Industry research for large-scale sustainability
͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌  ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌  ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌  ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌  ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌  ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌  ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌  ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌  ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌  ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌  ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌  ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌  ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌  ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌  ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌  ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ ͏‌ 
Text in English
Texte en français ci-dessous

27.12.2024

Die Studie macht das Gift

Liebe Leserinnen, liebe Leser

Seit Urzeiten fürchtet sich der Mensch davor, vergiftet zu werden. An vielen Königshöfen gab es deshalb Vorkoster. Macht schafft Feinde. Die Vorkoster mussten die Mahlzeiten der Würdenträger testen. Manchmal bezahlten sie mit ihrem Leben. Das Motiv der Vergiftung zeigt sich auch in Märchen. «Schneewittchen» sollte bei den Gebrüdern Grimm durch einen vergifteten Apfel ausser Gefecht gesetzt werden. Zudem ist Tod durch Vergiftung auch eine Art der Hinrichtung. So musste Sokrates den berühmten Schierlingsbecher trinken, hergestellt aus der hochgiftigen Pflanze «Gefleckter Schierling».

Auch im Ackerbau lauern Gifte: Pilzgifte können für Mensch und Tier schädlich sein. Das ist eine durchaus aktuelle Bedrohung: «Wenig Ertrag, viel Mykotoxin», titelte der «Schweizer Bauer» zur Weizenernte 2024. Es war die schlechteste Weizenernte in 35 Jahren. Die Nässe bei der Ährenblüte führte zu schädlichen Getreidepilzen. swiss-food.ch hat über die Zusammenhänge berichtet. Man spricht von einem Befall mit Fusarien.

Dabei handelt es sich um eine weltweit verbreitete Gattung von Schimmelpilzen. Sie verursachen Fäule, führen zu Ernteverlusten und zur Kontamination des Erntegutes mit Giftstoffen, sogenannten Mykotoxinen, welche die Gesundheit von Lebewesen bereits in geringen Mengen gefährden. Die gefährlichen Mykotoxine sind krebserregend und bedrohen die Lebensmittelsicherheit.

Mit Pflanzenschutzmitteln könnten die Pilzgifte eingedämmt werden. Ohne ausreichenden Pflanzenschutz stellt der Konsum jedoch eine Gefahr dar. Und da zeigt sich das Dilemma. Gift ist nicht einfach Gift. Selbstverständlich können Pflanzenschutzmittel eine toxische Wirkung entfalten, denn sie sollen ja gegen Schadorganismen wirken. Sie können aber auch lebensbedrohliche Gifte ausschalten. Entscheidend ist die sorgfältige Evaluation und sachgerechte Anwendung. Forschung dient dazu, die negativen Effekte zu minimieren. Es braucht endlich Zulassungsverfahren, die Innovationen im Pflanzenschutz zu den Bauern bringen, statt sie zu verhindern – auch im Interesse der Gesundheit der Menschen.

Über 1000 Jahre hinweg lösten die hochaktiven Inhaltsstoffe des pflanzenpathogenen Pilzes «Mutterkorn» entsetzliche Massenvergiftungen in Europa aus. Ein neues Sachbuch bietet einen fesselnden Einblick in die Geschichte und die medizinische Bedeutung des gefürchteten Mutterkorns. Dabei wird der Bogen von frühen medizinischen Schriften Mesopotamiens, Griechenlands und Chinas bis zu den industriellen und akademischen Laboren der pharmazeutischen Forschung des 20. Jahrhunderts gespannt. Der Verzehr von mit Mutterkorn infiziertem Getreide führt zu Ergotismus. Die Krankheit zeigt sich durch schwere Durchblutungsstörungen und Krämpfe. Durch die Verengung von Gefässen können Gliedmassen absterben. Ergotismus (Antoniusfeuer) war im Mittelalter ein verbreitetes Massenleiden in Europa. Das Buch beleuchtet, wie sich zur ausschliesslichen Versorgung der an Ergotismus leidenden Menschen der Antoniterorden formierte. Erst nach langer Zeit gelang es Ärzten, die Zusammenhänge zwischen dem Mutterkornpilz und der Vergiftung über roggenbasierte Nahrungsmittel aufzuklären.

