Weil Pflanzen Schutz vor Schädlingen und Krankheiten brauchen

Weil Pflanzen Schutz vor Schädlingen und Krankheiten brauchen

Die Gesundheit unserer Nutzpflanzen ist keine Selbstverständlichkeit. Im Gegenteil: In unserer von Mobilität geprägten Welt verbreiten sich Schädlinge und Pflanzenkrankheiten wie ein Lauffeuer. Als Brandbeschleuniger wirkt der Klimawandel. Wenn Schädlinge migrieren und sich neue Pflanzenkrankheiten in unseren Breitengraden etablieren, können sie zur Gefahr für einheimische Arten werden. Daran erinnert jeweils am 12. Mai der internationale Tag der Pflanzengesundheit. Und der Tag zeigt: Um die Pflanzengesundheit auch in Zukunft zu gewährleisten, braucht es vor allem Forschung und Innovation.

Freitag, 12. Mai 2023

Gemäss der FAO bestehen 80 Prozent unserer Nahrung aus Pflanzen. Und sie produzieren 98 Prozent des Sauerstoffs, den wir atmen. Doch Pflanzen sind diversen Risiken ausgesetzt, von denen manche durch den Klimawandel immer grösser werden. Besonderes Augenmerk liegt auf invasiven Schädlingen und Neophyten – also Pflanzen, die sich in neuen Gebieten ausbreiten. Dort haben sie oftmals keine natürlichen Konkurrenten und können sich deshalb im Schnellzugstempo ausbreiten. Dabei vertreiben sie einheimische Arten und stören das eingespielte Ökosystem. Daran erinnert der International Day of Plant Health der Vereinten Nationen.


Kirschessigfliege: Gefahr für Obst und Wein

Ein Beispiel für einen invasiven Schädling in der Schweiz ist die Kirschessigfliege. Die Kirschessigfliege sorgte in den letzten Jahren bei vielen Bauern für grosse Ertragsausfälle. Der ursprünglich aus Ostasien stammende Schädling wurde erstmals 2011 in der Schweiz entdeckt. Er vermehrte sich insbesondere im feuchten Sommer 2014 so stark, dass er grosse Schäden bei Beeren und Kirschen anrichtete. Auch viele Winzer bekämpften die für Reben gefährlichen Eindringlinge mit zeitweilig sogar ausverkauften Insektiziden, um grössere Ernteverluste zu verhindern. Aufgrund dieser Extremerfahrungen von 2014 rief der Bund eine «Task-Force Drosophila suzukii» ins Leben. Wie die «NZZ» schreibt, konnte die Task-Force bereits erste Erfolge im Kampf gegen den Schädling erzielen.


Fortschritte in der Forschung

Dabei setzen die Forscher auf neue Pflanzenschutzmittel, aber auch andere Methoden. Neben dem auch für den Bio-Rebbau zugelassenen Präparat Kaolin werden zum Beispiel Netzbarrieren getestet, welche die Fliegen von den Reben fernhalten sollen. Für die traditionellen Hochstammbäume müssen hingegen andere Lösungen gefunden werden, Netze können nicht wirtschaftlich angebracht werden. Lockfallen oder die Förderung von Gegenspielern des Schädlings gehören ebenso zu den vielversprechenden Strategien wie der Einsatz von sogenannten Parasitoiden. Ein Beispiel dafür sind Schlupfwespen, welche ihre Eier in die Larven oder Puppen der Fliege legen und damit deren Ausbreitung verhindern. Innert kürzester Zeit hat die Forschung also Strategien entwickelt, um der Kirschessigfliege etwas von ihrem Schrecken zu nehmen. Das Beispiel zeigt, wie wichtig marktorientierte Forschung ist.


Stinkwanze verursacht riesige Schäden im Obstbau

Die Marmorierte Baumwanze (Stinkwanze) ist ein weiteres Beispiel für eine invasive Schadinsekte. Vor etwa 20 Jahren wurde sie aus China eingeschleppt und hat sich seither massiv vermehrt. Bisher betroffen waren vielfach Birnenkulturen. Auch an Kirschen und Äpfeln wurden Schäden festgestellt. Im Gemüsebau sind vor allem Gurken und Peperoni gefährdet. Der Schaden wird durch die Saugtätigkeit der Larven und der erwachsenen Wanzen verursacht. Die Saugschäden führen in frühen Stadien der Fruchtentwicklung unter anderem zu Deformationen, Verfärbungen und eingesunkenen Stellen an Früchten und Gemüse sowie zu Wachstumsverzögerungen. Die Früchte werden unverkäuflich. Vor einigen Jahren hat die Stinkwanze im Kanton Thurgau bis zu 25 Prozent der Birnenernte vernichtet und sie breitet sich weiter aus.


Samuraiwespe als Gegenspieler

Gegen die Marmorierte Baumwanze gibt es noch keine zuverlässigen Bekämpfungsmethoden, die in der Schweiz zugelassen sind. Eine Möglichkeit bietet der Einsatz von natürlichen Gegenspielern. Die ebenfalls aus Asien stammende Samuraiwespe parasitiert die Eier der Stinkwanze und kann deren Vermehrung bremsen. Die Forschung zur Wirksamkeit läuft. Langfristig braucht es jedoch sicher eine Kombination aus zusätzlichen Massnahmen wie Einnetzung von Obstbäumen oder der gezielte Einsatz von Pflanzenschutzmitteln.


Es braucht neue Züchtungstechnologien

Neben der Forschung zur Schädlingsbekämpfung braucht es aber auch neue und robustere Pflanzensorten. Pflanzensorten, die den veränderten Bedingungen durch den Klimawandel besser standhalten als bisherige. Um mit dem Tempo des Klimawandels mithalten und innert nützlicher Frist neue Pflanzensorten züchten zu können, braucht es neue Züchtungstechnologien wie die Genom-Editierung. Ihr Vorteil gegenüber herkömmlichen Züchtungsmethoden ist die Präzision. Genabschnitte können zielgenau bearbeitet werden, was den Prozess der jahrelangen Rückkreuzung mit alten Sorten stark verschnellert. So gewinnen Landwirte wertvolle Zeit bei der Anpassung ans Klima sowie im Kampf gegen invasive Arten. swiss-food hat zehn Anwendungen der Genom-Editierung aufgelistet, mit denen Schweizer Landwirte schon bald für die Gesundheit ihrer Pflanzen sorgen könnten.

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