Sammelklage wegen Verbot von Pflanzenschutzmittel

Sammelklage wegen Verbot von Pflanzenschutzmittel

Ein bewährtes Saatgutbeizmittel darf aufgrund eines Entscheides des Europäischen Gerichtshofes nicht mehr verwendet werden. In der Folge ist die Kürbisernte in der österreichischen Steiermark praktisch vollständig vernichtet worden. Die betroffenen Bauern wollen nun mit einer Sammelklage vor Gericht. Sie verlangen Entschädigung für die Ernteausfälle.

Freitag, 7. Juli 2023

Die Steiermark in Österreich ist bekannt für ihren Kürbisanbau. Angebaut werden vor allem Ölkürbisse zur Herstellung von Kürbiskernöl. In diesem Jahr stehen die steirischen Bauern jedoch vor einem Scherbenhaufen. Das nasskalte Wetter im Frühling hat der empfindlichen Kürbiskernsaat zugesetzt. Der österreichische Rundfunk prognostizierte im Mai noch Ernteausfälle von bis zu 50 Prozent. Wie die «Kronen Zeitung» schreibt, sind nun von den 8000 Hektar, auf denen in der Steiermark Kürbisse angebaut wurden, 6600 Hektar geschädigt. Ein Food Loss sondergleichen.


Bewährtes Fungizid verboten

Schuld an den enormen Ernteausfällen ist jedoch bei Weitem nicht nur das schlechte Wetter. Die steirische Kürbissaat wurde bis zum letzten Jahr stets mit einem bewährten Beizmittel behandelt. Die empfindlichen Kürbiskerne konnten so auf dem Feld vor Pilz- und Schädlingsbefall geschützt werden. Aufgrund eines Urteils des Europäischen Gerichtshofes durfte der Wirkstoff Metalaxyl-M in diesem Jahr nicht mehr eingesetzt werden. Das Ersatzprodukt zeigte auf den Feldern kaum Wirkung. Ein Grossteil der gesäten Kürbiskerne keimte nicht.


Landwirten fehlen immer mehr Instrumente

Wie die «Kronen Zeitung» berichtet, fühlen sich die betroffenen Kürbisbauern von der Politik im Stich gelassen. Ein Bauer sagt gegenüber der Zeitung: «Uns kleine Bauern drängt man immer weiter in ein Eck, in dem wir früher oder später gar nicht mehr produzieren können.» Für die betroffenen Bauern ist klar, dass die Umstellung auf ein neues Beizmittel für die Ernteausfälle verantwortlich ist. Sie wollen wieder das alte und bewährte Pflanzenschutzmittel einsetzen können. Doch vielen reicht dies nicht.


Bauern überlegen sich Sammelklage

Die betroffenen Bauern wollen für die Ernteausfälle entschädigt werden und überlegen sich, mit einer Sammelklage vor Gericht zu gehen. Der Kürbisbauer Hannes Papst sagt gegenüber der «Kronen Zeitung»: «Es geht immerhin um Existenzen. Da kann es nicht sein, dass sich alle nur abputzen und wir auf unserem Schaden sitzen bleiben.» Die Geschichte zeigt einmal mehr: Landwirtschaft geht nicht vom Bürostuhl aus. Es muss mit den Praktikern – also den Landwirten – zusammengearbeitet werden. Ansonsten droht der Beruf für den Nachwuchs unattraktiv zu werden. «Unser Nachwuchs braucht Planbarkeit und Verlässlichkeit, sonst wird niemand mehr unsere Höfe übernehmen», sagt ein betroffener Kürbisbauer.

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