Faszinierend ist die Darstellung im Buch, wie es der pharmazeutischen Naturstoff-Forschung gelang, aus den isolierten Wirkstoffen des Mutterkorns schliesslich Medikamente zu entwickeln, die für die Modernisierung der Medizin essenziell wurden. Dieser Teil der Geschichte zeigt, wie aus der Dunkelheit des Mittelalters heraus bedeutende Fortschritte für die menschliche Gesundheit erzielt wurden. Ein weiterer Höhepunkt des Buches ist die Erörterung, wie aus diesen Arbeiten das LSD hervorging, das für die Aufklärung der chemischen Grundlagen der Psyche und den Beginn der Psychopharmakologie so bedeutsam wurde.

Das giftigste Gift ist das Botulinumtoxin. Richtig, dabei handelt es ich um Botox. Kleinste Mengen von nur einem Nanogramm pro Kilogramm Körpergewicht sind für den Menschen tödlich. Unter die Haut gespritzt, glättet es jedoch Falten millionenfach. Auch hier: die Dosis macht das Gift. Die medizinisch/kosmetisch verwendete Dosis ist rund 100 bis 1000 Mal tiefer.

Dabei zeigt sich: Natürlich kann sehr giftig sein. Die mächtigsten Gifte kommen aus der Natur. Doch der Mensch hat gelernt, viele Gifte nutzbringend zu verwenden. Und er hat gelernt, die Naturstoffe zu synthetisieren und damit Moleküle auf einen spezifischen Verwendungszweck hin zu designen. Darauf dürfen wir stolz sein. Chemie hat schon viele Leben gerettet. Trotzdem tappen wir immer wieder in die Natur-Falle. Das Märchen von der «guten Natur» und der «bösen Chemie» hält sich hartnäckig.

Viele Annehmlichkeiten des Alltags haben wir heute, weil wir gelernt haben, Inspiration aus der Natur zu holen und Risiken einzuschätzen. Ohne dieses Verhalten – beobachten, sich auf Neues einlassen, austesten, adaptieren, ständig verbessern – würde die Menschheit noch heute in Höhlen hocken, und zwar ohne Feuer – denn Feuer ist eine Gefahr. Gefahren müssen eingeschätzt, verhindert oder eingegrenzt werden: Das ist Risikomanagement. Einfach verbieten oder gar nicht erst zulassen bedeutet demgegenüber Stillstand. In freier Wildbahn ist ein Löwe, der 10 Meter neben mir steht, eine grosse Gefahr, doch dem Käfig im Zoo kann man sich gefahrlos nähern. Die effektive Exposition ist entscheidend. Das Risiko wird durch die Exposition gegenüber der Gefahr bestimmt.

Diese Risikoeinschätzung ist für viele Lebensbereiche inhärent. Besonders wichtig ist sie bei Stoffen, die eine Wirkung entfalten sollen wie Pflanzenschutzmittel oder Medikamente. Und da gilt der Spruch des deutschen Pharmakologen Gustav Kuschinsky: «Wenn behauptet wird, dass eine Substanz keine Nebenwirkung zeigt, so besteht der dringende Verdacht, dass sie auch keine Hauptwirkung hat.» Was einen Krebs besiegen oder einen Schädling eliminieren soll, muss eine toxische Wirkung für diese haben, sonst ist die Substanz das Geld nicht wert.

Allein die Wirkstoff- Entwicklung wird immer aufwändiger und teurer: Bis ein neues Pflanzenschutzmittel den Markt erreicht, investieren forschende Unternehmen im Durchschnitt 300 Millionen US-Dollar. In der Entwicklungs-Phase werden Wirkstoff und Rezeptur weiter verbessert. Dazu werden umfangreiche toxikologische Abklärungen vorgenommen. Und das chemische Verhalten des Wirkstoffes in der Umwelt wird detailliert untersucht – einschliesslich der Abbaustoffe.

Auch aufgrund der ständig strenger werdenden Zulassungsanforderungen, speziell im Bereich Umweltverträglichkeit, ist die Zeitdauer von der ersten Synthese eines neuen Wirkstoffs bis zu seiner Markteinführung von 8.3 Jahren (1995) auf mittlerweile 12.3 Jahre (2019) gestiegen. Zugleich nimmt die Anzahl der jährlich neu am Markt eingeführten innovativen Wirkstoffe ab. Während um 1995 noch durchschnittlich 16 neue Wirkstoffe jährlich auf den Markt kamen, fanden zwischen 2016 und 2020 nur noch etwa fünf neue Substanzen pro Jahr ihren Weg auf die Felder der Landwirte. Aufgrund der langen Entwicklungsdauer und der grossen damit verbundenen Investitionen sind verlässliche und vorhersehbare regulatorische Rahmenbedingungen von grosser Bedeutung für die Unternehmen. Die Herausforderung, für die Landwirte eine ausreichend breite Wirkstoff-Palette für einen wirksamen und umweltverträglichen Pflanzenschutz bereitzustellen, wächst.

