
Preisexplosion bei Kaffee, Kakao und Olivenöl
Die Preise für Kakao, Kaffee und Olivenöl haben in den letzten Monaten neue Rekorde erreicht. 2025 wird es die Konsumenten besonders treffen – sie werden den Preisanstieg massiv spüren. Innovationen wie neue Züchtungstechnologien oder moderne Pflanzenschutzmittel könnten Abhilfe schaffen – doch dafür müsste die Politik die richtigen Rahmenbedingungen schaffen.
Montag, 17. Februar 2025
Kakao, Kaffee und Olivenöl: Drei Produkte, die für viele zum Alltag gehören, haben in den vergangenen Monaten ein Preishoch erreicht. Besonders drastisch zeigt sich die Entwicklung bei Kakao und Kaffee – die beiden brechen aktuell gerade jahrzehntealte Preisrekorde, wie die «NZZ» schreibt. Innerhalb eines Jahres hat sich der Preis für Kakaobohnen an der New Yorker Rohwarenbörse zwischenzeitlich verdreifacht. Im Frühjahr 2024 kletterte der Preis von 4000 auf bis zu 12’000 Dollar je Tonne.
Zwar folgte im Sommer eine leichte Entspannung, doch Ende des Jahres zog der Preis erneut massiv an und liegt aktuell bei rund 11’000 Dollar pro Tonne. Wie SRF berichtet, ist das Pulver aus zwei Gründen so teuer. Zum einen sorgte ein Virus, der die Kakaopflanzen vor allem in den wichtigen Anbaugebieten Westafrikas befallen hat, für grosse Ernteausfälle. Gleichzeitig beeinträchtigt der Klimawandel die Kakaoproduktion. Die Folge war, dass das Angebot deutlich kleiner war als die Nachfrage, was den Preis explodieren liess. Gemäss dem Geschäftsführer der Schweizer Plattform für nachhaltigen Kakao kann das Virus (noch) nicht bekämpft werden – es bleibt nur das Fällen der Kakaobäume.
Nachfrage nach Kaffee steigt
Auch Kaffeeliebhaber müssen sich auf teurere Zeiten einstellen. Die Preise für Rohkaffee haben ebenfalls Rekordwerte erreicht. Während die einen schlechte Wetterbedingungen in den wichtigsten Kaffeeproduktionsländern – ergo den Klimawandel – als Ursache für den Preisanstieg sehen, machen andere die gestiegene Nachfrage für die Preiserhöhung verantwortlich. Wie die «Migros» schreibt, ist beispielsweise der Konsum in aufstrebenden Industrienationen wie China enorm gestiegen.
Moderne Züchtungstechnologien könnten hier Abhilfe schaffen. In Italien haben Forscher eine präzisere Genomkarte der Arabica-Kaffeepflanze entwickelt, die widerstandsfähigere Pflanzen ermöglichen soll. Eine weitere Möglichkeit wären Lebensmittel aus dem Bioreaktor. An der ZHAW in Zürich wurden bereits erste Versuche gestartet und nachhaltige Schokolade im Tank hergestellt. Noch sind diese Innovationen allerdings Zukunftsmusik.
Zusätzlich ist auch Ananassaft von einer deutlichen Preissteigerung betroffen. Aufgrund von Ernteausfällen in den Hauptanbauländern wie Thailand, den Philippinen und Costa Rica hat sich der Preis für Ananassaft-Konzentrat auf über 5’000 US-Dollar pro Tonne erhöht. Diese Engpässe sind auf extreme Wetterbedingungen wie Trockenheit und das Klimaphänomen El Niño zurückzuführen, was zu einer drastischen Reduzierung der Erntemengen geführt hat.
Jetzt müssen Olivenölflaschen angekettet werden
Doch nicht nur Kakao, Kaffee und Ananas sind preistechnisch auf einem Rekordhoch. Auch die Preise für Oliven und Olivenöl schnellen in die Höhe. 2023 war die Olivenernte in sämtlichen europäischen Produktionsländern miserabel – das hatte massive Auswirkungen auf den Preis. In Spanien sorgten extreme Trockenheit und Hitzewellen für Einbrüche, während in Italien starke Regenfälle die Ernte beeinträchtigten. Doch auch invasive Organismen gefährden den Olivenanbau. Ein Beispiel ist das Bakterium Xylella fastidiosa (Xf), welches das Bundesamt für Landwirtschaft als eines der weltweit gefährlichsten Bakterien für Pflanzen bezeichnet. Das Bakterium benutzt beispielsweise Olivenbäume als Wirtspflanzen.
Das Ausmass des Preisanstiegs lässt einen leer schlucken: Nach Angaben des Internationalen Olivenverbands kosteten 100 Kilogramm «Extra Vergine»-Olivenöl 2019 umgerechnet 211 Franken. Ende Juni letzten Jahres waren es sage und schreibe 750 Franken. Das berichtet das «SRF». Der «NZZ» zufolge hat es bei keinem anderen Lebensmittel eine ähnliche Preissteigerung gegeben. In Italien und Spanien sei die Lage gar derart dramatisch, dass Supermärkte ihre Olivenölflaschen aneinanderketten, um sie vor Diebstahl zu schützen.
Doch nicht nur Fälle von Diebstahl, auch Produktfälschungen haben aufgrund des rasanten Preisanstiegs zugenommen. «Rekorde beim Betrug mit Olivenöl», titelte der «Tages Anzeiger» im vergangenen Sommer. Insbesondere in Italien seien Betrugsfälle häufig: So wurden beispielsweise im Juli letzten Jahres 42 Tonnen falsch deklariertes Olivenöl beschlagnahmt. Die Ware im Wert von fast einer Million Dollar hätte als «extra vergine» verkauft werden sollen, war tatsächlich aber mit minderwertigem oder günstigem Öl gestreckt. In anderen Fällen wurden irreführende Herkunftskennzeichnungen verwendet, um eine höhere Qualität vorzutäuschen. Diese Entwicklung zeigt: Je seltener und teurer ein Produkt wird, desto höher ist das Risiko von Fälschungen.
Doch was ist die Lösung für die Rarität des Olivenöls? Eine Alternative könnte Raps sein. Doch der Rapsanbau in Europa ist rückläufig – unter anderem, weil einmal mehr die Zulassung moderner Pflanzenschutzmittel blockiert wird.
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