Glossar

Genom-Editierung

Unter Genome Editing (auch: Gene Editing) versteht man eine Reihe von neuen molekularbiologischen Methoden, mit denen gezielt Veränderungen im Genom vorgenommen werden können. Zu ihnen zählen Zinkfinger-Nukleasen, Transcription Activator-like Effector Nucleases (TALEN), Meganukleasen, Oligonukleotid gerichtete Mutagenese (ODM) und die Genschere CRISPR/Cas. Die Verfahren sind sehr effizient und präzise. Die Kulturpflanzen, welche die Schweizer Landwirtschaft heute anbaut und wir alle konsumieren, sind das Resultat menschlicher Eingriffe in das pflanzliche Genom: Zuerst durch gezielte Kreuzungen, danach durch diverse moderne Züchtungstechniken wie Hybridzüchtung oder Mutagenese. Bei der Züchtung durch die Mutagenese werden die Pflanzen erbgutverändernden Bedingungen ausgesetzt, bspw. durch radioaktive Bestrahlung oder durch die Behandlung mit Chemikalien.

Die klassische Mutagenese ruft ungezielt Veränderungen im Erbgut hervor, wie sie auch spontan in der Natur entstehen können. Sie ist vom Gentechgesetz ausgenommen und ihre Produkte gelten nicht als gentechnisch veränderte Mechanismen. Sie ist in der Schweiz seit Jahrzehnten erlaubt, auch für den Bio-Landbau. Das heisst nichts anderes, als dass wir in der Schweiz Sorten anbauen und konsumieren, deren Erbgut verändert wurde. Das ist normal, denn Züchtung an sich ist nicht natürlich. Von den entsprechenden Veränderungen in Nutzpflanzen resultieren häufig Vorteile, ein Beispiel: Die Vorgänger unserer Früchte und Gemüse zeichnen sich oft durch Bitterkeit oder übermäßige Säure aus –die Züchtung hat diese Eigenschaften entfernt. Züchtung funktioniert so, dass die Züchter Eigenschaften auswählen, die sie oder der Markt besonders gut finden – unabhängig davon, ob solche Eigenschaften natürlich sind oder nicht. Alle Kulturpflanzen, die wir essen, sind nicht mehr natürlich. Das ist nichts Neues.

Von solchen gezüchteten Produkten gehen keine erhöhten Risiken für die Umwelt oder die Konsumenten aus. Nicht nachvollziehbar ist vor diesem Hintergrund aber der Umstand, dass sanftere, präzisere und mindestens so sichere Züchtungsmethoden gemäss Vorschlag der Schweizer Regierung unter das Gentech-Moratorium gestellt und damit explizit verhindert werden sollen. Genom-Editierung ohne Einbringen von artfremder DNA ist aus wissenschaftlicher Sicht aber näher bei der bewährten Mutagenese als bei der herkömmlichen Gentechnik, bei der auch artfremdes genetisches Material übertragen wird. Tatsächlich sind die Produkte solcher neuen genomischen Verfahren nicht von einer natürlichen Mutation zu unterscheiden. Diese Züchtungsmethoden bringen Erbgutveränderungen hervor, wie sie ständig in Pflanzen stattfinden oder in der Zucht seit Jahrzehnten herbeigeführt werden.

Der Mechanismus funktioniert also im Prinzip gleich wie bei natürlichen Mutationen oder herkömmlicher Züchtung mittels Mutagenese – nur gezielter und zeitsparender. Pflanzen können so robuster gegenüber Umwelteinflüssen wie Schädlingen, Krankheiten oder klimatischen Veränderungen gemacht werden ohne ihre bestehenden Eigenschaften zu verlieren. Davon profitieren beliebte Obst-Sorten wie Gala, traditionelle Weintrauben wie Merlot und Pinot oder beliebte, aber wegen ihrer Anfälligkeit nicht mehr angebaute Kartoffelsorten wie Bintje. Der Einsatz von Pestiziden lässt sich dank dieses Verfahrens auf ein Minimum reduzieren. Diese Methode wird einen Beitrag zur Bewältigung der künftigen Herausforderungen in der Landwirtschaft leisten und sollte ihre Vorteile auch in der Schweiz spielen können. Aufgrund des weltweiten Bevölkerungswachstums muss die Produktion und die Effizienz der Landwirtschaft gesteigert werden. Gleichzeitig müssen die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt so gering wie möglich gehalten werden.