Pflanzenschutzmittel gehören zu den am besten geprüften chemischen Stoffen. Der Zulassungsprozess folgt strengen Regeln und ist transparent. Das in der Schweiz für die Zulassung zuständige Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) erläutert den Prozess auf seiner Website. Das deutsche Bundesamt für Verbraucherschutz (BVL) und Lebensmittelsicherheit beantwortet umfassend Fragen zum Zulassungsprozess von Pflanzenschutzmitteln und führt aus, warum es sich auf die von den Pflanzenschutzfirmen erstellten Studien verlässt.

Die Anforderungen sind hoch. Studien zu möglichen Wirkungen auf Mensch und Umwelt werden nur von Versuchseinrichtungen akzeptiert, die das internationale Qualitätssicherungssystem GLP (Gute Laborpraxis) etabliert haben. Zudem müssen sie über eine staatliche Anerkennung verfügen. Das gilt auch für die firmeneigenen Labors.

Manipulationen können für Studienleiter strafrechtliche Folgen haben. Art und Anzahl der Versuche sind vorgeschrieben; ebenso sind für jeden Versuchstyp die Methodik und die Berichterstattung in allen Einzelheiten festgelegt. Alle Versuchsschritte müssen dokumentiert und archiviert werden. Mit anderen Worten: Nicht die Firmen bestimmen das Studien-Design, es sind die Zulassungsbehörden. Und: Die Studien müssen jederzeit durch Dritte replizierbar sein.

Das gibt eine seriöse wissenschaftlicher Basis. Und nach dieser sind Pflanzenschutzmittel immer sicherer für Mensch und Umwelt geworden. Die akute Toxizität hat seit den 1960er Jahren um 40 Prozent abgenommen. Wenn also Schauergeschichten zu Pestizidvergiftungen und -toten die Runde machen und Studien zitiert werden, gilt es genau hinzuschauen. Eine zentrale Frage dabei ist: Wie vertrauenswürdig sind die zugrundeliegenden Studien und Daten? Ein Artikel aus der «NZZ am Sonntag» und die Erläuterungen von «Quarks» bieten aufschlussreiche Perspektiven über die Qualität von wissenschaftlichen Studien und den möglichen Missbrauch von Zahlen.

In den letzten Jahren machte die alarmierende Nachricht die Runde, dass jährlich 385 Millionen Menschen eine Pflanzenschutzmittelvergiftung erleiden. Die Behauptung stammt aus einer Studie von Pflanzenschutzkritikern. Sie wurde von zahlreichen Medien und staatlichen Institutionen aufgegriffen und verbreitet. Das Problem: Die Zahl ist falsch. Die Studie lässt die Schlussfolgerung gar nicht zu, weshalb der entsprechende Wissenschaftsverlag die Studie mittlerweile zurückgezogen hat. Sie hat die Politik trotzdem beeinflusst und wird auch weiterhin fleissig zitiert. Die «Studie» macht das Gift. Wissenschaft dient als Grundlage für politische Entscheidungen. Daher ist die Vertrauenswürdigkeit und Verlässlichkeit der Studien so wichtig.

Unbestritten ist: Pflanzenschutzmittel müssen wie alle Substanzen mit einer Wirkung richtig angewandt werden. Die Exposition des Anwenders und der sogenannten Nichtzielorganismen muss minimiert werden. Daher machen die Behörden Auflagen, die auf den Etiketten aufgeführt und eingehalten werden müssen. Pestizide Wirkstoffe sollen Schädlinge oder Krankheitskeime bekämpfen, sei es als Pflanzenschutzmittel, Schädlingsbekämpfung im Haushalt oder Desinfektionsmittel. Sie haben daher eine biologische Wirkung, sonst würden sie weder von den Behörden zugelassen noch von den Verbrauchern gekauft und eingesetzt. Damit bergen sie aber auch je nach Wirkstoff eine inhärente Gefahr. Fachgerecht und sorgfältig angewendet können sie ihren Nutzen entfalten, sind für Mensch und Umwelt sicher und bergen ein geringes Risiko. Das gilt auch für jede Haushaltchemikalie wie Javelwasser oder Salmiakgeist.

