Industry research for large-scale sustainability
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28.12.2023

«What else?»

Liebe Leserinnen und Leser

Pflanzen haben es schwer. Sie können ihren Fressfeinden nicht ausweichen. Dies gilt leider auch für Nutzpflanzen. Aus diesem Grund wurden Pflanzenschutzmittel entwickelt. Sie schützen vor Raupen, Käfern, Blattläusen, Pilzen und konkurrierenden Unkräutern. Mit Hilfe von Pflanzenschutzmitteln können Ernten gerettet und die eingesetzten Ressourcen geschont werden. Doch es gibt Zielkonflikte. Deshalb gilt beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln die Maxime: so wenig wie möglich, so viel wie nötig.

Selbstverständlich ruft der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nach einem sorgfältigen Management der Risiken. Und er ruft nach ständiger Innovation. Über einen spannenden Forschungsansatz hat kürzlich die NZZ am Sonntag berichtet. «Jede Pflanzenart hat einen typischen Geruch», sagt Meredith Schuman, Spezialistin für Pflanzenduftstoffe der Universität Zürich im Artikel. Bei Gefahr durch Fressfeinde geben Pflanzen besonders intensive Düfte ab. Die Forscherin versucht den «Angstschweiss» der Pflanzen zu entschlüsseln. Das Konzept ist bestechend. So liessen sich Pflanzenschutzmittel frühzeitig und noch gezielter einsetzen. Wir haben den Bericht in einem Medienspiegel zusammengefasst und in den Kontext gestellt. Ganz neu ist der vielversprechende Ansatz nicht, aber es ist richtig, stetig nach Alternativen zu suchen und sich zu fragen: «What else?». Doch umfangreiche Feldversuche müssen bei allen neuen Methoden zeigen, wie skalierbar die vorgeschlagenen Lösungen sind. Und jede Technologie muss auch wirtschaftlich sein, falls sie je den Weg aus dem Labor in die breite Anwendung finden soll.

Bis die Bauern auf Basis der Pflanzendüfte ihre Felder überwachen können, wird es wohl noch dauern. Doch Innovation basiert auf vielversprechenden Forschungsansätzen. Ohne deren Übersetzung in marktreife Produkte würde allerdings für die Galerie geforscht. Und genau in dieser Hinsicht hat die Schweiz weltweit etwas zu bieten. Nicht nur die akademische Forschung ist in manchen Bereichen top. Mit dem dualen Bildungssystem und der Lehre haben wir einen institutionellen Vorteil, um von der wissenschaftlichen Erkenntnis zur praktischen Umsetzung zu kommen. Pragmatismus steckt in unseren Genen.

Deshalb sollten wir auch pragmatisch und offen mit neuen Erkenntnissen in der Genforschung für alle Lebensbereiche umgehen. Ein Augenöffner ist das ausgezeichnete Interview mit Jennifer Doudna zum Potential der Genom Editierung im Tages-Anzeiger. Die Lektüre sei speziell auch Swisscanto empfohlen: Die Anlagestifungen der Schweizerischen Kantonalbanken schliessen in der Anlagekategorie «Sustainable» sogar Gentechnik im Humanbereich aus. Ohne zu fragen: «What else?» - wenn doch neue genomische Verfahren Sichelzellen-Anämie oder AIDS bekämpfen und Impfungen herstellen können? Vor ideologischen Scheuklappen warnt daher Roman Mazzotta von Syngenta, wenn es um die Standortfaktoren geht, die Innovation in der Region Basel halten: «Pflanzenschutzmittel werden aus ideologischen Gründen pauschal an den Pranger gestellt, gleichzeitig werden neue Technologien wie die Genom Editierung abgelehnt, die den Einsatz genau dieser Pflanzenschutzmittel verringern könnten. Das ist nicht nur unglaubwürdig, sondern bremst auch die Innovation aus.» Auch bei der Kritik am heute praktizierten Pflanzenschutz muss die Frage immer lauten: Haben wir eine praxistaugliche nachhaltigere Alternative? Und falls ja, sind wir bereit dafür neue Zielkonflikte zu akzeptieren? Oder eben auch hier frei nach George Clooney: «What else?»

Innovation basiert auf neuen Ansätzen. Aber in der Praxis braucht es mehr als guttönende Ansätze. Es braucht reale Alternativen, die den Landwirten etwas bringen. Die Luftschlösser der Zukunft stopfen keine hungrigen Mäuler in der Gegenwart. Im Gegenteil: Bei fehlenden Pflanzenschutzmitteln kommt es zu Ausfällen wie bei der diesjährigen Kartoffelernte.

