Tomatensalat gegen Vitamin-D-Mangel

Tomatensalat gegen Vitamin-D-Mangel

Moderne Züchtungsmethoden können zu einer besseren Gesundheit beitragen. Aus diesem Grund will Bayer Genom-Editierung zur Züchtung von nährstoffreicherem Gemüse nutzen. In Zusammenarbeit mit dem südkoreanischen Biotechunternehmen G+FLAS sollen Tomatensorten entwickelt werden, die mit Vitamin D3 angereichert sind. Vitamin-D-Mangel ist weit verbreitet und kann zu gesundheitlichen Problemen wie Rachitis oder Osteoporose führen.

Donnerstag, 6. Juni 2024

Die Mehrzahl der Schweizerinnen und Schweizer leidet zumindest zeitweise an einem Vitamin-D-Mangel. Dies schreibt das Universitätsspital Zürich auf seiner Website. Und auch die Eidgenössische Ernährungskommission (EEK) geht von einer «weit verbreiteten Vitamin-D-Unterversorgung» in der Schweiz aus. Besonderes akut ist dieser Mangel im Winterhalbjahr. Der Grund ist einfach. Vitamin D wird vom Körper selbst produziert. Dazu muss die Haut jedoch in Kontakt mit Sonnenlicht sein.


Ohne Sonnenlicht kein Vitamin D

Vitamin D ist wichtig für die Bildung von Knochen. Es unterstützt die Aufnahmen von Calcium und Phosphat. Zudem ist es gemäss dem Universitätsspital Zürich an Stoffwechselvorgängen und der Bildung von Muskeln beteiligt. Vitamin D ist streng genommen gar kein richtiges Vitamin, sondern eine Art Hormon, weil der Körper es selbst produzieren kann. «Vitamin D entsteht im Körper in einem komplizierten Prozess, bei dem die Haut, die Leber und die Nieren beteiligt sind. Dieser Prozess startet, wenn Sonnenlicht auf die Hautoberfläche trifft – genauer gesagt, die im Licht enthaltene UVB-Strahlung.»


Knochenbrüche im Alter vermeiden

Ein Vitamin-D-Mangel bringt gesundheitliche Risiken mit sich. So ist Osteoporose im Alter ein grosses Thema. «Bei 80 Prozent der Patienten und Patientinnen mit einer gebrochenen Hüfte wurde ein Vitamin-D-Mangel festgestellt», schreibt das Unispital. Zudem kann ein Vitamin-D-Mangel zu einer chronischen Erkrankung der Nieren führen. Rachitis bei Kindern ist ein weiteres Krankheitsbild.


Mangelernährung mit gesunden Lebensmitteln bekämpfen

Bayer zitiert den Leiter der Obst- und Gemüseforschung bei der Bayer-Division Crop Science, JD Rossouw: «Wir konzentrieren uns auf unsere Mission «Health for All, Hunger for None» und sind stolz darauf, mithilfe modernster Technologie ein weitverbreitetes Ernährungsproblem anzugehen und eine gesunde Ernährung zu fördern. In unserer Zusammenarbeit mit G+FLAS nutzen wir ihre Genomeditierungstechnologie und kombinieren diese mit dem Genmaterial und der Expertise von Bayer.» Konsumentinnen und Konsumenten wollen nicht nur Nahrungsmittel, die gut schmecken, sondern die auch gesund sind. Bei den Züchtungen von neuem Gemüse geht es daher auch darum, Nährstoffdefizite zu adressieren. Es handelt sich um echte Innovationen. Und diese sind auch dringend nötig, denn viele Menschen auf der Welt leiden unter Mangelernährung.

Genomeditiertes Blattgemüse: höherer Nährwert und besserer Geschmack

Bereits auf dem nordamerikanischen Markt verfügbar ist das genomeditierte Blattgemüse des Agrartechnologie-Start-ups Pairwise. Bayer hat mit dem Unternehmen eine Lizenzvereinbarung abgeschlossen. Bei der Züchtung handelt es sich um eine Mischung aus buntem Blattgemüse mit höherem Nährwert als Salat und einem einzigartigen, frischen Geschmack, der durch Einsatz von Genom-Editierung erreicht wurde.

