Meinungen
Anna Bozzi

«Ist Bio wirklich gesünder?»

Anna Bozzi ist analytische Chemikerin. Sie leitet den Bereich Ernährung und Agrar bei scienceindustries. Eine ausgewogene Ernährung mit regelmässig verschiedenen Früchten und Gemüse ist ein entscheidender Faktor für einen gesunden Lebensstil. Ob die Lebensmittel aus Bioproduktion stammen, ist jedoch nicht entscheidend. Grundsätzlich sind alle Lebensmittel gleich gesund (oder ungesund), schreibt sie.

Montag, 22. März 2021

Ob ein Lebensmittel eine Auswirkung auf die menschliche Gesundheit hat, hängt in erster Linie von seiner Zusammensetzung ab. Früchte und Gemüse enthalten besonders viele Mikronährstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Diese haben einen positiven Effekt auf die Gesundheit und sollten deshalb Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung sein. Das Mikronährstoffprofil sowie der Anteil an sekundären Pflanzenstoffen (z.B. Antioxidantien) hängen unter anderem von Sorte, Anbaumethode und Umweltbedingungen ab. Hinzu kommen verschiedene Faktoren nach der Ernte, wie die Lagerung oder Zubereitung von Lebensmitteln.

Zahlreiche Studien haben sich mit den Auswirkungen von biologisch angebauten Nahrungsmitteln auf die menschliche Gesundheit befasst. Einige Studien kommen zum Schluss, dass Biolebensmittel einen höheren Anteil an Mikronährstoffen und Antioxidantien aufweisen als Produkte aus der konventionellen Landwirtschaft. Andere Studien kommen wiederum zum gegenteiligen Ergebnis.


Ein gesunder Lebensstil bedingt keine Bio-Produkte

In einer umfassenden Metastudie aus dem Jahr 2012 haben sich US-Forscher die Ergebnisse von insgesamt 223 Studien angeschaut. Demnach weisen Bioprodukte keinen höheren Vitamingehalt auf. Auch bei der Zusammensetzung von Fetten und Proteinen unterscheiden sich Bioprodukte nicht von konventionell angebauten Produkten. Einzig der Phosphorgehalt scheint bei Bioprodukten leicht höher zu sein – allerdings bewegen sich die Zahlen in einem klinisch nicht relevanten Bereich. Es gibt auch Studien, die darauf hinweisen, dass Biolebensmittel das Risiko für Fettleibigkeit verringern. Hierbei handelt es sich aber sehr wahrscheinlich um Korrelationen und nicht um Kausalitäten. Konsumentinnen und Konsumenten, die Biolebensmittel bevorzugen, tendieren auch sonst generell zu einem bewussteren und somit gesünderen Lebensstil.


Bio und konventionelle Produkte sind gesund

Spuren von Pflanzenschutzmitteln finden sich sowohl in konventionell als auch in biologisch produzierten Lebensmitteln. Die in der Schweiz verzehrten Lebensmittel sind allerdings nach wie vor grösstenteils frei von Rückständen oder enthalten Rückstandsmengen, die innerhalb der strengen gesetzlichen Grenzwerte liegen. Eine gesundheitliche Gefährdung kann somit ausgeschlossen werden.


Ausgewogene Ernährung und Bewegung entscheidend

Die Behauptung, dass Bioprodukte gesünder sind als Produkte aus der konventionellen Landwirtschaft ist falsch. Sie lässt sich wissenschaftlich nicht belegen. Klar ist: Eine ausgewogene Ernährung mit regelmässig viel Früchten und Gemüse in Verbindung mit genügend körperlicher Aktivität bietet die beste Voraussetzung für eine gute Gesundheit. Ob Bio oder nicht spielt für die Gesundheit kaum eine Rolle.

Neue genomische Verfahren in der Pflanzenzüchtung: Nachhaltigkeit braucht Innovation

Philipp Aerni

Philipp Aerni

Wirtschaftsprofessor & Experte Corporate Responsibility and Sustainability

Carte Blanche: Überzogene Anti-Alkohol-Strategie

Philipp Schwander

Philipp Schwander

Master of Wine, Weinexperte und Unternehmer

Landwirtschaft braucht eine gemeinsame Vision

Dr. Christian Stockmar

Dr. Christian Stockmar

Obmann der IndustrieGruppe Pflanzenschutz, Österreich

«Reine Selbstüberschätzung»

Patrick Dümmler

Patrick Dümmler

Ressortleiter Nachhaltigkeit und Wirtschaftspolitik des Schweizerischen Gewerbeverbandes

Wir sind Europas Schlusslicht beim Pflanzenschutz

David Brugger

David Brugger

Leiter Pflanzenbau, Schweizer Bauernverband

Die orangen Elefanten im Raum

Jürg Vollmer

Jürg Vollmer

Agrarjournalist

Neuorientierung bei der «Gentechnik»

Raphael Bühlmann

Raphael Bühlmann

Land- und Betriebswirt FH.

Politik scheint resistent gegen Fakten

Beat Keller

Beat Keller

Professor für Molekulare Pflanzenbiologie an der Universität Zürich

«Präzise Verfahren brauchen liberale Regeln»

Jürg Niklaus

Jürg Niklaus

Jürg Niklaus ist promovierter Jurist und setzt sich für Pflanzenzüchtung ein.

Mehr Pestizide, mehr Gentechnik: Wie wir den Hunger überwinden.