Fragen rund um Zielkonflikte und Alternativen wurden auch an der diesjährigen Konferenz «Brennpunkt Nahrung» diskutiert. Es tut sich eine Schere auf zwischen dem Anspruch der Konsumentinnen und Konsumenten nach regionalen Produkten und dem sinkenden Selbstversorgungsgrad. Das ist auch kein Wunder. Die Bauern haben immer grössere Mühe, ihre Ernten zu schützen. Und der Sinkflug des Selbstversorgungsgrads setzt sich fort.

Dass die Pflanzenschutzmittel fehlen, hängt auch mit angstmachenden Mediengeschichten zusammen. Die Geschichten werden dann eifrig weiter bewirtschaftet. Vor drei Jahren sagte eine Studie, Pestizide seien schuld an einer Häufung von Hirntumoren bei Kindern im Zürcher Weinland und dem Berner Seeland. Experten im Auftrag des Bundes kommen nun zu einem anderen Schluss. Darunter der angesehene Toxikologe Lothar Aicher der Uni Basel. Die Resultate könnten auch zufällig entstanden sein: Gemäss Aicher ist bis heute kein wissenschaftlich erwiesener Konnex zwischen Pestizideinsatz und einer Krebserkrankung bekannt. Eine Korrelation ist eben keine Kausalität.

Ganz generell sagt Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung in Berlin, zur Angst vor Pflanzenschutzmitteln: «Es gibt keinen Hinweis darauf, dass sich in Deutschland jemand durch Lebensmittel mit Pflanzenschutzmitteln vergiftet hat. Trotzdem haben viele Menschen davor Angst.» Und dies, obwohl die Grenzwerte äusserst streng sind: ETH-Toxikologe Georg Aichinger zitiert in einem Artikel von CH-Media Paracelsus: «Nur die Menge macht das Gift.» Und ergänzt, dass die Grenz- und Höchstwerte eine grosse Sicherheitsmarge einschliessen würden. Sie lägen 100 bis 1000fach unter der Belastung, die für den Menschen gefährlich sein kann.

Beängstigend wäre eher, wenn die Welt auf Pflanzenschutzmittel, professionelles Saatgut und Dünger verzichten müsste. Der ehemalige ETH-Präsident, Prof. em. Dr. Lino Guzzella, sagte es kürzlich an einem auf YouTube veröffentlichten Vortrag so: «Heute würde die Hälfte der Menschheit sterben, wenn wir nicht künstlichen Dünger einsetzen würden.» Zwar gibt es genügend Stickstoff, nur ist er in der Luft gebunden. Um den Stickstoff als Dünger nutzen, braucht es viel Energie. «Das von den deutschen Wissenschaftern Fritz Haber und Carl Bosch Anfang 20. Jahrhundert erfundene Verfahren erhielt unter anderem die Bezeichnung «Brot aus der Luft» und gilt noch über hundert Jahre später als eine der wichtigsten Erfindungen der Menschheit,» schreibt Beat Gygi in der Weltwoche. Gygi hat den sehenswerten Vortrag von Guzzella bei der Progress Foundation in der Weltwoche zusammengefasst.

«What else» also? Zur Fixierung von Stickstoff aus der Luft gibt es auch neuere, innovative Lösungen. Bakterien in Biostimulanzien können Stickstoff auch aus der Luft den Pflanzen über Wurzeln und Blätter so zuführen, dass sie ihn aufnehmen können. Solche Biostimulanzien helfen bei abiotischem Stress – also beispielsweise bei Temperaturextremen oder Trockenheit. Sie fördern die Nährstoffaufnahme und das Bodenleben, und verbessern die Vitalität der Pflanzen. Mehr in unserem Glossartext «Biologicals». Doch auch solche innovativen Lösungen müssen ihren Einsatz im Grossmassstab noch beweisen. Weitere Forschung auch in der Anwendung bleibt wichtig.

Wir lernen: Fortschritt heisst, das Alte nicht vorschnell auf den Müll der Geschichte kippen. Sondern zuerst ernsthaft fragen: «What else?» Neue Lösungen müssen sich zuerst in der Praxis bewährt haben und skalierbar sein. Und sie sind stets auch mit Zielkonflikten verbunden. Bei aller Offenheit für neue Technologien braucht es den «Reality Check».

Damit wünschen wir Ihnen einen gelungenen Start ins 2024!

