Industry research for large-scale sustainability
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30.09.2021

Und sie bewegt sich doch!


Liebe Leserin, lieber Leser

Auch wenn mit «Und sie bewegt sich doch!» nicht die Erde gemeint ist: Der dem Mathematiker, Astronomen und Physiker Galileo Galilei zugeschriebene Satz passt gut zum angeblich unverrückbaren Dogma, «dass die Schweizer keine Gentechnik wollen». Eine von swiss-food in Auftrag gegebene gfs-Umfrage hat klare Mehrheiten zugunsten der neuen Präzisionszüchtungsmethoden gezeigt, wenn darin ein Nutzen für Umwelt oder Gesundheit gesehen wird. Die Bevölkerung bewegt sich. Nun muss noch die Politik folgen. Denn: Die Zukunft liegt in der Präzisionslandwirtschaft. Moderner Pflanzenschutz wird mit Hochpräzisionsdüsen appliziert. GPS und optische Erkennung unterstützen die Landwirte genauso wie die sich rasant entwickelnde Drohnentechnik oder eben hochpräzise Züchtungsmethoden.

Wie die Debatte im Nationalrat letzte Woche zeigte, werden bei der Diskussion der neuen Präzisionszüchtungsmethoden wie CrisprCas die alten Gentechnik-Geister beschworen. Zielführender als der Vergleich mit bisheriger Gentechnik ist aber der Vergleich mit der im Bio- wie im konventionellen Landbau üblichen Mutationszüchtung, die typischerweise Röntgenstrahlen oder Chemikalien verwendet. Die herkömmlichen Züchtungen produzieren im Gegensatz zur Präzisionszüchtung hunderte von ungewollten Mutationen und somit viel mehr Veränderungen in der Pflanze als neue Präzisionszüchtungen. Dennoch wurden mit den bisherigen forcierten Mutationen gezüchtete Pflanzen nie als besondere Gefahr für die Konsumentinnen und Konsumenten wahrgenommen. Auch genomeditierte neue Kulturpflanzen sollten deshalb gemäss ihren Eigenschaften und nicht aufgrund des Verfahrens beurteilt werden, mit dem sie erzeugt wurden. Die kleinen Veränderungen der Genomeditierung lassen sich nicht von natürlichen Mutationen unterscheiden. Es gibt keinen Grund, sie als potentiell gefährlich oder als gentechnisch einzustufen.

Galileo Galilei fand heraus, dass sich die Erde bewegt. Er baute auf die Erfahrung und das Experiment und bevorzugte messende Versuche als Beweisgrundlage. Er gilt als Begründer der neuen, sogenannten „klassischen Naturwissenschaft“. Trotzdem musste er sich zeitlebens dem herrschenden Dogma unterordnen, dass die Erde flach sei.

Dogmen bewirken Denkverbote. Und sie bewirken, dass mantra-artig wiederholte Aussagen nicht mehr hinterfragt werden. Zum Beispiel, dass naturbasierte Lösungen besser seien als solche aus dem Labor. Jemand, der mit diesem Dogma aufräumt, ist Urs Niggli, früherer Direktor des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FibL). In einem Meinungsbeitrag in der NZZ schreibt er, dass die Gewinnung von Naturstoffen einen zu hohen Energiebedarf haben könne. Und dass die Wirkstoffe für den biologischen Landbau direkt aus der Natur stammen können, aber dass es in manchen Fällen sogar gelingt, diese natürlichen Stoffe im Labor künstlich nachzubilden – was die Produktionskosten massiv senke. Sein Nachfolger am FibL, Knut Schmidtke, doppelt kurz danach im Interview mit der aktuellen NZZ am Sonntag nach und antwortet auf die Frage des Journalisten, ob man natürliche Extrakte in ausreichenden Mengen herstellen kann: «Nein, es geht auch um eine Synthese naturidentischer Stoffe.» Synthetik im Bio-Landbau? Bisher wurde wenn überhaupt nur verschämt zugegeben, dass im Bio-Landbau auch synthetisierte Pflanzenschutzmittel wie Kupfer oder Schwefel eingesetzt werden.

