Viele Lebensmittel werden teurer

Viele Lebensmittel werden teurer

Die mageren Ernten im vergangenen Sommer wirken bis ins neue Jahr nach. Steigende Rohstoffpreise führen zu teilweise deutlichen Preisaufschlägen in den Läden. Besonders betroffen sind Milchprodukte und Weizenprodukte wie Brot und Teigwaren.

Mittwoch, 19. Januar 2022

Der «Tages-Anzeiger» berichtet über steigende Rohstoffpreise, die auf die Lebensmittelpreise durchschlagen. Gründe für die Preisaufschläge sind Ernteausfälle im letzten Jahr, zunehmende Verpackungs- und Transportkosten sowie die steigende Nachfrage aus China. Das Feilschen um die Preise zwischen Detailhändlern und Nahrungsmittelproduzenten nimmt zu. Beispiele sind Milchprodukte wie Butter, Joghurt oder Milchkaffee. Gemäss Emmi-Kommunikationschef Markus Abt existieren derzeit «stark kostentreibende Tendenzen auf allen Verarbeitungsstufen». Verschiedene Rohstoffe, so Abt, würden zudem unter Inflationsdruck stehen. Als Beispiel nennt er Kaffee. Der Kaffeepreis liegt um bis zu 50 Prozent über dem langjährigen Durchschnitt.


Höhere Preise und mehr Importe

Das führt dazu, dass Konsumentinnen und Konsumenten in diesem Jahr für viele Lebensmittel tiefer in die Taschen greifen müssen. Neben den Milchprodukten sind auch Weizenprodukte wie Brot oder Teigwaren von Preisaufschlägen betroffen. Die Gründe liegen insbesondere in den schlechten Weizenerträgen. Die Verknappung des Angebots führte zu einem historischen Höchststand des Weizenpreises im November 2021. In Schweizer Bäckereien werden die Preise für Brot und Gipfeli deshalb um 10 bis 15 Prozent steigen. Und es wird vermehrt Importweizen verbacken. Noch lässt sich nicht abschätzen, ob sich das Brot bei den Grossverteilern ähnlich stark verteuern wird. Bei Coop kostet das Prix-Garantie-Halbweissbrot bereits 9,1 Prozent mehr und der Toast derselben Marke 11,8 Prozent. Von den Preiserhöhungen bleiben aber auch Teigwaren nicht verschont. Bereits Ende 2021 sind die Preise für Pasta aufgrund der schlechten Hartweizenernten gestiegen. Im Dezember 2021 gab Coop bekannt, dass das Kilo Prix-Garantie Fusilli neu 1.20 Franken statt 0.90 Franken kostet. Auch Penne Rigate von Barilla verteuerten sich. Eine 500-Gramm-Packung kostet neu 2.50 Franken statt 2.20 Franken. Dabei sind die Konsumenten preissensitiv: Der Preis ist gemäss einer Umfrage der Swiss Retail Federation wichtiger als die Nachhaltigkeitslabels. Auch hierzulande können sich zudem nicht alle Konsumentinnen und Konsumenten höhere Lebensmittelpreise leisten.

Schlechtes Erntejahr 2021

Das Jahr 2021 hinterlässt in praktisch allen Kulturen Spuren in Form von Ernteverlusten und Totalausfällen. Besonders betroffen sind Weinbau und Obstbau, wo starke Hagelschläge einen Grossteil der Früchte zerstörten. Hinzu kam jedoch auch Staunässe auf den Feldern und der starke Druck von Pflanzenkrankheiten. Mehltau sowie Kraut- und Knollenfäule konnten sich aufgrund der feuchtnassen Bedingungen besonders gut ausbreiten. Um die Kartoffeln einigermassen vor der Kraut- und Knollenfäule zu schützen, waren Bauern auf wirksame Pflanzenschutzmittel angewiesen. Ohne diese Mittel wäre es wohl auch im Kartoffelbau zu Totalausfällen gekommen. Vor 150 Jahren zerstörte die Pilzkrankheit ganze Jahresernten und führte zu schrecklichen Hungersnöten, die in Irland eine Million Todesopfer (bei damals 8 Millionen Einwohnern) forderte und eine Massenemigration auslöste. Der nasse Sommer 2021 hätte in früheren Generationen – wo keine wirksamen Pflanzenschutzmittel vorhanden und Importe nicht möglich waren – wohl ebenfalls zu einer Hungersnot geführt. Dies just in dem Sommer, in dem zwei Volksinitiativen den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verbieten oder den Nichteinsatz und damit den Food Waste auf dem Acker finanziell belohnen wollten. Eine aktuelle Untersuchung von Agroscope bestätigt einmal mehr: Ein Totalverzicht auf Pflanzenschutzmittel würde Ernteausfälle von bis zu 47 Prozent mit sich bringen. Das hiesse: Mehr Importe, dort wo Importe möglich sind. Wo kein Ersatz beschafft werden kann, kommt Zweitklassware in die Regale oder sie bleiben leer. Für die Konsumentinnen und Konsumenten bedeutet Verknappung auch höhere Preise.

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