Zweifellos ein Gift ist auch Alkohol, insbesondere, wenn das Genussmittel in hohen Dosen konsumiert wird. Diese Gefahr lauert in den kommenden Tagen. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg beim Risikomanagement. Und vor allem schöne Festtage und viel Erfolg im kommenden Jahr. Besten Dank für Ihre Treue und das Interesse.

Ihre swiss-food Redaktion

27.12.2024

L'étude fait le poison

Chères lectrices, chers lecteurs,

Depuis la nuit des temps, l'homme craint d'être empoisonné. C'est pourquoi il y avait des goûteurs dans de nombreuses cours royales. Le pouvoir crée des ennemis. Les goûteurs devaient tester les repas des dignitaires. Parfois, ils le payaient de leur vie. Le motif de l'empoisonnement est également présent dans les contes de fées. Chez les frères Grimm, « Blanche-Neige » devait être mise hors d'état de nuire par une pomme empoisonnée. En outre, la mort par empoisonnement est également une forme d'exécution.
Socrate devait ainsi boire la fameuse coupe de ciguë, fabriquée à partir d'une plante hautement toxique, la « ciguë tachetée ».

Les poisons se cachent également dans les cultures : les toxines fongiques peuvent être nocifs pour les hommes et les animaux. Il s'agit d'une menace tout à fait actuelle : « Peu de rendement, beaucoup de mycotoxines », titrait le journal suisse alémanique « Schweizer Bauer » à propos de la récolte de blé 2024. Il s'agit de la pire récolte de blé des 35 dernières années. L'humidité lors de la floraison des épis a entraîné l'apparition de champignons nuisibles aux céréales. swiss-food.ch a fait un reportage sur ces liens. On parle d'une infestation par des fusarioses.

Il s'agit d'un genre de moisissures répandu dans le monde entier. Elles provoquent des pourritures, entraînent des pertes de récoltes et la contamination des produits récoltés par des substances toxiques, appelées mycotoxines, qui menacent la santé des êtres vivants même en faibles quantités. Les mycotoxines dangereuses sont cancérigènes et menacent la sécurité alimentaire.

Les produits phytosanitaires permettraient d'endiguer les toxines fongiques. Mais sans protection phytosanitaire suffisante, leur consommation représente un danger. Et c'est là que le dilemme apparaît. Un poison n'est pas simplement un poison. Bien entendu, les produits phytosanitaires peuvent avoir un effet toxique, puisqu'ils sont censés agir contre les organismes nuisibles. Mais ils peuvent aussi éliminer des poisons qui mettent la vie en danger. Ce qui est décisif, c'est une évaluation minutieuse et une utilisation appropriée. La recherche sert à minimiser les effets négatifs. Il faut enfin des procédures d'autorisation qui permettent aux innovations phytosanitaires d’arriver jusqu’aux agriculteurs au lieu de les en empêcher - également dans l'intérêt de la santé humaine.

Pendant plus de 1000 ans, les substances hautement actives du champignon phytopathogène « ergot de seigle » ont provoqué d'horribles empoisonnements de masse en Europe. Un nouveau livre spécialisé offre un aperçu captivant de l'histoire et de l'importance médicale du redoutable ergot de seigle. Il revient sur les premiers écrits médicaux de la Mésopotamie, de la Grèce et de la Chine et va jusqu’aux laboratoires industriels et universitaires de la recherche pharmaceutique du 20e siècle. La consommation de céréales infectées par l'ergot de seigle entraîne l'ergotisme. La maladie se manifeste par de graves troubles de la circulation sanguine et des crampes. Le rétrécissement des vaisseaux peut entraîner la perte de certains membres. L'ergotisme (feu de Saint-Antoine) était un mal de masse répandu en Europe au Moyen Âge. Le livre explique comment l'ordre des Antonins s'est constitué pour soigner exclusivement les personnes souffrant d'ergotisme. Ce n'est qu'au bout d'un long moment que les médecins ont réussi à établir le lien entre le champignon de l'ergot de seigle et l'intoxication par les aliments à base de seigle.

