Preise für Pasta steigen

Preise für Pasta steigen

Schlechte Wetterverhältnisse führten auf der ganzen Welt zu schlechten Hartweizenerträgen. Dies hat Auswirkungen auf Produkte wie Pasta, Couscous und Bulgur: Sie kosten deutlich mehr.

Freitag, 17. Dezember 2021

Schweizerinnen und Schweizer essen gerne Pasta. Rund zehn Kilogramm beträgt der Konsum pro Kopf und Jahr. Damit belegt die Schweiz einen internationalen Spitzenplatz, wenn es um den Konsum von Teigwaren geht. Im Vergleich mit anderen Getreidesorten wie Reis (6 Kilogramm pro Kopf) oder Mais (2,4 Kilogramm pro Kopf) nimmt Hartweizenpasta also einen wichtigen Platz als Grundnahrungsmittel ein. Wie die Sendung «SRF Espresso» berichtet, steigen die Konsumentenpreise ab Januar für Schweizer Teigwahren um bis zu 20 Prozent. Grund dafür ist ein Mangel an Hartweizen auf dem Weltmarkt aufgrund der schlechten Witterungsverhältnisse in diesem Jahr.


Verdoppelung des Preises für Hartweizen

Die Korn-Qualität habe wegen des aussergewöhnlichen Wetters gelitten und das Rohstoffangebot habe die Nachfrage nicht mehr decken können. Ab dem Sommer sei daher der Rohstoffpreis kontinuierlich gestiegen und habe sich zuletzt gegenüber dem Vorjahr verdoppelt. Betroffen ist auch die Pasta Premium AG, der grösste unabhängige Schweizer Teigwarenproduzent mit rund 50 Mitarbeitenden in Frauenfeld. In der Schweiz werden pro Jahr 25'000 Tonnen Teigwaren hergestellt. Ein Drittel davon wird allein in Frauenfeld produziert.


Preise für diverse Produkte steigen

Doch die Preise steigen auch bei anderen Pasta-Marken. Die schlechte Hartweizenernte hat zu einer Verdoppelung des Preises für Hartweizen geführt. Die schlechte Hartweizenernte schlägt sich nun in gestiegenen Preisen für Teigwaren nieder. Gemäss «Tages-Anzeiger» führt die Rohstoffknappheit bei gewissen Produkten zu Preiserhöhungen von einem Drittel. So kostet das Kilo Prix-Garantie Fusilli bei Coop neu 1.20 Franken statt 0.90 Franken. Auch Penne Rigate von Barilla kosten mehr. Eine 500-Gramm-Packung kostet neu 2.50 Franken statt 2.20 Franken. Gleichzeitig sind auch andere Rohstoffpreise gestiegen. Aufgrund des Umstiegs vieler Produzenten von Palm- zu Rapsöl übersteigt die Nachfrage das Angebot. Auch das schlägt sich in höheren Preisen nieder und dürfte Auswirkungen auf viele Produkte haben, die Rapsöl beinhalten.


Trend zeichnete sich ab

Bereits im Herbst zeichneten sich die Preiserhöhungen ab. Hitzewellen in Nordamerika sowie Dauerregen und Überschwemmungen in Mittel- und Osteuropa haben zu einer miserablen Hartweizenernte geführt. Das berichtete «20 Minuten». Auf dem Weltmarkt entstand eine Lücke, die nun zu höheren Preisen für Hartweizenprodukte führt. Die Tonne Hartweizen kostet in diesem Jahr doppelt so viel wie noch im letzten Jahr. Weil der grösste Teil des in der Schweiz verarbeiteten Hartweizens aus Nordamerika stammt, müssen Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten nicht nur für Teigwaren, sondern wohl auch für Couscous oder Bulgur mehr bezahlen.


Verminderte Qualität bei Brotweizen

Auch die Brotgetreideernte 2021 fällt laut der Branchenorganisation Swiss Granum sowohl quantitativ als auch qualitativ unterdurchschnittlich aus. Die Prognose wurde von Swiss Granum bestätigt. Auch der Dachverband Schweizerischer Müller (DSM) sieht zusätzliche Kosten auf die Mühlen zukommen, um die schwache Getreidequalität auszugleichen. Aufgrund der Wetterbedingungen und der teils sehr späten Ernte sei es verbreitet zu Auswuchs des Getreides gekommen, was eine tiefere Qualität des Brotweizens zur Folge habe.

Schlechtes Erntejahr 2021

Das Jahr 2021 hinterlässt in praktisch allen Kulturen Spuren in Form von Ernteverlusten und Totalausfällen. Besonders betroffen sind Weinbau und Obstbau, wo starke Hagelschläge einen Grossteil der Früchte zerstörten. Hinzu kam jedoch auch Staunässe auf den Feldern und der starke Druck von Pflanzenkrankheiten. Mehltau sowie Kraut- und Knollenfäule konnten sich aufgrund der feuchtnassen Bedingungen besonders gut ausbreiten. Um die Kartoffeln einigermassen vor der Kraut- und Knollenfäule zu schützen, waren Bauern auf wirksame Pflanzenschutzmittel angewiesen. Ohne diese Mittel wäre es wohl auch im Kartoffelbau zu Totalausfällen gekommen. Vor 150 Jahren zerstörte die Pilzkrankheit ganze Jahresernten und führte zu schrecklichen Hungersnöten, die in Irland eine Million Todesopfer (bei damals 8 Millionen Einwohnern) forderte und eine Massenemigration auslöste. Der nasse Sommer 2021 hätte in früheren Generationen – wo keine wirksamen Pflanzenschutzmittel vorhanden und Importe nicht möglich waren – wohl ebenfalls zu einer Hungersnot geführt.Dies just in dem Sommer, in dem zwei Volksinitiativen den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verbieten oder den Nichteinsatz und damit den Food Waste auf dem Acker finanziell belohnen wollten. Eine aktuelle Untersuchung von Agroscope bestätigt einmal mehr: Ein Totalverzicht auf Pflanzenschutzmittel würde Ernteausfälle von bis zu 47 Prozent mit sich bringen. Das hiesse: Mehr Importe, dort wo Importe möglich sind. Wo kein Ersatz beschafft werden kann, kommt Zweitklassware in die Regale oder sie bleiben leer. Für die Konsumentinnen und Konsumenten bedeutet Verknappung auch höhere Preise.

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