Glossar

Landflucht

Unter Landflucht versteht man die Abwanderung eines grossen Teils der Landbevölkerung, besonders bäuerlicher Herkunft, in die Städte wegen der meist besseren Arbeits- und Lebensbedingungen. Der Prozess der Landflucht ist die notwendige Voraussetzung und Begleiterscheinung der Industrialisierung. Entsprechend setzte die Landflucht zuerst in Grossbritannien (ab dem 18. Jahrhundert) ein. Heute ist sie am ausgeprägtesten in Entwicklungsländern mit hohem Bevölkerungswachstum. Mit der Landflucht geht eine zunehmende Verstädterung einher. Die Weltbevölkerung wächst vor allem in den Städten der Entwicklungsländer stärker als je zuvor. Bis 2030 erwartet das UN-Bevölkerungsprogramm UNFPA bereits fünf Milliarden Stadtbewohner. Also wesentlich mehr Menschen, die nicht auf dem Land, sondern in Städten leben. Die Urbanisierung gilt als einer der grossen Megatrends.

Die Städte wachsen vor allem in Asien, Afrika und Lateinamerika. Dort wird sich die Stadtbevölkerung bis 2030 im Vergleich zum Jahr 2000 verdoppeln. In Asien dürfte der Anteil der Städter in diesem Zeitraum von derzeit 1,36 auf 2,64 Milliarden ansteigen, in Afrika von 294 auf 742 Millionen und in Lateinamerika sowie der Karibik von 394 auf 609 Millionen Menschen. Die Vereinten Nationen sehen in der Verstädterung durchaus eine positive Entwicklung. «Seit Anbruch der Industrialisierung hat noch kein Land echtes Wirtschaftswachstum ohne den Ausbau seiner Städte erzielt», heisst es im World Cities Report 2020. Die Chancen, in einer Stadt weiterzukommen, seien grösser als auf dem Land. Gleichzeitig steigen die Anforderungen, die Städte zu ernähren.