Invasiven Japankäfer sofort melden!

Invasiven Japankäfer sofort melden!

Der gefrässige Japankäfer droht sich in der Schweiz auszubreiten. Er wurde vor vier Jahren in die Schweiz eingeschleppt und zum ersten Mal im Kanton Tessin entdeckt. Um die Ausbreitung des Schädlings zu verhindern, arbeitet die Forschungsstelle Agroscope mit der Tessiner Bevölkerung zusammen. Mit einem innovativen Tool sollen Entdeckungen des Japankäfers schnell gemeldet werden können.

Dienstag, 14. September 2021

Mit einer bedienungsfreundlichen Web-Applikation kann die Tessiner Bevölkerung gesichtete Japankäfer melden. Wie Agroscope in einer Medienmitteilung schreibt, erlaubt dies eine bessere Übersicht über die Verbreitung des Schädlings und ermöglicht ein rascheres Eingreifen bei der Bekämpfung. Auf einer interaktiven Karte können Personen ihre Beobachtungen melden und eintragen. Die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Bevölkerung ist hier äusserst wichtig. Es gilt, den Schädling so früh wie möglich zu erkennen. Wenn sich der Japankäfer einmal in einer Region etabliert hat, ist seine Eindämmung äusserst schwierig. Die Bekämpfung von adulten Tieren ist beinahe unmöglich. Sie richten gleichzeitig auch die grössten Schäden an. Möglich ist dagegen die biologische Bekämpfung von Larven. Dafür müssen die Tiere im Herbst gut beobachtet und ihre Eiablagen im Boden gefunden werden.

Der invasive Japankäfer wurde in der Schweiz erstmals 2017 im Kanton Tessin entdeckt. (Bild: Agroscope)
Der invasive Japankäfer wurde in der Schweiz erstmals 2017 im Kanton Tessin entdeckt. (Bild: Agroscope)

Auffällige Merkmale

Der Japankäfer zeichnet sich aus durch eine Länge von ungefähr acht bis zwölf Millimetern. Folgende drei Merkmale sind besonders charakteristisch: ein goldgrün schimmernder Halsschild, fünf weisse Haarbüschel auf beiden Seiten des Hinterleibs sowie zwei zusätzliche Haarbüschel am letzten Hinterleibsegment. Der Japankäfer ernährt sich von verschiedenen Blättern, Blüten und Früchten und verursacht zum Teil grosse Schäden an Kulturpflanzen. In der Schweiz sind zum Beispiel Reben, Beeren, Steinobst, Apfelbäume sowie Mais oder Soja betroffen. Allerdings befällt der Japankäfer auch Gehölze wie Ahorn, Birke, Buche, Eiche, Linde, Pappel und Weide. Im Tessin seien bis jetzt vor allem Schäden an Rebstöcken festgestellt worden.

Neobiota in der Schweiz auf dem Vormarsch

Neobiota sind exotische Organismen, die in den europäischen Raum eingeschleppt wurden, wo sie zuvor nicht heimisch waren. Dies erfolgte entweder absichtlich, zufällig oder weil sich die Lebensbedingungen aufgrund des Klimawandels verändert haben und für Neobiota günstig geworden sind. Da sie oft aus dem Süden kommen, ist das Tessin besonders betroffen. Die Organismen gelten als «invasiv», wenn ihre Ausbreitung ökologische, soziale oder wirtschaftliche Schäden zu verursachen droht.

Die Zahl der Neobionten in der Schweiz nimmt stetig zu, insbesondere durch die Globalisierung des Handels und den Klimawandel. Angesichts der erheblichen Schäden, die sie an Nutzpflanzen verursachen können, ist eine koordinierte und gezielte Bekämpfung auf nationaler Ebene unerlässlich.

Auch Kanton Bern warnt

Bei der Suche nach dem Japankäfer setzt auch der Kanton Bern auf die Mithilfe der Bevölkerung. Wer ein entsprechendes Exemplar entdeckt, muss dies umgehend den Behörden melden. Die Fachstelle Pflanzenschutz hat dafür ein Online-Formular eingerichtet. Gemäss der bernischen Wirtschafts-, Energie- und Umweltdirektion droht sich der Japankäfer in ganz Europa auszubreiten.

Sonderbriefmarke

Anlässlich des Internationalen Jahres der Pflanzensicherheit 2020 hat die Schweizerische Post in Zusammenarbeit mit dem Eidgenössischen Pflanzenschutzdienst eine Sondermarke mit einer Illustration des Japankäfers präsentiert. Damit wurde die Bevölkerung auf die Gefahr von Schädlingen und Pflanzenkrankheiten aufmerksam gemacht und die Früherkennung unterstützt.

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