Il est fascinant de voir dans le livre comment la recherche pharmaceutique sur les substances naturelles a finalement réussi à développer, à partir des substances actives isolées de l'ergot de seigle, des médicaments qui sont devenus essentiels pour la modernisation de la médecine. Cette partie de l'histoire montre comment, à partir de l'obscurité du Moyen-Âge, des progrès importants ont été réalisés pour la santé humaine. Un autre point fort du livre est la discussion sur la manière dont ces travaux ont donné naissance au LSD, qui est devenu si important pour l'élucidation des bases chimiques de la psyché et le début de la psychopharmacologie.

Le poison le plus toxique est la toxine botulique. Exactement, il s'agit du Botox. Des quantités infimes de seulement un nanogramme par kilogramme de poids corporel sont mortelles pour l'homme. Mais injectée sous la peau, elle lisse les rides des millions de fois. Ici aussi, c'est la dose qui fait le poison. La dose utilisée en médecine/cosmétique est environ 100 à 1000 fois plus faible.

On constate ainsi que le naturel peut être très toxique. Les poisons les plus puissants proviennent de la nature. Mais l'homme a appris à utiliser de nombreux poisons à bon escient. Et il a appris à synthétiser les substances naturelles et donc à concevoir des molécules en vue d'une utilisation spécifique. Nous pouvons en être fiers. La chimie a déjà sauvé de nombreuses vies. Pourtant, nous tombons toujours dans le piège de la nature. La fable de la « nature bienfaisante » et de la « chimie malfaisante » a la vie dure.

Si nous bénéficions aujourd'hui de nombreuses commodités au quotidien, c'est parce que nous avons appris à puiser notre inspiration dans la nature et à évaluer les risques. Sans ce comportement - observer, s'ouvrir à la nouveauté, tester, adapter, améliorer en permanence - l'humanité serait encore aujourd'hui accroupie dans des grottes, et sans feu - car le feu est un danger. Les dangers doivent être évalués, évités ou limités : c'est ce qu’on appelle la gestion des risques. En revanche, interdire ou ne pas autoriser est synonyme d'immobilisme. Dans la nature, un lion, qui se tient à 10 mètres de moi, représente un grand danger, mais on peut s'approcher sans risque de la cage d'un zoo. L'exposition effective est déterminante. Le risque est déterminé par l'exposition au danger.

Cette évaluation du risque est inhérente à de nombreux domaines de la vie. Elle est particulièrement importante pour les substances qui doivent avoir un effet, comme les produits phytosanitaires ou les médicaments. Et c'est là que l'adage du pharmacologue allemand Gustav Kuschinsky s'applique : « Si l'on prétend qu'une substance n'a pas d'effets secondaires, il y a de fortes chances qu'elle n'ait pas non plus d'effets majeurs ». Ce qui doit vaincre un cancer ou éliminer un parasite doit avoir un effet toxique pour ces derniers, sinon la substance ne vaut pas l'argent.

Rien que le développement de la substance active est de plus en plus complexe et coûteux: avant qu'un nouveau produit phytosanitaire n'atteigne le marché, les entreprises de recherche investissent en moyenne 300 millions de dollars US. Durant la phase de développement, la substance active et la formule sont encore améliorées. Des études toxicologiques approfondies sont menées à cet effet. Et le comportement chimique de la substance active dans l'environnement est étudié en détail, y compris les substances de dégradation.

En raison des exigences de plus en plus strictes en matière d'autorisation de mise sur le marché, notamment dans le domaine de la compatibilité environnementale, la durée entre la première synthèse d'une nouvelle substance active et sa mise sur le marché est passée de 8,3 ans (1995) à 12,3 ans (2019). Parallèlement, le nombre de nouvelles substances actives innovantes introduites chaque année sur le marché diminue. Alors que vers 1995, 16 nouvelles substances actives étaient encore mises sur le marché en moyenne chaque année, entre 2016 et 2020, seules cinq nouvelles substances par an environ ont trouvé leur chemin vers les champs des agriculteurs. En raison de la longue durée de développement et des investissements importants qui y sont liés, des conditions-cadres réglementaires fiables et prévisibles sont d'une importance centrale pour les entreprises. Le défi consistant à mettre à la disposition des agriculteurs une palette de substances actives suffisamment large pour assurer une protection des plantes efficace et respectueuse de l'environnement ne cesse de croître.

Les produits phytopharmaceutiques font partie des substances chimiques les plus testées. Le processus d'homologation suit des règles strictes et est transparent. L'Office fédéral de la sécurité alimentaire et des affaires vétérinaires (OSAV), responsable de l'autorisation en Suisse, explique le processus sur son site Internet. L'Office fédéral allemand de la protection des consommateurs et de la sécurité alimentaire (BVL) répond de manière exhaustive aux questions sur le processus d'autorisation des produits phytosanitaires et explique pourquoi il se fie aux études réalisées par les entreprises phytosanitaires.

