Neonicotionoide keine Gefahr für Bienenvölker
Dennoch existieren für die Bienengesundheit viele nicht zu unterschätzende Gefahren. Als grösste Geissel der Honigbiene gilt die ursprünglich aus Asien stammende Varroa-Milbe, die sich im Laufe der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Europa und den USA verbreitete. Und unbestritten ist, dass bei der Bienenhaltung Zeit und Fachwissen nötig sind, zum Beispiel für den Umgang mit verschiedenen Bioziden zur Bekämpfung der Varroa-Milbe. Denn es gilt Bienenvergiftungen durch Fehlanwendung zu verhindern.
Neben Imkern stehen aber auch Landwirte in der Verantwortung, Pflanzenschutzmittel mit möglichen bienentoxischen Eigenschaften im Bio-Landbau genauso wie in der konventionellen Landwirtschaft sorgfältig und gemäss Bestimmungen des Herstellers auszubringen. So dürfen die Mittel beispielsweise nur ausserhalb des Bienenflugs ausgebracht werden. Der Jahresbericht 2020 des Bienengesundheitsdienstes zeigt, dass sich im Jahr 2020 alle fünf Fälle von Bienenvergiftungen durch eine sorgfältigere Anwendung der Biozide durch die Imker und der Pflanzenschutzmittel durch die Landwirte hätten verhindern lassen.
Die Diskussion über die Nahrungsmittelproduktion wird oft von Mythen beherrscht. In vielen Köpfen haben sie sich festgesetzt, obwohl die Fakten fehlen. Wir haben zehn der gängigsten Mythen auf swiss-food.ch aufgearbeitet. Das Spektrum reicht von «Pestizide werden immer giftiger» bis zu «Pestizide sind schuld am Insektensterben». Ein kleines Nachschlagewerk.
Viele Mythen ranken sich auch um die Gentechnik. Kürzlich hat die vorberatende Kommission des Ständerats entschieden, dass Genom-Editierung differenziert reguliert werden soll. Jan Lucht von scienceindustries ordnet den Entscheid ein. Wie eine Befragung von gfs.bern zeigt, sehen auch Konsumentinnen und Konsumenten den Nutzen von gezielten Pflanzenzüchtungen. Auch der prominente Agrarjournalist Jürg Vollmer prophezeit BioSuisse und dem Schweizer Bauernverband, dass sie sich mit ihrer Ablehnung der Genschere Crispr/Cas ins Abseits stellen werden. Seine Begründung: «CRISPR/Cas-Züchtungen könnten Schädlingen trotzen, Pestizide einsparen, trockene Böden tolerieren – und dabei mehr Ertrag liefern. Eine Ablehnung der Genschere ist so ziemlich das Dümmste, was man sich ausdenken kann.» Für die Wissenschaft ist der Fall klar: ETH-Professor Achim Walter erläutert in einem Beitrag auf swiss-food.ch den Nutzen von gezielten Züchtungen.
Noch muss der Ständerat den ermutigenden Entscheid der Kommission in der Wintersession bestätigen, damit eine Differenz zum Nationalrat entsteht und die modernen Züchtungsmethoden nicht auch pauschal im Moratorium erstarren – zum Schaden einer nachhaltigen Nahrungsmittelproduktion. Auch die Genom-Editierung unter das Moratorium zu stellen, wäre ein strategischer Fehler. Sinnvoll wäre, das sinnvolle Machbare nicht hinauszuschieben, sondern anzupacken. Für eine umfassend nachhaltige und ressourceneffiziente Landwirtschaft, die auch morgen noch unser Essen produzieren kann.
Ihre swiss-food Redaktion
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