Industry research for large-scale sustainability
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07.07.2021

Lösungen ermöglichen statt Probleme aussitzen


Liebe Leserin, lieber Leser

Die regionale Produktion stand im Zentrum der Auseinandersetzung um die beiden Agrarinitiativen. Und die Diskussion hat gezeigt: Diese regionale Produktion ist vielfältigen Risiken ausgesetzt. Ausgerechnet zu Sommerbeginn steigen die Früchtepreise, berichtet «20 Minuten». Verantwortlich dafür seien der frostige Frühlingsstart sowie die Unwetter der letzten Wochen. Besonders schlimm steht es dieses Jahr um die Walliser Aprikosen. Klirrend kalte Nächte zerstörten im April praktisch die ganze Aprikosenernte. «Ich bin jetzt seit 30 Jahren Obstbauer. So etwas habe ich noch nie erlebt», sagt der Unterwalliser Obstbauer Emmanuel Chassot gegenüber dem «Tages-Anzeiger». In anderen Jahren waren es Pflanzenkrankheiten wie der Monilia-Pilz, welche die Ernte bedrohten. Der Pilz führt dazu, dass die Früchte schon vor der Ernte verfaulen. Hoffen können die Walliser Aprikosenproduzenten auf die Forschung. In Conthey im Kanton Wallis arbeitet das staatliche Forschungsinstitut Agroscope seit einigen Jahren an resistenteren Aprikosensorten. Sowohl Aussehen als auch Geschmack müssen stimmen. Gleichzeitig braucht es jedoch Resistenzen gegen Krankheiten und klimatische Extreme.

Helfen können auch Frühwarnsysteme auf digitaler Basis. So droht sich der gefrässige Japankäfer in der Schweiz auszubreiten. Er wurde vor vier Jahren in die Schweiz eingeschleppt und zum ersten Mal im Kanton Tessin entdeckt. Um die Ausbreitung des Schädlings zu verhindern, arbeitet die landwirtschaftliche Forschungsstelle mit der Tessiner Bevölkerung zusammen. Auf einer interaktiven Karte können die Entdeckungen des Japankäfers eingetragen werden. Sofort stehen die Informationen allen zur Verfügung. Ähnlich funktioniert auch das Frühwarnsystem gegen die Kraut- und Knollenfäule bei Kartoffeln. Aufmerksame Bauern tragen einen Befall ein und ihre Berufskollegen in der Gegend sind damit gewarnt. Denn die Sporen der Kraut- und Knollenfäule werden mit dem Wind kilometerweit auf andere Felder verfrachtet. Bei der feuchtwarmen Witterung helfen nur Pflanzenschutzmittel gegen die verheerende Pflanzenkrankheit. Auch das Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL empfiehlt präventives Spritzen mit Kupfer.

Um den Landwirten ein breites Spektrum an Lösungen zu bieten, braucht es Innovation und politischen Willen. Mit Hilfe von Gentechnik können resistentere Sorten gezüchtet werden. So lässt sich auch der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduzieren. Diverse Forschungsanstalten haben gegen die gefürchtete Kraut- und Knollenfäule resistente Sorten gezüchtet. Die Firma BASF stellte Ende 2011 Antrag auf EU-Zulassung der gentechnisch veränderten Speisekartoffel Fortuna für den Anbau und als Lebens- und Futtermittel, doch erfolgte 2012 der Rückzug der Biotech-Sparte des Unternehmens aus Europa. Forschung und Innovation findet immer statt, ihren Nutzen entfalten sie aber dort, wo das Umfeld sie zulässt. Gemäss «BauernZeitung» hat die landwirtschaftliche Forschungsanstalt Reckenholz in den letzten Jahren Freilandversuche mit Gentech-Kartoffeln gemacht, die auch gegen die in der Schweiz vorkommenden Krautfäule-Infektionen resistent sind. Dafür verantwortlich war die Molekularbiologin Susanne Brunner von Agroscope. Das Fazit: Die gentechnisch veränderten Kartoffeln überzeugten, doch der Anbau ist wegen des Gentech-Moratoriums in der Schweiz verboten.

Und da sind wir an einem springenden Punkt. Seit 2005 gilt das bereits dreimal verlängerte Gentech-Providurium. Es hat nachhaltige Innovationen verhindert und so der Umwelt geschadet, obwohl der von der Politik verlangte Bericht des Nationalforschungsprogramms NFP 59, der aus eigenen Versuchen der Wissenschafter und einer Metastudie über 1000 Forschungsarbeiten bestand, zum eindeutigen Schluss kam, dass das herrschende Gentech-Verbot aus wissenschaftlicher Sicht nicht gerechtfertigt ist. Trotzdem soll es nach dem Willen des Bundesrats zum vierten Mal verlängert werden. Soeben hat die Landesregierung die Botschaft dazu veröffentlicht. Anstatt auf wissenschaftlicher Basis und risikobasiert Anwendungen zuzulassen, wird weiterhin eine ganze Technologie blockiert. Das ist verantwortungslos.