Les exigences sont élevées. Les études sur les effets possibles sur l'homme et l'environnement ne sont acceptées que par les établissements expérimentaux qui ont établi le système international d'assurance qualité BPL (bonnes pratiques de laboratoire). Ils doivent en outre disposer d'une reconnaissance de l'État. Cela vaut également pour les laboratoires propres à l'entreprise.

Les manipulations peuvent avoir des conséquences pénales pour les responsables d'études. Le type et le nombre d'essais sont prescrits ; de même, la méthodologie et les rapports sont définis dans les moindres détails pour chaque type d'essai. Toutes les étapes de l'essai doivent être documentées et archivées. En d'autres termes, les essais sont encadrés : ce ne sont pas les entreprises qui décident de la conception des études, mais bien les autorités de réglementation. De plus, les études doivent pouvoir être reproduites à tout moment par des tiers.

Cela donne une base scientifique sérieuse. Et selon celle-ci, les produits phytosanitaires sont devenus de plus en plus sûrs pour l'homme et l'environnement. La toxicité aiguë a diminué de 40% depuis les années 1960. Lorsque des histoires effrayantes d'intoxication et de décès dus aux pesticides circulent et que des études sont citées, il convient d'y regarder de plus près. Une question centrale se pose alors : dans quelle mesure les études et les données sur lesquelles elles se basent sont-elles fiables ? Un article de la « NZZ am Sonntag » et les explications de « Quarks »
offrent des perspectives intéressantes sur la qualité des études scientifiques et l'abus possible de chiffres
.

Ces dernières années, une nouvelle alarmante a fait le tour du monde : chaque année, 385 millions de personnes sont victimes d'une intoxication aux produits phytosanitaires. Cette affirmation provient d'une étude menée par des critiques de la protection des plantes. Elle a été reprise et diffusée par de nombreux médias et institutions gouvernementales. Le problème est le suivant : ce chiffre est faux. L'étude ne permet pas du tout de tirer cette conclusion, raison pour laquelle la maison d'édition scientifique concernée a entre-temps retiré l'étude. Elle a néanmoins influencé la politique et continue d'être citée avec assiduité. L'« étude » crée le poison. La science sert de base aux décisions politiques. C'est pourquoi il est si important que les études soient fiables et dignes de confiance.

Il est incontestable que les produits phytosanitaires, comme toutes les substances ayant un effet, doivent être utilisés correctement. L'exposition de l'utilisateur et des organismes dits non ciblés doit être minimisée. C'est pourquoi les autorités imposent des conditions qui doivent figurer sur les étiquettes et être respectées. Les agents pesticides actifs sont destinées à lutter contre les parasites ou les germes pathogènes, que ce soit en tant que produits phytosanitaires, antiparasitaires à usage domestique ou désinfectants. Ils ont donc un effet biologique, sinon ils ne seraient ni autorisés par les autorités ni achetés et utilisés par les consommateurs. Mais ils présentent donc aussi, selon la substance active, un danger inhérent. Utilisés dans les règles de l'art et avec soin, ils peuvent déployer leurs avantages, sont sûrs pour l'homme et l'environnement et présentent un faible risque. Il en va de même pour tout produit chimique ménager comme l'eau de Javel ou l'ammoniaque.

L'alcool est sans aucun doute un poison, surtout s'il est consommé à fortes doses. Ce danger vous guette dans les jours à venir. Nous vous souhaitons beaucoup de succès dans la gestion des risques. Et surtout, de bonnes Fêtes de fin d'année et beaucoup de succès pour l'année à venir. Nous vous remercions de votre fidélité et de votre intérêt.

Votre rédaction swiss-food

swiss-food ist eine Wissensplattform im Bereich Landwirtschaft und Ernährung. Sie setzt auf faktenbasierte Information und steht für eine umfassende Nachhaltigkeit ein.

swiss-food est une plateforme de connaissances dans le domaine de l’agriculture et de l’alimentation. Elle délivre des informations reposant sur des faits et s’engage en faveur d’un développement durable complet.
Contact:
info@swiss-food.ch
+41 44 300 30 40
Powered by Syngenta & Bayer