Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) hat die neuste Statistik zu den Verkaufszahlen von Pflanzenschutzmitteln in der Schweiz für das Jahr 2019 veröffentlicht. Die Gesamtmenge an verkauften Pflanzenschutzmitteln ist in der Schweiz rückläufig. Gemäss Medienmitteilung des BLW haben die Verkaufszahlen bei Fungiziden, Bakteriziden, Herbiziden, Molluskiziden und Wachstumsregulatoren im Jahr 2019 gegenüber dem Vorjahr weiter abgenommen.
Kaum neue Pflanzenschutzmittel
Was die Zahlen nicht sagen: Es kommen seit Jahren kaum neue Pflanzenschutzmittel auf den Markt. Die Anforderungen an neue Wirkstoffe werden vom Bund stetig verschärft. Das bedeutet, dass zugelassene Produkte in der Tendenz länger in Gebrauch bleiben und nicht von neuen, mit umweltfreundlicherem Profil ersetzt werden. Die Wirkstoffpalette für Bauern wird dadurch ausgedünnt. Das ist ein gefährlicher Pfad: Ohne genügend verschiedene Wirkmechanismen steigt das Resistenzrisiko. Dies geht zulasten der regionalen Produktion von gesunden und erschwinglichen Nahrungsmitteln in der Schweiz. Das ist mit dem Antibiotikaeinsatz bei Menschen vergleichbar. Je weniger Antibiotika für die Behandlung einer Krankheit zur Verfügung stehen, desto grösser die Gefahr, dass sich resistente Bakterien bilden können. Deshalb ist die Zulassung neuer Wirkstoffe dringend nötig. Auch beim Pflanzenschutz ist es riskant, laufend Produkte vom Markt zu nehmen und gleichzeitig Innovationen zu blockieren.
Auch Bio braucht synthetische Pestizide
Bei Wirkstoffen, die auch im Biolandbau zugelassen sind, ist dagegen eine Zunahme zu verzeichnen. Seit 2008 hat der Verkauf von Pflanzenschutzmitteln, die auch in der Biolandwirtschaft zugelassen sind, um 55 Prozent zugenommen. Der Verkauf von Paraffinöl beispielsweise, ist gegenüber 2018 um 40 Prozent gestiegen. Zu den fünf meistverkauften Produkten gehörten 2019 mit Paraffinöl und Schwefel zwei aus Erdölderivaten hergestellte synthetische Stoffe. Auch sie sind für den Biolandbau zugelassen. Die Behauptung, die Biolandwirtschaft beweise, dass es auch ohne Pflanzenschutz geht, ist nachweislich falsch. Die steigenden Verkaufszahlen sprechen für sich. Die auf Biohöfen eingesetzten Schwefel- und Kupferprodukte werden zudem teilweise synthetisch hergestellt und ihr Einsatz geht auch mit Risiken für Umwelt und Gesundheit einher.
Risikoreduktion durch Innovation
Gegenüber der «Bauernzeitung» meint der Wirtschaftsverband scienceindustries: Der richtige Weg, um Risiken im Zusammenhang mit dem Pflanzenschutz nachhaltig zu reduzieren, sei die Innovation in der forschenden Industrie. Es brauche wissenschaftsbasierte Registrierungssysteme und eine kritische Prüfung von Aussagen wie jener, dass es ohne Pflanzenschutzmittel gehe. Letztere müsse man nach Evidenz, Alternativen und Preis hinterfragen.