Industry research for large-scale sustainability
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19.06.2021

Entscheid für eine produktive und ressourcenschonende Landwirtschaft


Liebe Leserin, lieber Leser

Schweizer Vernunft hat obsiegt. Die Schweizer Stimmbürgerinnen und -bürger sprechen sich für eine nachhaltige Landwirtschaft aus und für gesunde, erschwingliche Lebensmittel aus der Region. Der realitätsfremden Idee von einem «pestizidfreien Super-Bio-Land Schweiz» erteilen sie eine deutliche Abfuhr.

Die Schweizerinnen und Schweizer strömten am 13. Juni an die Urnen. Die Stimmbeteiligung betrug knapp 60 Prozent – der fünfthöchste Wert in der Schweizer Abstimmungsgeschichte. Nur der EWR, eine Überfremdungs-Initiative, die Armeeabschaffung und die Tempolimitierung auf Strassen mobilisierten stärker. Und das Resultat ist unmissverständlich. Mit über 60 Prozent der Stimmberechtigten und 22,5 von insgesamt 23 Ständen wurden zwei Initiativen deutlich verworfen, die den Einsatz von Pestiziden verbieten oder zumindest massiv beschränken wollten. Die Abstimmungskarte zeigt keinen Stadt/Land-Graben, wie vielfacht kolportiert. Ausser den grossen Städten stimmten nur ganz wenige umliegende Gemeinden den Initiativen zu. Ländliche Gemeinden sind zusammen mit den Agglomerationen vereint auf der Nein-Seite. Das wird im Fall der Trinkwasser-Initiative auf der Abstimmungskarte nach Gemeinden des «Tages-Anzeigers» sehr deutlich. Der Graben umgibt die Städte.

Nach den Abstimmungen wird viel interpretiert. Tatsache ist jedoch, die Stimmberechtigten entscheiden über konkrete Vorlagen. Und die beiden Initiativen hatten offensichtliche Mängel. Die «Republik» kommt zum Schluss, dass die beiden Initiativen handwerklich schlecht gemacht waren: «Die Verbote der Pestizid­initiative waren zu strikt. Und die liberalere Trinkwasser­initiative starb, als sich der Verband der Bio-Bauern gegen sie aussprach.» Die Bio-Bauern merkten, dass sie durch die Eingriffe der doch nicht so liberalen Initiative massiv betroffen gewesen wären – nicht nur wegen der unsäglichen Bestimmung zum hofeigenen Futter, sondern auch weil sie selbst Pestizide einsetzen, um ihre Ernten zu schützen. Die Wucht der Mobilisierung der ländlichen Schweiz hat viele überrascht. Doch wer mit Landwirten im Vorfeld der Abstimmungen sprach, merkte, welch existrenzbedrohenden Auswirkungen die radikalen Initiativen für viele von ihnen gehabt hätten. Vielleicht ein Fingerzeig an uns alle, die Bedürfnisse der Urproduktion besser zu verstehen. Denn essen müssen wir alle.

Am Schluss obsiegte der Pragmatismus und der Blick für das Machbare in Bezug auf das Bedürfnis der Schweizer Bevölkerung, auch weiterhin hochqualitative, sichere und erschwingliche Nahrungsmittel aus der Region kaufen zu können. Demokratie basiert auf der Weisheit der Vielen – «the wisdom of crowds». Wer nach geschlagener Schlacht das Nein von Volk und Ständen als Folge der Abstimmungswalze der Agarlobby interpretiert, zeigt wenig Respekt vor einem Volksentscheid. Gleichzeitig sollten auch die Sieger bescheiden bleiben und den Entscheid an der Urne nicht überinterpretieren. Es war ein Entscheid gegen die beiden Initiativen und für einen vernünftigen Anteil regional produzierter Lebensmittel zu erschwinglichen Preisen.

Aber selbstverständlich bringt eine intensiv geführte öffentliche Diskussion über Landwirtschaft und Pflanzenschutz der Bevölkerung auch Erkenntnisgewinne.

  1. Ernten sind in der Landwirtschaft nicht selbstverständlich. Bauern sind Risikomanager. Durch ein ganzes Bündel von Massnahmen schützen sie ihre Erträge gegen Pflanzenkrankheiten, Schädlinge und Unkräuter. Pflanzenschutz ist eine umfassende Angelegenheit und erfordert Ausbildung und Erfahrung. Ganz ohne Pflanzenschutzmittel gibt es jedoch keine regionale Produktion. Es kommt zu massiven Ausfällen.
    Ressourcen werden verschleudert. Food Waste entsteht

  2. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln hat in den letzten zehn Jahren um 40 Prozent abgenommen. Pflanzenschutzmittel sollen wirksam sein. Das bedingt eine gewisse inhärente Toxizität. Dennoch nehmen diese und die eingesetzten Mengen insbesondere bei den nur in der konventionellen Landwirtschaft zugelassenen Mitteln laufend ab. Die Wirkung wird gezielter und das Risiko der Schädigung von Nicht-Zielorganismen wird kleiner. Die Initianten haben im Abstimmungskampf das Gegenteil behauptet, doch das ist falsch. Immer mehr Mittel haben ein günstiges Umwelt- und Toxikologieprofil. Rückstände sind zu vermeiden, doch eine Nulltoleranz ist weder sachgerecht noch machbar. Wichtig ist, dass die Rückstände biologisch nicht aktiv und damit für Mensch und Umwelt ungefährlich sind. Heute lässt sich alles messen. Entscheide sollten deshalb auch in der Politik risikobasiert erfolgen – unabhängig davon, ob es um synthetische oder naturbasierte Substanzen geht

