Wenig Wasser und versalzene Böden

Wenig Wasser und versalzene Böden

Die Poebene gehört zu den wichtigsten landwirtschaftlichen Anbaugebieten von ganz Italien. Doch dem Po fehlt es derzeit an Wasser. Die Felder sind ausgetrocknet. Die Region muss in Zukunft mit regelmässiger Wasserknappheit rechnen. Zudem versalzen die Böden immer mehr. Ein Hoffnungsschimmer kommt aus Südostasien, wo salzresistente Reissorten den salzigen Böden trotzen.

Donnerstag, 28. Juli 2022

Die Anbaufelder der Poebene gleichen derzeit Wüsten. Die Pflanzen, die im Sommer eigentlich saftig grün leuchten müssten, sind gelb, beziehungsweise braun. Seit Anfang des letzten Winters hat es hier keinen Niederschlag mehr gegeben. Die Böden sind völlig ausgetrocknet. Die Sendung «10vor10» des SRF berichtet über die prekäre Lage von italienischen Landwirten in der Region. Durch den Po fliesst derzeit so wenig Wasser wie seit 70 Jahren nicht mehr. In gewöhnlichen Zeiten ist er ein Garant für die Wasserversorgung der Region und ermöglicht den Anbau von Mais, Reis und Getreide. Jetzt rechnet man mit Ernteverlusten von 50 Prozent. 25'000 Hektaren Land können nicht mehr bewässert werden. Der Wasserstand des Flusses ist derzeit so niedrig, dass Meerwasser aus dem Podelta ins Landesinnere fliesst und den fruchtbaren Boden versalzt.


Meerwasser versalzt Boden

Das Meerwasser gelangt bis zu 30 Kilometer ins Landesinnere. Die Bewässerungskanäle, die zwar mit Wasser gefüllt sind, sind unbrauchbar. Denn das Wasser weist einen Salzgehalt von vier Gramm pro Liter auf. Das ist viel zu hoch, als dass es zur Bewässerung der Felder gebraucht werden könnte. Das Wasser dürfte maximal ein Gramm Salz pro Liter enthalten, damit es für die landwirtschaftliche Produktion benutzt werden kann. Durch das Ausbleiben von Niederschlag und dem Süsswasser, das für gewöhnlich den Po runterfliesst, rückt das vom Meer kommende Salz immer weiter im Boden Richtung Inland vor. Die Konsequenz: Immer mehr Ackerland ist versalzt und wird für die landwirtschaftliche Nutzung unbrauchbar.


Salz stört Pflanzenwachstum

Nicht nur in der Poebene, sondern weltweit kämpfen Bauern mit versalzenen Böden. So wird beispielsweise der Süden Indiens, Bangladesch oder auch das Mekong-Delta in Vietnam regelmässig mit Meerwasser geflutet. Dies verursacht grosse Probleme beim Anbau von Reis, da die Böden einen zu hohen Salzgehalt aufweisen. Ein zu hoher Salzgehalt führt bei Pflanzen zu Stress. Die Nährstoff- und Wasseraufnahme wird gestört, was sich negativ auf das Wachstum auswirkt. Weite Teile der Küstenregionen von Bangladesch sind von versalzenen Böden betroffen. Ein grosses Problem ist, dass die dort üblicherweise angebauten Reissorten sehr salzempfindlich sind.


Salztolerante Pflanzen gesucht

Im Jahr 2006 ist es dem Bangladesh Rice Research Institute in Zusammenarbeit mit dem International Rice Research Institute jedoch gelungen, eine erfolgreiche salzresistente Reissorte zu züchten. Sie hält im Vergleich zu herkömmlichen Sorten deutlich höhere Salzgehalte aus. In der Zwischenzeit sind viele zusätzliche Sorten dazugekommen, die den Reisanbau im Süden des Landes wieder möglich machen. Das Beispiel belegt den grossen Nutzen der Forschung im Hinblick auf die Züchtung von Pflanzen mit stressresistenten Eigenschaften. Das gilt sowohl für die traditionelle Züchtung als auch klassische Gentechnik und neue Züchtungstechnologien wie CRISPR/Cas. Es ist zu hoffen, dass auch die Bauern in der Poebene künftig von neuen salzresistenten Sorten profitieren können.

Ähnliche Artikel

Kartoffelbauern wollen robuste Sorten
Medien

Kartoffelbauern wollen robuste Sorten

Da der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln massiv reduziert werden soll, will die Kartoffelbranche nun auf robustere Sorten setzen. Die Branche hat gar mit dem Bund eine Zielvereinbarung abgeschlossen. Diese ist ambitioniert: Bis 2040 sollen auf 80% der Kartoffel-Anbauflächen robuste Sorten gedeihen.

Wie Gentechnik die Cavendish-Banane rettet
Medien

Wie Gentechnik die Cavendish-Banane rettet

Wegen einem hartnäckigen Pilz könnte die beliebteste Bananensorte – die sogenannte Cavendish-Banane – bald verschwinden. Australische Forscher haben eine auf Gentechnik basierende Lösung entwickelt.

Wird dieser Feldversuch die Gersten-Produktion revolutionieren?
Medien

Wird dieser Feldversuch die Gersten-Produktion revolutionieren?

Ab diesem Frühling startet in Zürich der erste Feldversuch der Schweiz, bei dem Pflanzen aus neuen Züchtungstechnologien zum Einsatz kommen. Konkret soll eine Sommergerste gezüchtet werden, die mehr Körner pro Ähre herstellt. Funktioniert der Versuch, dürfte die Technologie für die Schweizer Landwirtschaft von grossem Interesse sein.

Foie Gras ohne schlechtes Gewissen
Medien

Foie Gras ohne schlechtes Gewissen

Der Begriff Foie Gras ist häufig negativ behaftet. Grund dafür ist die Stopfleber-Produktion, bei der die Tiere grosse Qualen erleiden. Nachdem bereits Spitzengastronomen Rezepte mit ungestopfter Leber entwickelten, bietet nun auch die Migros «Happy Foie» an. Dabei handelt es sich um ein tierfreundliches Foie Gras, das geschmacklich genauso gut sein soll wie das Original. Patente dienen dabei dem Schutz der Erfinder.

Weitere Beiträge aus Medien