Bayer schreibt dazu: «Diese Vereinbarung und ihr Fokus auf genomeditierte Erzeugnisse ist ein wichtiger Bestandteil unseres Open-Innovation-Ansatzes. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Pairwise zu ihrem innovativen Blattgemüse. Es ist eine neue geschmackvolle und nährstoffreiche Alternative. Die jüngste Vereinbarung schafft Mehrwert, der über den blossen Verkauf eines Produkts hinausgeht. Denn er beinhaltet auch Rechte zur künftigen Nutzung des Wissens, des geistigen Eigentums und der Technologie.» Die Lizenz umfasst Vermarktungsrechte für die von Pairwise entwickelten Sorten sowie Rechte, neue Sorten zu entwickeln. Eine Kooperation also, die wir in wissensbasierten Industrien wie Pharma und Ernährungstechnologien häufig sehen: Start-ups innovieren, brauchen aber für die (weltweite) Registrierung und Vermarktung finanzstarke, grosse Konzerne als Partner, denn je höher die Regulierungshürden, desto teurer die Markteinführung.

Open-Innovation-Plattform

Die Zusammenarbeit mit G+FLAS und Pairwise steht beispielhaft für die Ausrichtung von Bayers Innovationsstrategie – nämlich die führenden Forschungs- und Entwicklungskapazitäten des Unternehmens mit dem Wissen und Erfindungsreichtum von externen Experten zu verbinden. Als Teil dieses Ansatzes hat Bayer nun eine neue Open-Innovation-Plattform mit Fokus auf Genom-Editierung in Obst und Gemüse gestartet.

«Wichtige Innovationen brauchen kluge Köpfe und die Gestaltungskraft von vielen Experten. Deshalb suchen wir Partnerschaften mit akademischen Forschern und Unternehmen. Gemeinsam wollen wir neue Obst- und Gemüseprodukte entwickeln, die einen höheren Nährstoffgehalt, positive Auswirkungen auf die Umwelt oder eine höhere Attraktivität für Verbraucher haben, indem wir die Geschwindigkeit und Präzision der Genom-Editierung und neuer Züchtungstechniken nutzen», sagt JD Rossouw. Diese Art von Kooperationen wird immer wichtiger, um die globalen komplexen Herausforderungen unserer Ernährungssysteme anzugehen.

Offenheit und Transparenz wird auch durch Patente gewährleistet. Jede Erfindung, die patentiert wird, muss im Gegenzug veröffentlicht werden. Für andere Innovatoren ist es dank dieser Information möglich, darauf aufbauend die Technologie weiterzuentwickeln und diese dann wiederum selbst zu patentieren. Gerade für Start-ups und kleine Unternehmen sind Patente unerlässlich.

swiss-food zeigt auf, wie kleine Züchtungsunternehmen von der Offenheit und Transparenz profitieren können. Durch Branchenvereinbarungen wie die Datenbank «Patent Information and Transparency Online» (PINTO) wurde im Bereich von Saatgutpatenten die Transparenz über die obligatorische Publikation hinaus weiter erhöht. Darin werden Sortennamen verknüpft mit Patenten, die neuartige Pflanzeneigenschaften betreffen. Andere Züchtungsunternehmen können diese anschliessend einlizenzieren und damit eigene Sorten vermarkten, welche diese neu erfundenen Merkmale auch enthalten. Im Bereich Gemüsesaatgut haben Familien- und Grossunternehmen zusammen die «International Licensing Platform Vegetable» (ILP-Vegetable) erschaffen. Dort kann eine Patentübersicht wie auch eine Lizenz auf einfache Art erlangt werden.

Diese Industrielösungen entwickeln sich stetig weiter: Die «Agricultural Crops Licensing Platform» (ACLP) für den Ackerbau wurde Anfang 2022 operativ. Sie zielt darauf ab, Innovationen in der Pflanzenzüchtung voranzutreiben, indem sie massgeschneiderte Lösungen für die Herausforderungen des Zugangs zu patentierten Merkmalen bietet. Jedes Mitglied der Plattform verpflichtet sich, Daten in die oben erwähnte PINTO-Datenbank von EUROSEEDS einzugeben, um die Transparenz der auf dem freien Markt verfügbaren kommerziellen Sorten, die in Europa patentierte Merkmale enthalten, zu gewährleisten. Diese Plattform deckt wie die ILP für Gemüse auch die Schweiz ab und steht Patentinhabern wie -nutzern offen. Diese Lösungen kommen besonders Kleinunternehmen in der Züchtungsbranche zugute und stärken diese in dieser stark international vernetzten Branche.

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