Pinocchios entlarven «Fake-News»
Über Pflanzenschutz wird in den Medien viel berichtet. Nicht alles stimmt. Manchmal geraten die Fakten durcheinander. Manchmal werden sogar ganz massive «Fake-News» aufgetischt. Problematische Aussagen und Darstellungen kennzeichnen wir in unserem Medienspiegel. Dazu verteilen wir Pinocchios. Die Pinocchios weisen auf einen Konflikt mit den Fakten hin. Je nach Stärke des Konflikts gibt es ein bis drei Pinocchios.
Auch der Dachverband der Schweizer Bienenzüchter «apisuisse» unterstützt eine Petition aus der Westschweiz gegen die Wiederzulassung des Pflanzenschutzmittels Gaucho. Dieses gefährde Bienen und andere Bestäuber. In einer Medienmitteilung heisst es: «Ein Einsatz auf offenen Flächen ermöglicht das Abdriften des Giftes und kontaminiert so beispielsweise Gewässer und Pflanzen, die von Bienen und Bestäubern angeflogen werden.»
Der Hintergrund: Gaucho ist in der Schweiz seit 2019 verboten. Und nun grassiert die Viröse Vergilbung – eine von Blattläusen übertragene Krankheit – auf den Feldern. Zuckerrübenbauern kämpfen in der ganzen Schweiz mit verheerenden Ertragsausfällen. Sie fordern deshalb eine befristete Wiederzulassung des Pflanzenschutzmittels bis 2023. Ohne wirksame Gegenmassnahmen gegen Schädlinge droht dem Anbau von Zuckerrüben in der Schweiz das Aus. In Frankreich wurde das Mittel bereits notfallmässig wieder zugelassen.
Die Intervention der Imker zeigt vor allem eines: ihre blühende Fantasie. Tatsache ist nämlich, dass Gaucho erstens nicht gespritzt wird. Das Saatgut wird gebeizt. Und somit gibt es bei Gaucho keinen Abdrift in benachbarte Kulturen oder Gewässer. Zweitens blühen Zuckerrüben nicht und ziehen deshalb auch keine Bienen an. Das Beispiel zeigt: Die Diskussion über Pflanzenschutzmittel bedarf einer Versachlichung. So wie Exponenten von Bio Suisse im Brustton der Überzeugung behaupten, dass Biobauern keine synthetischen Pflanzenschutzmittel verwenden, so hausieren auch Imker in Briefen an den Bundesrat mit objektiv falschen Informationen. Die Diskussion um Pflanzenschutzmittel braucht etwas weniger blühende Fantasie und mehr Faktentreue.