Markus Somm

Markus Somm

Journalist, Publizist, Verleger und Historiker

«Die Angst vor Gentech-Pflanzen ist unnötig»

Anke Fossgreen

Anke Fossgreen

Leiterin Wissenteam Tamedia

«Politik darf Nahrungsmittelpreise nicht weiter in die Höhe treiben»

Babette Sigg Frank

Babette Sigg Frank

Präsidentin Konsumentenforum

Chance der grünen Biotechnologie nutzen

Roman Mazzotta

Roman Mazzotta

Länderpräsident Syngenta Schweiz

«Nachhaltigkeit bedeutet mehr»

Hendrik Varnholt

Hendrik Varnholt

Ressortleiter Industrie bei der Lebensmittel Zeitung

«Ein Drittel Bio löst das Problem nicht»

Olaf Deininger

Olaf Deininger

Entwicklungs-Chefredakteur Agrar-Medien

«Allein mit ökologischen Methoden werden wir es nicht schaffen»

Saori Dubourg

Saori Dubourg

Mitglied des Vorstands der BASF SE

«Die meisten Ängste gegenüber Pestiziden sind unbegründet»

Michelle Miller

Michelle Miller

Kolumnistin bei Genetic Literacy Project und AGDaily

Neue Technologien braucht die Landwirtschaft

Erik Fyrwald

Erik Fyrwald

CEO Syngenta Group

«Moderne Pestizide können zur Bekämpfung des Klimawandels beitragen»

Jon Parr

Jon Parr

Präsident von Syngenta Crop Protection

«Wer hat Angst vor den bösen GVO?»

Jürg Vollmer

Jürg Vollmer

Agrarjournalist

«Was uns Pflanzenzüchtung bringt»

Achim Walter

Achim Walter

Professor für Kulturpflanzenwissenschaften, ETH Zürich

«Forschungs- und Werkplatz braucht Impuls»

Jan Lucht

Jan Lucht

Leiter Biotechnologie bei Scienceindustries

«Landwirtschaft spielt eine tragende Rolle»

Jan Grenz

Jan Grenz

Dozent für Nachhaltigkeit, Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL

«Wirkungsmechanismen der Natur besser verstehen»

Urs Niggli

Urs Niggli

Agrarwissenschafter und Präsident von Agroecology Science

«Ernährungssicherheit braucht echte Schweizer Produktion»

Jil Schuller

Jil Schuller

Redaktorin «BauernZeitung»

«Laien lassen die Dosis völlig ausser Acht»

Michael Siegrist

Michael Siegrist

Professor für Konsumentenverhalten, ETH Zürich

«Ist Bio wirklich gesünder?»

Anna Bozzi

Anna Bozzi

Leiterin Bereich Ernährung und Agrar bei scienceindustries

«Gentechnik und Umweltschutz gehen Hand in Hand»

Dr. Teresa Koller

Dr. Teresa Koller

Forscht am Institut für Pflanzen- und Mikrobiologie der Universität Zürich

«Die «Greta»-Generation wird mit Paradigmen rigoros aufräumen.»

Bruno Studer

Bruno Studer

Professor für Molekulare Pflanzenzüchtung, ETH Zürich

«Wir schützen was wir nutzen»

Regina Ammann

Regina Ammann

Leiterin Sustainability & Public Affairs, Syngenta Schweiz

«Der Kampf gegen Food Waste beginnt auf dem Acker»

Joel Meier

Joel Meier

Joel Meier ist Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Phytomedizin.

Ähnliche Artikel

36-facher Ertrag auf einem Quadratmeter – dank Indoor-Farming
Patente

36-facher Ertrag auf einem Quadratmeter – dank Indoor-Farming

Das Berliner Start-up OrbiFarm revolutioniert mit Indoor-Farming die Produktion von pflanzlichen Proteinen und Arzneipflanzen. Das Potenzial ist enorm: Der Ertrag ist bis zu 36-mal höher als im klassischen Ackerbau – und das ganz ohne Erde, Wetter oder lange Transportwege.

Den Gegnern grüner Gentechnik fehlen Fakten. Ihre Antihaltung ist gefährliche Ideologie
Medien

Den Gegnern grüner Gentechnik fehlen Fakten. Ihre Antihaltung ist gefährliche Ideologie

Die Schweiz und die EU entscheiden 2025 über den Anbau mittels neuer Züchtungstechnologien veränderter Pflanzen. Eine Zulassung ist vernünftig – und längst überfällig. Denn Gentechnik ist bereits heute verbreitet.

«Swiss-Finish» mit bitterem Nachgeschmack: Der Rapsanbau stirbt leise
Pflanzenschutz

«Swiss-Finish» mit bitterem Nachgeschmack: Der Rapsanbau stirbt leise

Der «Swiss-Finish» bei der Zulassungspraxis hat auch vor dem einheimischen Rapsanbau nicht haltgemacht. Strenge Zulassungsverfahren und der Mangel an zugelassenen Pflanzenschutzmitteln führen zu sinkenden Anbauflächen und geringeren Erträgen. Experten warnen, dass ohne funktionierende Alternativen das Ende der Produktion von Schweizer Raps näher rückt. Und Bio-Raps gibt es erst recht praktisch keinen mehr.

«Es gibt kein chemiefreies Essen – hat es nie gegeben und wird es auch nie geben»
Medien

«Es gibt kein chemiefreies Essen – hat es nie gegeben und wird es auch nie geben»

Chemische Rückstände in unseren Lebensmitteln werden in den Medien immer wieder heiss diskutiert. Ein Blick nach Österreich zeigt: Es ist eine Illusion zu glauben, dass eine rückstandsfreie Lebensmittelproduktion möglich ist. Denn es gibt Rückstände aus natürlichen wie synthetischen Quellen. Und bei allen gilt: Die Menge macht das Gift.