Olivenöl wird zur Luxusware – und Raps steckt in der Klemme

Olivenöl wird zur Luxusware – und Raps steckt in der Klemme

Olivenöl ist mittlerweile so teuer, dass Supermärkte in Südeuropa die Flaschen anketten müssen. Ernteausfälle in Spanien und Italien haben die Preise explodieren lassen. Eine Alternative könnte Rapsöl sein – doch genau dessen Anbau gerät unter Druck.

Donnerstag, 13. März 2025

Nicht nur bei Kakao und Kaffee schiessen die Preise durch die Deckeauch Olivenöl ist zum Luxusgut geworden. Schuld daran sind massive Ernteausfälle in den wichtigsten Produktionsländern Europas. In Spanien führten extreme Trockenheit und Hitzewellen zu drastischen Ertragseinbrüchen, während in Italien starke Regenfälle die Ernte beeinträchtigten. Zusätzlich setzen Schädlingsbefall und Pilzkrankheiten den Olivenbäumen zu. Die Folge: Der Preis für 100 Kilogramm «Extra Vergine»-Olivenöl ist laut dem Internationalen Olivenverband von 211 Franken im Jahr 2019 auf bis zu 750 Franken Mitte 2023 explodiert – eine Steigerung um mehr als das Dreifache. Laut der «NZZ» gibt es bei keinem anderen Lebensmittel eine vergleichbare Preisentwicklung.

In Italien und Spanien sei die Lage gar derart dramatisch, dass Supermärkte ihre Olivenölflaschen aneinanderketten, um sie vor Diebstahl zu schützen, wie «SRF» berichtete.


Raps als Alternative – doch der Anbau schrumpft

Rapsöl könnte eine praktikable Alternative zu Olivenöl sein – doch ausgerechnet in Europa geht der Rapsanbau zurück. Ein Hauptgrund: Die Zulassung moderner Pflanzenschutzmittel wird zunehmend blockiert.

Dass der Rapsanbau hierzulande rückläufig ist, spüren auch die Imker, denn Raps ist eine hervorragende Bienentrachtpflanze. Doch Raps dient nicht nur als Bienentrachtpflanze – auch sonst spricht Vieles für den Anbau von Raps. So erfreut das Kreuzblütengewächs nicht nur das Bodenleben, sondern wird auch für die Herstellung hochwertiger Speiseöle, technischer Öle, aber auch Biodiesel sowie eiweissreiche Futtermittel genutzt.


Ohne Pflanzenschutzmittel geht nichts

Ohne moderne Pflanzenschutzmittel können Kulturen, deren Anbau ohnehin bereits rückläufig ist, nicht geschützt werden. Hinzu kommt, dass ohne wirksame Pflanzenschutzmittel natürlich auch die Anbaubereitschaft sinkt. Dabei wäre die Produktion von Raps als Alternativkultur zum aus ideologischen Gründen verpönten Palmöl eigentlich wichtig. Doch ohne wirksame Pflanzenschutzmittel kann Raps diese Rolle nicht wahrnehmen, geschweige denn als Alternative zum knappen Olivenöl fungieren. Moderne Pflanzenschutzmittel sind essenziell, um die Kulturen zu schützen und die Erträge stabil zu halten.

Dummerweise haben die Imker selbst aktiv mitgeholfen, die bewährten Neonicotinoide vom europäischen und Schweizer Markt zu verbannen. Und das, obwohl die Saatgutbeizung gegenüber dem Spritzen klare Vorteile hat und die Bienen und Bestäuberinsekten weniger exponiert. Das Verbot ging auf einen einzigen Fall zurück, bei dem beim Ausbringen von gebeiztem Saatgut Abrieb als Staub verweht wurde und benachbarte Bienenvölker starben. Wenn mit Insektiziden gebeiztes Saatgut konsequent mit Vakuum-Setzgeräten ausgebracht wird, kann das Verwehen erfolgreich verhindert werden. Das Neonicotinoid-Verbot wurde zudem mit reinen Laborstudien begründet.

Das wird von renommierten Wissenschaftlern scharf kritisiert. So hätten diese Studien keinen umfassenden Überblick über die Situation geboten und führten dennoch zu wirtschaftlichen Verlusten in Höhe von Hunderten von Millionen Dollar für die Landwirte. «Das Verbot von Neonicotinoiden hat erhebliche wirtschaftlichen Kosten für Landwirte durch geringere Erträge und für Verbraucher durch höhere Lebensmittelpreise verursacht, da es nur wenige, wenn überhaupt, Alternativen zur chemischen Schädlingsbekämpfung gibt», so die Schlussfolgerung der Wissenschaftler, die ursprünglich auf «Saifood» publiziert wurde.

Statt genereller Verbote wären gezielte risikomindernde Massnahmen sinnvoller – so können Landwirte essenzielle Pflanzenschutzprodukte weiterhin nutzen. Risiken managen statt stillstehen. Entscheide sollten zudem auf breiteren Vorkommnissen beruhen als auf einzelnen Fällen von schlechter Agrarpraxis. Dazu braucht es Feldstudien und nicht nur reine Laborexperimente als Entscheidungsgrundlagen.

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