
Regionale Produkte sind gefragter denn je
Die Nachfrage nach regionalen Produkten könnte kaum grösser sein. Das zeigt eine neue Studie der Hochschule für Wirtschaft Zürich. Konsumenten schätzen regionale Produkte gar als deutlich nachhaltiger ein als Bio- oder Premiumprodukte. Um dem Trend gerecht zu werden, wird es deshalb umso wichtiger, moderne Züchtungstechniken und Pflanzenschutzmittel zu fördern.
Montag, 12. Februar 2024
Regionale Produkte sind im Trend. Und das nicht erst seit gestern. Trotzdem lassen Ergebnisse einer Studie der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ) aufhorchen. Diese kommt nämlich zum Schluss: Regionale Produkte sind gefragter, denn je und werden gar als umfassend nachhaltiger wahrgenommen als Bio- oder Premiumprodukte.
Ein Blick in die repräsentative Studie mit knapp 1400 Teilnehmern bestätigt: Regionalität ist auf dem Vormarsch. So erzielten regionale Produkte 2022 auf Endverbraucherebene einen Umsatz von sage und schreibe 2416 Millionen Schweizer Franken. Das entspricht einem Marktanteil von 8,2 Prozent am gesamten Schweizer Lebensmittelumsatz. Wie der Studie weiter zu entnehmen ist, beträgt der Anstieg des Umsatzes von Regionalprodukten von 2015 bis 2022 durchschnittlich neun Prozent.
Deshalb werden regionale Produkte als sozial angesehen
Doch wie kommt es, dass regionale Produkte einen derartigen Aufschwung erleben? Laut Dr. Stephan Feige, Co-Autor und Fachstellenleiter Authentische Markenführung an der HWZ, schätzen Konsumenten regionale Produkte nicht nur aufgrund ihrer Herkunft, sondern sehen sie auch als «soziale Produkte».
So erwarten 83 Prozent der in der Studie befragten Personen, dass bei regionalen Produkten ein hohes Tierwohl sichergestellt wird. 35 Prozent der Studienteilnehmer gehen zudem von überdurchschnittlich hohen Rohstoffpreisen für die Bauern aus. Dies steht in Kontrast zu den immer wieder gehörten Klagen der Landwirte in der Schweiz, dass bei ihnen wenig vom Endverkaufspreis ihrer Produkte landet. Das haben auch die in ganz Europa ausgebrochenen Bauernproteste verdeutlicht, bei denen die Landwirte unter anderem wegen der ausufernden ökologischen Auflagen, EU-Vorschriften und der Kürzung von Subventionen auf die Barrikaden gingen. In Deutschland, Frankreich, Italien, Polen und Belgien kam es zu teilweise landesweiten Blockaden und Kundgebungen. Während die Forderungen je nach Land etwas variieren, ist der Tenor überall gleich: Die Preise für ihre Produkte durch die Lebensmittelverarbeiter und den Detailhandel sollen fair sein. Die Preisbildung soll also auf den effektiven Kosten basieren.
«Localwashing» stellt zunehmend eine Bedrohung dar
Die Studie kommt ebenfalls zum Schluss, dass sogenanntes «Localwashing», bei dem Regionalprodukte fälschlicherweise als lokal beworben werden, eine Gefahr darstellen könnte. So ist es erwiesen, dass die Zahlungsbereitschaft bei Regionalprodukten verglichen mit lokalen Produkten deutlich höher ist.
Umso wichtiger ist es deshalb, dass den Bauern hierzulande die modernsten Tools zur Verfügung stehen, um die von den Konsumenten bevorzugten Produkte herstellen zu können. Unter anderem neue Züchtungsmethoden wie die Genschere für Raps könnten dabei Abhilfe schaffen und den Weg für eine langfristig nachhaltige Landwirtschaft bereiten.
Dank Genom-Editierung könnten zudem künftig Presserückstände von Raps zu Tierfutter verarbeitet werden. Dadurch würde der einheimische Raps gefördert und der Sojaimport aus dem Ausland eingedämmt. Konsumenten und Landwirte würden von den Vorteilen profitieren, wie diverse Beispiele zeigen. Auch Biolandwirte sehen durchaus Vorteile für sich.
Doch neue Züchtungsmethoden allein können die Regionalität nicht sicherstellen, denn die gegen alles und auf immer resistente Pflanze gibt es nicht. Zudem breiten sich laufend neue Schädlinge und Krankheiten aus. Genauso wie Medikamente stetige Begleiter des Menschen sind und immer sein werden, sind auch Pflanzenschutzmittel unentbehrlich. Diese werden immer präziser in ihrer Wirkung wie Anwendung. Doch in der Schweiz bleiben sie in der Zulassungsschlaufe stecken. Das aber gefährdet die regionale Produktion – und läuft dem Konsumentenwunsch damit diametral entgegen.
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