
Schweizer Brot ohne Schweizer Getreide?
Aufgrund des ausserordentlich nassen Sommers fällt auch die Brotgetreideernte 2021 mager aus. Sowohl Menge als auch Qualität des Brotweizens haben stark gelitten. Zur Sicherstellung des Brotangebots mussten beim Bund Zollkontingente beantragt werden. Mehr Importe sind nötig.
Mittwoch, 1. Dezember 2021
Die Branchenorganisation für Getreide, Ölsaaten und Eiweisspflanzen (Swiss Granum) beklagt 2021 grosse Ernte- und Qualitätseinbussen, wie «foodaktuell» berichtet. Schon im September hatte die Organisation gewarnt. Besonders der Brotweizen hat unter der Dauernässe und den Hagelschlägen des Sommers gelitten. Insgesamt ist die backfähige Brotgetreideernte um 30 Prozent niedriger ausgefallen als im Vorjahr. Das fehlende Getreide kann nur teilweise aus bestehenden Lagern kompensiert werden. Beim Bundesamt für Landwirtschaft wurde deshalb ein Vorbezug des Zollkontingents beantragt. Um den inländischen Bedarf zu decken, muss mehr Getreide importiert werden.
Fehlendes Schweizer Getreide für neues Swissness-Label
Swiss Granum will gleichzeitig die Swissness stärken. Sie präsentiert die neue Marke «Schweizer Brot». Brote und Backwaren, die in der Schweiz und zu 80 Prozent mit Schweizer Mehl hergestellt wurden, sollen mit dem Label gekennzeichnet werden. Schon 220 Bäckereibetriebe haben sich für die Marke registrieren lassen, so «foodaktuell». Die Frage ist: Macht ein solches Label überhaupt Sinn, wenn nicht genügend inländisches Brotgetreide hergestellt werden kann? Ein Hindernis stellt gemäss Swiss Granum die Umsetzung des Absenkpfads des Bundes dar. Die massive Reduktion von Pflanzenschutzmitteln verstärkt das Problem von Ernteausfällen. Für die Branchenorganisation muss der Anbau von Getreide und Ölsaaten in Zukunft attraktiv bleiben. Der Bund muss dazu auch die Sortenprüfung vorantreiben, um beispielsweise Pflanzensorten mit gesteigerter Schädlingsresistenz zulassen zu können.
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