Besonders störend: Auch neue gentechnische Verfahren wie die Genom-Editierung sollen unter das Moratorium fallen. Damit wird das Moratorium sogar noch ausgeweitet. Diese Verhinderungspolitik schadet der Schweiz. Zudem hinkt die Argumentation in einem wissenschaftlichen Sinne. Ein Grossteil der neuen Anwendungen bringt Produkte hervor, die genauso gut durch eine spontane Mutation oder durch natürliche Rekombination entstehen könnten. Auch sind bereits heute Züchtungsmethoden in der Schweiz zugelassen, die mit chemischen Mitteln oder Bestrahlung massiv ins Genom einer Pflanze eingreifen (Mutagenese). Tatsache ist: Die bekannten Anwendungen von Genom-Editierung sind viel gezielter als manch traditionelle Züchtungsmethoden und sind für den Menschen und die Umwelt sicher. Es ist an der Zeit, diese Innovationen nicht mehr grundsätzlich zu blockieren.

Dies ist auch im Interesse junger Talente, die in das faszinierende Feld der Biotechnologie strömen. Radio SRF hat in der Wirtschaftsendung Trend sehr anschaulich über die Biotech-Begeisterung bei Studierenden berichtet. Biotechnologie erlebt mit der Corona-Pandemie ein steigendes Interesse in der Öffentlichkeit. Mit Biotechnologie konnten in Rekordzeit hochwirksame mRNA-Impfstoffe entwickelt werden. In den vergangenen Jahren ist unter Studierenden ein regelrechter Biotech-Boom ausgebrochen. Darüber freut sich auch die Branche, die in der Schweiz stark wächst.

Insgesamt sind moderne Züchtungsmethoden zentral für eine in allen Dimensionen ressourceneffiziente Landwirtschaft. Die verschiedenen Methoden sind hier erläutert. Genom-Editierung kann zur Verhinderung von «Feed Waste» und zu mehr inländischem Futter beitragen, um nur ein Beispiel zu nennen. Bis 2050 wird die Weltbevölkerung auf gegen zehn Milliarden Menschen wachsen. Das verlangt von der Landwirtschaft eine gewaltige Leistung. Sie muss ihre Produktivität erhöhen und gleichzeitig nachhaltiger werden. Der Schlüssel zur Bewältigung dieser Herkulesaufgabe liegt bei neuen Technologien. Dazu gehört neben der modernen Biotechnologie auch die Digitalisierung. Dies belegt eine Studie von McKinsey. Sie bezeichnet fünf Bereiche, in denen deutliche Effizienzgewinne in der Landwirtschaft erreicht werden können:

  • Intelligente Feldüberwachung
  • Einsatz von Drohnen
  • Intelligente Überwachung des Viehbestands
  • Autonom arbeitende Geräte
  • Intelligentes Hof- und Ausrüstungsmanagement

Damit jedoch die Digitalisierung in der Landwirtschaft ihren Nutzen entfalten kann, braucht es Vernetzung – beispielsweise mit 5G. Allerdings regt sich auch gegen diese Technologie Widerstand. Leben wir also in einer technologiefeindlichen Zeit? Die Frage diskutierten der Verleger Markus Somm und die Grüne Nationalrätin Regula Rytz in der «Sonntagszeitung» vom 13. Juni sowie in der Sendung «Sonntagszeitung Standpunkte». Zu Recht kritisiert Somm in der Sendung die Politisierung des technischen Fortschritts. Es werden immer häufiger generelle Entscheide über Technologien gefällt, statt die Produkte sorgfältig zu evaluieren und dann zuzulassen.

Oft geschieht dies unter einem umweltpolitischen Deckmäntelchen. Nachhaltigkeit wird oft sehr eindimensional verstanden und das führt zu jahrelangen Blockaden wie beim Gentech-Moratorium. Vorschnelle Schlüsse schlagen Türen zu, die wieder zu öffnen dann einem Murks gleichkommt. Gerade zu beobachten bei der Kernenergie, wo das Bundesamt für Energie Presseberichten zur Folge die Verlängerung der Betriebsdauer der bestehenden AKW um 10 Jahre evaluiert. Nötig wären aber eigentlich neue Kernkraftwerke. Denn diese Energieform ist bezüglich Lieferstabilität und CO2-Freiheit derzeit alternativlos für die Schweiz. Nur auf Importe oder saisonalen Strom zu setzen, wäre fahrlässig. Denn wenn es zu Mangelsituationen kommt, schaut jedes Land nur für sich. Tatsächlich brauchen wir eine offene, faktenbasierte Technologie-Diskussion. Umfassende Nachhaltigkeit basiert auf einer sorgfältigen, ideologiefreien Evaluation von Chancen und Risiken – und dem Willen, Probleme anzugehen statt auszusitzen.

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