Ukraine-Krieg: Öl ins Feuer für Afrikas Versorgungssicherheit
Der Ausfall von Getreideexporten aus der Ukraine könnte die Ernährungssicherheit vieler afrikanischer Staaten erschüttern. Wenn dazu auch noch russische Exporte ausfallen, drohen in den ärmsten Ländern des Kontinents Hungerkrisen.
Montag, 27. Juni 2022
Dies legen Modellrechnungen von Forschenden des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) der Universität Kiel nahe. Wie die deutsche «Agrarzeitung» berichtet, könnten laut IfW-Forschungsdirektor für internationale Entwicklung, Tobias Heidland, zahlreiche afrikanische Staaten ihre Importe aus Russland und der Ukraine langfristig nicht ersetzen. Soziale Unruhen und Hunger wären die Folgen.
Rückgänge bei Weizenimporten befürchtet
Wenn der Getreideanbau in der Ukraine auch in Zukunft stark limitiert bleibt, müssen Staaten wie Ägypten, Tunesien und Äthiopien mit rund 10 bis 15 Prozent weniger Weizenimporten rechnen. Würde auch noch ein russischer Exportstopp bei Getreide sowie erhöhte Handelskosten folgen, wären die Folgen für die Versorgung mit Weizen dramatisch.
Situation schon vor Krieg angespannt
Inflation und steigende Preise machten Grundnahrungsmittel in besagten Gebieten für arme Menschen bereits vor dem Krieg in der Ukraine unerschwinglich. Laut dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen stiegen die Preise im Jahr 2021 für einen Grundnahrungsmittelkorb, der den täglichen Bedarf einer Familie abdeckt, im Libanon um 351 Prozent. In Syrien betrug der Preisanstieg 91 Prozent und im Jemen 81 Prozent. Der Krieg in der Ukraine verschlimmert die ohnehin schon angespannte Situation bezüglich Versorgungssicherheit. Aufgrund einer toxischen Mischung aus Konflikten, Klimawandel und wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie sind bereits jetzt Millionen von Menschen in Nordafrika und dem Nahen Osten von Hunger bedroht.
Sources
Ähnliche Artikel
Ohne Pestizide ein Hungerjahr
Just in dem Jahr, in dem über das Verbot von Pestiziden in der Schweiz abgestimmt wurde, sah sich die hiesige Landwirtschaft mit äusserst schwierigen Witterungsbedingungen konfrontiert.
Fragen nach Solidarität bei Agrarproduktion bleiben offen
In der vergangenen Frühjahrssession wollten Parlamentarierinnen und Parlamentarier aus verschiedenen Parteien vom Bundesrat wissen, wie er auf die veränderte globale Lage bei der Nahrungsmittelversorgung zu reagieren gedenkt. In den Antworten des Bundesrats spiegelt sich noch keine grundsätzliche Neubeurteilung der Lage.
Kartoffelbauern wollen robuste Sorten
Da der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln massiv reduziert werden soll, will die Kartoffelbranche nun auf robustere Sorten setzen. Die Branche hat gar mit dem Bund eine Zielvereinbarung abgeschlossen. Diese ist ambitioniert: Bis 2040 sollen auf 80% der Kartoffel-Anbauflächen robuste Sorten gedeihen.
Wie Gentechnik die Cavendish-Banane rettet
Wegen einem hartnäckigen Pilz könnte die beliebteste Bananensorte – die sogenannte Cavendish-Banane – bald verschwinden. Australische Forscher haben eine auf Gentechnik basierende Lösung entwickelt.
Wird dieser Feldversuch die Gersten-Produktion revolutionieren?
Ab diesem Frühling startet in Zürich der erste Feldversuch der Schweiz, bei dem Pflanzen aus neuen Züchtungstechnologien zum Einsatz kommen. Konkret soll eine Sommergerste gezüchtet werden, die mehr Körner pro Ähre herstellt. Funktioniert der Versuch, dürfte die Technologie für die Schweizer Landwirtschaft von grossem Interesse sein.
Foie Gras ohne schlechtes Gewissen
Der Begriff Foie Gras ist häufig negativ behaftet. Grund dafür ist die Stopfleber-Produktion, bei der die Tiere grosse Qualen erleiden. Nachdem bereits Spitzengastronomen Rezepte mit ungestopfter Leber entwickelten, bietet nun auch die Migros «Happy Foie» an. Dabei handelt es sich um ein tierfreundliches Foie Gras, das geschmacklich genauso gut sein soll wie das Original. Patente dienen dabei dem Schutz der Erfinder.