«Moderne Pestizide können zur Bekämpfung des Klimawandels beitragen»
Jon Parr ist Präsident von Syngenta Crop Protection. Er schreibt, dass die Landwirtschaft ein wichtiger Faktor für den Klimawandel ist. Sie ist ein Wirtschaftszweig, der von den klimawandelbedingten Wetterextremen direkt und negativ betroffen ist. Da die Bevölkerung weiterhin wächst, stellt das eine existenzielle Bedrohung für die Welt dar.
Mittwoch, 10. November 2021
In einem kürzlich von Dow Jones MarketWatch veröffentlichten Kommentar ging Jon Parr auf diese Herausforderungen ein. Er wies dabei auch auf die seiner Meinung nach kontraproduktiven Bemühungen der politischen Entscheidungsträger hin, die es Landwirten auf der ganzen Welt im Namen des Umweltschutzes zunehmend schwerer machen, für eine ausreichende Ernährung der Weltbevölkerung zu sorgen. Hier eine gekürzte Fassung von Parrs Artikel:
Experten gehen davon aus, dass wir bis zum Jahr 2050 um 70 Prozent mehr Nahrungsmittel anbauen müssen, um die 10 Milliarden Menschen zu ernähren, die unseren Planeten bis dahin bevölkern werden. Viele politische Entscheidungsträger scheinen jedoch davon auszugehen, dass die Agrarindustrie das ausserordentlich komplexe Problem einer gesunden, reichhaltigen und sicheren Nahrungsmittelversorgung bereits weitgehend gelöst hat.
Diese Annahme führt dazu, dass all jene Technologien, die die moderne Landwirtschaft erst wirklich produktiv gemacht haben, heute – vermeintlich dem Umweltschutz zuliebe – zunehmend auf Kritik stossen. In der Regel geht es dabei um die Forderung, gentechnische Veränderungen zu verbieten, auf synthetische Düngemittel zu verzichten und manchmal sogar um die Mechanisierung der Landwirtschaft. Am breitesten ist die Front der Ablehnung aber zweifellos den Pestiziden gegenüber.
Angesichts der dringenden Notwendigkeit zur Bekämpfung des Klimawandels dürften diese Forderungen nach der UN-Klimakonferenz, die am 31. Oktober in Glasgow begann, sicherlich noch lauter werden. Die Landwirtschaft ist für etwa 10 Prozent aller Treibhausgasemissionen verantwortlich. Ein Wert, den die weltweite Agrargemeinschaft sicherlich noch weiter reduzieren muss, indem sie die Landwirtschaft noch effizienter und weniger energieintensiv gestaltet.
Doch wenn es uns nicht gelingt, den Anbau auf den bereits bewirtschafteten Flächen produktiver zu machen, werden Landwirte auf der ganzen Welt kaum eine andere Wahl haben, als noch mehr Wälder und andere Grünflächen abzuholzen, wenn sie die in den kommenden Jahren zusätzlich benötigten Nahrungsmittel produzieren wollen. Die Rodung dieser Flächen würde das Klimaproblem aber nur noch weiter verschärfen, denn schliesslich sind die Wälder und andere natürliche Pflanzenbestände das wichtigste Werkzeug der Natur, um Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu filtern.
Aus ökologischer Sicht macht die Ablehnung moderner Pestizidtechnologien daher wenig Sinn. In Reaktion auf die Bedenken der Verbraucher haben die chemische Industrie und Landwirte seit den 1960er-Jahren gemeinsam hart daran gearbeitet, den unnötigen Einsatz von Pestiziden zu reduzieren. Zahlreiche Innovationen haben dazu beigetragen, dass die Toxizität von Pestiziden um 98 Prozent verringert, die pro Hektar ausgebrachte Menge um 60 Prozent reduziert und die Umweltpersistenz von Pestiziden mehr als halbiert werden konnte.
Die ausserordentlichen Herausforderungen in den Bereichen Umwelt und Ernährungssicherheit können wir nur durch eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Landwirtschaft meistern. Zu den dafür notwendigen Innovationen zählen biologische und andere Formen des Pflanzenschutzes, eine durch Digitalisierung ermöglichte präzise Landwirtschaft, genetische Verbesserungen bei Pflanzen, neue und verbesserte Arten von Düngemitteln und – ja, wenn und wo nötig – ein umweltverträglicher Einsatz von chemischen Pestiziden.
Jon Parr ist President of Syngenta Crop Protection. Dieser Artikel erschien zuerst in Market Watch am 1. November 2021.
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