millionen von Faltern extrahieren.
Die Anwendung ist entscheidend
Sogar potenziell gefährliche Pflanzenschutzmittel, ob synthetisch oder direkt aus der Natur stammend, sind bei fachgerechter Anwendung für Mensch, Tier und Umwelt sicher. Umgekehrt können aber auch natürlich vorkommende Mittel wie die in der Biolandwirtschaft beliebten Kupfermittel bei falscher Anwendung durchaus sehr schädlich sein. So reichert sich Kupfer im Boden an und wirkt auf Bodenorganismen wie Regenwürmer toxisch. Auch auf die Gesundheit des Menschen kann sich Kupfer negativ auswirken. Es kann sogar vorkommen, dass unbehandelte, «natürliche» Lebensmittel gefährlich sind. Dann nämlich, wenn sie Rückstände des Schimmelpilzgiftes Aflatoxin enthalten. Dieses gilt als höchst krebserregend. Mit dem Einsatz von geeigneten Fungiziden kann dieser Gefahr jedoch vorgebeugt werden. Ein anderes Beispiel sind giftige Unkräuter, die mit dem Haupterzeugnis mitgeerntet werden können. Der Einsatz von Herbiziden wie Glyphosat kann verhindern, dass Giftstoffe von unerwünschten Pflanzen die Ernte kontaminieren. Die Beispiele zeigen: Auch «natürlich» kann giftig sein.
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Letztlich ist alles Chemie
Chemie wird in der Regel mit der synthetischen Herstellung von Stoffen im Labor gleichgesetzt. Dabei ist auch der Mensch und vieles was er täglich macht Chemie, wie dieses kurze Video anschaulich zeigt. Synthese bezeichnet den Vorgang, bei dem aus Elementen eine Verbindung oder aus Verbindungen ein neuer Stoff hergestellt wird. Dies hat grundsätzlich überhaupt nichts mit Gift zu tun. Es lassen sich nämlich auch natürliche Stoffe synthetisch herstellen. Die synthetische Herstellung von Pflanzenschutzmitteln bietet viele Vorteile und kann auch die Umwelt entlasten. Mehr dazu erfahren Sie hier.
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