Ihre swiss-food Redaktion

28.12.2023

«What else?»

Chère lectrice, cher lecteur,

Les plantes ont la vie dure. Elles ne peuvent pas fuir leurs ennemis voraces. Les plantes cultivées sont malheureusement logées à la même enseigne. C'est la raison pour laquelle il existe des produits phytosanitaires : pour protéger les plantes des chenilles, insectes nuisibles, pucerons, champignons et adventices concurrentes. Ils sauvent les récoltes et ménagent les ressources investies. En raison des conflits d’intérêt existants, leur application se fait selon le principe du « aussi peu que possible, autant que nécessaire ».

Le recours aux produits phytosanitaires exige bien sûr une soigneuse gestion des risques. Et il nécessite d’innover en continu. La NZZ am Sonntag a récemment présenté une piste prometteuse. « Chaque plante possède sa propre odeur », révèle Meredith Schuman, spécialiste en odeurs végétales à l’Université de Zurich. Lorsqu’elles se sentent menacées, les plantes appellent au secours en émettant une odeur particulière. La recherche tente désormais de décoder les émissions odorantes des végétaux. Cette approche, séduisante, permettrait d’intervenir rapidement et d’utiliser les produits phytosanitaires de manière encore plus ciblée. Vous trouverez une synthèse de cet article, accompagné d’une mise en perspective historique, sous ce lien. Cette approche prometteuse n’est certes pas entièrement nouvelle. En revanche, il est juste de continuer à chercher des stratégies nouvelles et à se demander : « What else - quoi d'autre ? ». Toutes ces nouvelles méthodes devront ensuite être soumises à des essais étendus en plein champ pour vérifier si les solutions proposées peuvent être déployées à grande échelle. Et si l’une d’elles arrive un jour à trouver le chemin qui va du laboratoire à une utilisation pratique sur le champ, elle devra encore apporter la preuve de sa rentabilité.

Il faudra donc certainement attendre un peu avant que les agriculteurs puissent utiliser l’odeur des végétaux pour travailler leurs champs. Le début de l’innovation, c’est de proposer des axes de recherche prometteurs. S’ils ne sont pas transposés dans des produits commercialisables, les travaux de recherche sont effectués pour la galerie. Et c’est précisément à ce niveau que la Suisse a quelque chose à proposer. D’abord, elle peut se targuer d’une recherche académique d’excellence dans de nombreux domaines. Ensuite, grâce au système dual de la formation professionnelle et à l’apprentissage, elle dispose d’un avantage institutionnel pour passer de la connaissance scientifique à la mise en œuvre en pratique. Le pragmatisme est ancré dans nos gènes.

C’est aussi la raison pour laquelle nous devrions accueillir les nouvelles connaissances de la recherche génétique, dans tous les domaines de la vie, avec le même pragmatisme et la même ouverture d’esprit. L’excellente interview accordée par Jennifer Doudna au Tages-Anzeiger sur le potentiel de l’édition génomique est édifiante. On peut en recommander la lecture aussi à Swisscanto : dans leurs fonds de placement durables, les banques cantonales font du génie génétique dans la médecine humaine un critère d’exclusion. Sans demander « What else ? », alors que de nouveaux procédés issus de la recherche génomique offrent de nouveaux outils pour traiter l’anémie falciforme, lutter contre le SIDA et fabriquer des vaccins. Évitons les œillères idéologiques pour ne pas mettre en péril les facteurs d’implantation qui maintiennent l’innovation dans la région bâloise, avertit Roman Mazzota de Syngenta : « Les produits phytosanitaires sont accusés indifféremment de tous les maux. Dans le même temps, on rejette les nouvelles technologies, telle l’édition génomique, qui permettraient précisément de réduire le recours à ces produits phytosanitaires. En plus d’être invraisemblable, de double discours freine aussi l’innovation. » Celles et ceux qui critiquent les produits phytosanitaires appliqués aujourd’hui feraient eux aussi bien de poser la question : disposons-nous d’une alternative plus durable et praticable ? Et dans l’affirmative : sommes-nous prêts à accepter les nouveaux conflits d’intérêt qui en résultent ? Ou, pour citer une nouvelle fois librement George Clooney : « What else ? ».

Le propre de l’innovation est de proposer des approches innovantes. En pratique, toutefois, il faut plus que des approches séduisantes. Il faut de véritables alternatives qui apportent quelque chose aux agriculteurs. Les sirènes de l’avenir ne remplissent pas les estomacs affamés d’aujourd’hui. Au contraire : lorsque les produits phytosanitaires font défaut, l’agriculture fait des pertes, comme on le voit cette année avec la récolte de pommes de terre.

