Mit dem «Green Deal» möchte die EU eine Vorreiterrolle in Sachen Klima- und Umweltschutz übernehmen. Auch die Landwirtschaft, die 10 Prozent zum gesamten CO2-Ausstoss der EU beiträgt, soll klimafreundlicher werden. Dies soll in erster Linie durch eine Extensivierungspolitik erreicht werden. Das heisst: Die Produktivität der europäischen Landwirtschaft soll gedrosselt werden. Wie die «Süddeutsche Zeitung» berichtet, kommt aus der Wissenschaft Kritik an der geplanten Reform. Gemäss dem Geoökologen Richard Fuchs vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ist der Preis für einer geringere Umweltbelastung in der EU eine Auslagerung derselben in andere Länder. Der «Green Deal» drohe «ein schlechter Deal für den Planeten» zu werden.
Mehr Flächennutzung ausserhalb Europas
Die EU ist stark von Agrarimporten abhängig. Nach China ist sie der zweitgrösste Importeur von Agrarprodukten weltweit. Und die Importe stammen vorwiegend aus Ländern, in denen schwächere Regulierungen im Bereich des Umweltschutzes gelten. Während die Waldflächen in der EU aufgrund der rückläufigen Produktion seit den 1990er-Jahren etwa um die Fläche Griechenlands gewachsen sind, so wurde in etwa die gleiche Fläche in anderen Ländern abgeholzt. Drei Viertel davon in Regenwäldern in Brasilien oder Indonesien. Regionen, die mit ihren riesigen Kohlenstoffsenken im Kampf gegen den Klimawandel entscheidend sind. Eigentlich, so Fuchs, müsste Europa seine brachliegenden Flächen vermehrt für die landwirtschaftliche Produktion nutzen. «Leider ist die EU nicht in der Lage, ihren Bürgern die derzeitigen Kompromisse zwischen Importen, inländischer Produktion und Konsum zu erklären», moniert Fuchs.
Extensiv ist nicht klimafreundlich
Auch Matin Qaim, Professor für Welternährungswirtschaft an der Universität Göttingen, kritisiert die Pläne der EU. Gegenüber der «Süddeutschen Zeitung» sagt er: «Landläufig wird angenommen, extensive Landwirtschaft sei klimafreundlicher als die konventionelle Landwirtschaft.» Das sei jedoch falsch. «Wenn man die Umwelteffekte pro Tonne Ertrag misst, kommt man zu einem anderen Ergebnis.» Der extensive Ökolandbau könne nicht als Leitbild für eine umweltfreundliche Landwirtschaft dienen. Vielmehr müsse man, so Qaim, die besten Elemente aus biologischem Landbau, konventioneller Landwirtschaft und neuen Züchtungsmethoden kombinieren. Gerade neue Züchtungsmethoden wie CRISPR/Cas böten die Chance, um künftig mit weniger Pestiziden, Dünger und Wasser auszukommen.