Dass Synthetik auch im Bio-Landbau eine Zukunft haben soll, ist neu. Angesichts global begrenzter natürlicher Ressourcen macht «Nachhaltigkeit aus dem Labor» gerade für eine Landwirtschaft, die die Absicht hat, diese knappen natürlichen Ressourcen zu schonen, Sinn. Urs Niggli hat auch immer wieder den Einsatz der neuen Präzisionszüchtungsmethoden auch für den Bio-Landbau ins Spiel gebracht, um beispielsweise problematische Pflanzenschutzmittel wie Kupfer ablösen zu können – genauso wie den Einsatz digitaler Technologien. Im Interview in der aktuellen SonntagsZeitung spricht er sich auch dafür aus, dass die Schweiz das Privileg nutzt, über genügend Wasser zu verfügen: Statt anderswo für sich produzieren zu lassen, sollte unser Land selbst eine produktive Landwirtschaft betreiben. FibL-Direktor Schmidtke wiederum führt im erwähnten Interview aus, dass Vertreter der Bio- und der konventionellen Landwirtschaft inzwischen ein stärkeres Interesse am jeweils anderen System hätten. «Eine gegenseitige Wertschätzung. Es hat sich viel getan.» Da scheint sich gerade viel zu bewegen.

Gut, dass sich auch die sogenannt konventionelle Landwirtschaft bewegt. Die forschende Industrie spielt dabei eine aktive Rolle. Hier nur ein Beispiel: Nach zwanzigjähriger Erfahrung mit «Operation Pollinator» startete Syngenta 2020/21 mit LIVINGRO™ dreijährige Pilotprojekte in Argentinien, Chile, Deutschland, Mexiko und Spanien. Die Landwirte wenden dabei spezifische Protokolle für eine Vielzahl von Kulturen an. Die Protokolle kombinieren die neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse mit umweltfreundlichen Praktiken, Produkten und Technologien. Diese reichen von Saatgutsorten, synthetischen Pflanzenschutzmitteln, biologischen Mitteln (Biofungizide und Bioinsektizide) und Nutzinsekten bis hin zur Einrichtung multifunktionaler Flächen, die die Koexistenz von Landwirtschaft und Biodiversität fördern.

Die Arbeit der Landwirte wird anhand von Daten gemessen, die mittels nicht weniger als 38 verschiedenen Parametern erhoben werden und verschiedene Aspekte der biologischen Vielfalt, des Bodens und der Nachhaltigkeit der Pflanzenproduktion abdecken. Am Ende der Studie werden die umfangreichen Daten sowohl von Syngenta als auch von unabhängigen Wissenschaftern aus den fünf Pilotländern ausgewertet. Die Abschlussberichte werden 2024 vorliegen. Die Ergebnisse werden in wissenschaftlichen Fachzeitschriften mit Peer-Review veröffentlicht und der wissenschaftlichen und landwirtschaftlichen Fachwelt zur Verfügung gestellt.

Und Firmen wie Bayer, Syngenta und BASF investieren in ihre Forschung und erweitern ihre Produkte-Palette laufend um neue Pflanzenschutzlösungen, die auch im Bio-Landbau eingesetzt werden können.

Das zeigt exemplarisch: Auch hier bewegt sich etwas. Wenn viele sich bewegen, entsteht eine Bewegung. Und eine breite Bewegung ist nötig zur Erreichung des Ziels einer nachhaltigen Landwirtschaft, die noch produktiver wird, gleichzeitig Klima und Biodiversität schützt und den Landwirtinnen und Landwirten ein Auskommen und Perspektiven bietet. Oder anders gesagt: Eine umfassend nachhaltige Landwirtschaft erreichen wir nur durch Zusammenarbeit.

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