Les questions sur les conflits d’intérêt et les alternatives ont aussi été des thèmes de discussion lors de la conférence « Brennpunkt Nahrung » de cette année. On constate une inadéquation entre la demande des consommateurs, qui veulent des produits régionaux, et le taux d’autoapprovisionnement, qui ne cesse de reculer. Il n’y a rien d’étonnant à cela. Les agriculteurs ont toujours plus de difficultés à protéger leurs récoltes. Pendant ce temps, le taux d’autoapprovisionnement poursuit sa chute inexorable.

Si les produits phytosanitaires font défaut, c’est aussi en partie à cause des médias et de leurs comptes rendus anxiogènes. Des sujets qu’ils nous resservent avec zèle. Il y a trois ans, une étude affirmait que les pesticides étaient responsables du nombre élevé de tumeurs cérébrales infantiles dans le Weinland zurichois et le Seeland bernois. Les experts mandatés par la Confédération parviennent maintenant à une autre conclusion. Parmi eux figure Lothar Aicher, toxicologue réputé de l’Université de Bâle. Les résultats pourraient aussi être le fruit du hasard. Selon le professeur Aicher, aucun lien scientifique entre l’utilisation des pesticides et des cas de cancer n’a été constaté à ce jour. Une corrélation n’est en effet pas encore une causalité.

Pour Andreas Hensel, président de l’Institut fédéral d’évaluation des risques à Berlin, les craintes envers les produits phytosanitaires sont infondées : « Il n’a jamais été montré que quelqu’un en Allemagne ait été victime d’un empoisonnement alimentaire dû à des produits phytosanitaires. Pourtant, beaucoup de gens en ont peur. » Et cela malgré des valeurs seuils extrêmement sévères. Dans un article publié par CH-Media, le toxicologue Georg Aichinger de l’EFPZ cite Paracelse : « La quantité fait le poison », rappelle-t-il. Il précise que les valeurs limite et maximale incluent une grande marge de sécurité. Ces valeurs sont 100 à 1000 fois inférieurs à la charge susceptible de poser un risque pour l’être humain.

Ce dont il faudrait plutôt avoir peur, c’est d’un monde sans pesticides, ni semences, ni engrais. Dans un exposé mis en ligne sur YouTube, l’ancien président de l’EPFZ, le prof. ém. Dr. Lino Guzzella, déclare par exemple : « Aujourd’hui, la moitié de l’humanité mourrait sans les engrais de synthèse. » Certes, l’azote est présent en suffisance, mais il est lié avec l’air. L’utilisation de l’azote sous forme d’engrais nécessite beaucoup d’énergie. Plus de cent ans après son invention, le procédé de fixation de l’azote mis au point au début du 20e siècle par les scientifiques allemands Fritz Haber et Carl Bosch reste considéré comme l’un des progrès les plus importants de l’humanité, écrit Beat Gygi dans la Weltwoche. Le journal hebdomadaire consacre un article au remarquable exposé de Lino Guzzella devant la Progress Foundation.

Par conséquent, « what else » ? Pour fixer l’azote atmosphérique, de nouvelles solutions innovantes existent. Des bactéries sont capables de fixer l’azote atmosphérique aussi bien au niveau des racines que des feuilles. Ces biostimulants représentent un outil supplémentaire dans la gestion du stress abiotique, par exemple en cas de températures extrêmes ou d’épisodes de sécheresse. Ils aident à l’assimilation des nutriments, favorisent la vie du sol et améliorent la vitalité des plantes. Pour tout savoir sur l’étendue des possibilités des «biologicals», rendez-vous dans notre glossaire. Mais aussi ces solutions innovantes doivent encore apporter la preuve de leur efficacité à grande échelle. D’autres travaux de recherche, y compris dans le domaine des applications, restent nécessaires.

La leçon à apprendre : se débarrasser à la hâte de ce qui est ancien n’est pas signe de progrès. Avant cela, il faut commencer par se demander : « What else ? ». Les solutions nouvelles doivent d’abord prouver qu’elles sont valables en pratique et qu’elles peuvent être déployées à grande échelle. Et elles n’empêcheront jamais les conflits d’intérêt. Malgré toute l’ouverture possible envers les nouvelles technologies, la confrontation avec la réalité sera toujours nécessaire.

Avec nos meilleurs vœux pour la nouvelle année 2024!

La rédaction de swiss-food

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