  3. Die Risiken des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln sollen weiter reduziert werden. Dazu braucht es Forschung und Innovation. Und zwar ohne Scheuklappen. Es ist sowohl richtig, natürliche Wirkstoffe weiterzuentwickeln wie auch synthetische. Die forschenden Unternehmen werden sich weiterhin für hohe Sicherheitsstandards in der ganzen Industrie und einen professionellen Umgang mit den Produkten einsetzen. In der Schweiz haben die bei scienceindustries organisierten sechs Pflanzenschutzunternehmen im Jahr 2016 eine Verhaltenscharta verabschiedet, die als Massstab für einen verantwortungsvollen Verkaufsprozess von Pflanzenschutzmitteln der ganzen Branche gelten sollte. Denn: Ein wohl nicht unwesentlicher Anteil der hier zur Anwendung gelangenden Pflanzenschutzmittel werden über andere Kanäle verkauft. Aber nur, wenn die Anforderungen für die ganze Branche gleich hoch sind, können die Risiken letztendlich gesenkt werden

  4. Innovationen zulassen. Wer mehr Nachhaltigkeit einfordert, muss auch Innovationen ermöglichen und nicht durch prohibitive Zulassungsprozesse blockieren. Das gilt auch für moderne Züchtungsmethoden. Die Genom-Editierung ist eine Chance, um resistente Sorten zu züchten. So lässt sich der Bedarf an Pflanzenschutzmitteln weiter reduzieren. Es ist absurd, gegen Pestizide zu polemisieren und gleichzeitig neue Züchtungsmethoden zu blockieren. Auch sind die Voraussetzungen zu schaffen, dass die Digitalisierung eine nachhaltige Landwirtschaft auf verschiedenste Art und Weise unterstützen kann. Dazu braucht es eine verlässliche Energieversorgung und 5G.


Insgesamt ist die deutliche Ablehnung der beiden Initiativen ein klares Votum für eine produktive, ressourceneffiziente Landwirtschaft und gegen Technologie- und Denkverbote.
Dabei geht es nicht nur um die regionale Produktion in der Schweiz. Es gehört zu den grossen Herausforderungen unserer Zeit, die wachsende Weltbevölkerung ausreichend und gesund zu ernähren. Die knappen natürlichen Ressourcen, das Klima und die Biodiversität müssen geschont werden. Letztlich kann nur eine produktive Landwirtschaft nachhaltig sein. Sie geht mit allen Ressourcen (inklusive Energie, Arbeit und Finanzen) sorgfältig um.

Mit dem Volksentscheid ist der öffentliche Dialog über diese entscheidenden Fragen nicht beendet. Der Aufklärungsbedarf bleibt hoch – auch gegenüber der nachgelagerten Industrie und dem Detailhandel bis zu den Konsumentinnen und Konsumenten. Die Digitalisierung wird auch hier helfen, die Verbindung «from Farm to Fork» zu verbessern und die Transparenz zu erhöhen. Denn allzu häufig werden Labelgeschichten nicht hinterfragt und in einfachen Kategorien argumentiert, wenn die Realität vielschichtig ist und Zielkonflikte keine simplen Lösungen zulassen. Mit swiss-food haben Bayer und Syngenta eine wissenschaftsbasierte Sicht in die Diskussion um die beiden Agrar-Initiativen eingebracht. Vermitteln lässt sich diese faktenbasierte Sicht am besten anhand von Beispielen.

Ein Beispiel ist der Raps. Die Gesellschaft will tropisches Palmöl durch einheimische Produkte ersetzen. Biobauern setzen Rapsöl als Insektizid im Biolandbau ein. Doch ohne synthetische Pflanzenschutzmittel ist der inländische Anbau nicht möglich. Weil er die Zielkonflikte veranschaulicht, haben wir dem Raps einen Beitrag gewidmet. Auch hier gilt: Wir dürfen nicht stehen bleiben. Innovation ist die Suche nach besseren Lösungen. Innovation ermöglichen heisst an morgen denken.

Das Team von swiss-food.ch hat versucht, Denkanstösse zu liefern, Zusammenhänge herzustellen, Zielkonflikte aufzuzeigen und Einordnungen vorzunehmen. Wenn uns das zumindest teilweise gelungen ist, haben wir unser Ziel erreicht. Der Themenkreis nachhaltige Ernährungssysteme und die Diskussionen um «Natur und Künstlich» werden uns alle weiter beschäftigen. Und auch, wie die Schweiz mit modernen Technologien umgehen soll. Wir alle wollen eine nachhaltige und ressourcenschonende Landwirtschaft. Das ist das erklärte Ziel der Gesellschaft, der Politik und auch der Industrie.

«Wir werden nicht mit einer Landwirtschaft, die früher eine Milliarde Menschen ernährt hat, bald zehn Milliarden ernähren können. Wir brauchen keine romantische sondern eine wissenschaftsbasierte Agrarwende.»
Matthias Berninger, Leiter Nachhaltigkeit Bayer AG


Wir danken für Ihr Interesse an swiss-food.ch und Ihren Einsatz für den Forschungs- und Innovationsplatz Schweiz.

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