Wachsende Bevölkerung
Die Weltbevölkerung wächst. Pro Tag nimmt sie um 200’000 Menschen zu. Gemäss UNO erreichen wir in den 2050ern die 10-Milliarden-Grenze. 70 Prozent davon werden in Städten leben. Damit diese Menschen ernährt werden können, muss die Landwirtschaft 60 Prozent mehr Nahrungsmittel produzieren. Und die Produkte müssen bezahlbar und in guter Qualität beim Konsumenten ankommen. Vielen fehlt bereits heute der Zugang zu genügend Lebensmitteln. Vor diesem Hintergrund ruft die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) alle Länder auf, genügend Lebensmittel bereitzustellen und ihre Bevölkerungen mit günstigen und gesunden Nahrungsmitteln zu versorgen.
Bedrohung durch Klima und Schädlinge
Neben dem starken Bevölkerungswachstum stellt der Klimawandel die zweite riesige Herausforderung für die Landwirtschaft dar. Extreme Wetterereignisse nehmen zu. Hitze- und Trockenperioden sowie Überflutungen von Landschaften werden in Zukunft immer häufiger auftreten. Das erhöht auch den Schädlingsdruck und gefährdet die landwirtschaftliche Produktion. Ein Beispiel ist die diesjährige Heuschreckenplage. Eine Million Hektar Land sind betroffen. Über 20 Millionen Menschen sind wegen der weggefressenen Pflanzen vom Hunger bedroht.
Bedrohung der Lebensmittelsicherheit
Verunreinigte Lebensmittel sind eine grosse Gefahr. Erst kürzlich hat das Bundesamt für Landwirtschaft (BLV) vor Enterobakterien in Babynahrung gewarnt und ein bekanntes Produkt aus dem Verkehr gezogen. Die Bakterien können bei Neugeborenen zu Hirnhautentzündung führen. Pflanzenkrankheiten stellen eine Bedrohung für die Lebensmittelsicherheit dar. Die WHO warnt vor Mykotoxinen. Allein in Europa gehen jedes Jahr Zentausende von Leberkrebstoten auf die Vergiftung dieses Pilzgiftes zurück. Schimmelpilze produzieren verschiedene Gifte, die für Menschen stark toxisch sind. Mit dem Einsatz von Fungiziden lassen sich Rückstände zuverlässig bekämpfen.
Knappe Wasservorräte
Die Landwirtschaft braucht bereits heute 70 Prozent des entnommenen Süsswassers. Die Vereinten Nationen rechnen damit, dass in 30 Jahren vier Milliarden Menschen in Staaten mit Wasserknappheit leben werden. Um die Wasservorräte vieler Länder nicht noch stärker zu beanspruchen, muss die Wassereffizienz von Pflanzen verbessert und ihre Toleranz gegenüber Hitze und Trockenheit erhöht werden. Die forschende Industrie investiert Milliarden in tolerantere Pflanzen durch Züchtung und Pflanzenschutz.
Begrenzte Flächen
Die Ackerflächen können nicht weiter ausgedehnt werden. Die Umwandlung von Sumpfgebieten, Mooren und Wäldern in Ackerland setzt gigantische Mengen an CO2 frei. Vor dem Hintergrund der Klimakrise kann das keine Lösung sein. Die zusätzlichen Nahrungsmittel müssen auf landwirtschaftlich bereits erschlossenen Flächen produziert werden. Die Nahrungsmittelproduktion muss effizienter, günstiger und ökologischer werden. Auch hier zeigt sich: Die Herausforderungen für die Landwirtschaft sind gewaltig.
Steigerung der Produktivität
Ohne Produktivitätssteigerung würden heute 370 Millionen Hektar mehr Land landwirtschaftlich genutzt. Das entspricht 60 Prozent des Amazonas-Regenwalds. Seit den 1960er-Jahren fand eine Entkopplung des Bevölkerungswachstums und der Agrarflächen statt. Verantwortlich dafür sind agrarwissenschaftliche Erkenntnisse und eine Landwirtschaft, die sich diese zunutze macht. Die produktivere Landwirtschaft kompensiert auch die Abwanderung von Arbeitskräften in den zweiten und dritten Sektor. Dank dem Fortschritt können sie mit genügend Nahrungsmitteln versorgt werden, ohne dass sie selbst auf den Feldern arbeiten.
Globale Verantwortung
Angesichts der globalen Herausforderungen für die Landwirtschaft darf sich die Schweiz nicht aus der Produktion abmelden. Eine Bio- und Importstrategie ist mit ökologischen Fragezeichen behaftet und auch aus ethischen Gründen abzulehnen. Die Belastungen der Umwelt würden in die Herkunftsländer der Importe ausgelagert. Die Schweiz trägt eine globale Verantwortung und muss sich zu grossen Teilen selber versorgen können. Das geht nur mit einer weiteren Produktivitätssteigerung um rund 30 Prozent.
Ressourceneffiziente Landwirtschaft
Eine weitere Produktivitätssteigerung ist unter Verwendung aller verfügbaren Technologien möglich. Die Schweiz verfügt über ausgezeichnete Voraussetzungen auf dem Gebiet der Grundlagen- und industriellen Forschung. Neue Technologien wie die Digitalisierung oder verbesserte Züchtung mit CRISPR/Cas usw. bieten riesige Chancen, wenn Politik und Gesellschaft das erkennen und zulassen. Eine nachhaltige Landwirtschaft ist ressourceneffizient. Ziel ist, mit weniger Produktionsmitteln (Arbeit, Kapital, Boden) und nur der geringstmöglichen Umweltbelastung den Ertrag zu steigern.