Défis et chances d’une agriculture durable

Défis et chances d’une agriculture durable

L'agriculture de demain doit produire plus efficacement. Tout en protégeant le climat et la biodiversité. Lors du Swiss-Food Talk, trois experts indépendants reconnus se sont exprimés sur les défis et les opportunités d'une agriculture durable de demain.

mardi 6 avril 2021

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Es ist heutzutage für viele Menschen selbstverständlich, dass Lebensmittel sicher, verfügbar und erschwinglich sind. Dank Innovationen ist die landwirtschaftliche Produktion technologischer und effizienter geworden. Gleichzeitig nimmt die Weltbevölkerung stetig zu. Es müssen immer mehr Menschen ernährt werden. Die dafür benötigten Nutzflächen nehmen jedoch nicht zu. Die Landwirtschaft von morgen muss demzufolge noch effizienter produzieren. Und dabei gleichzeitig das Klima und die Biodiversität schützen.

Die Landwirtschaft braucht eine Kombination des Besten aus allen Anbausystemen und das aggregierte Wissen aus allen Forschungsbereichen, aus Industrie, Grundlagen- und angewandter Forschung. Denn nur mit weiteren Innovationen und weiterem technologischem Fortschritt kann die Menschheit die künftigen Herausforderungen meistern und eine moderne, effiziente und nachhaltige Landwirtschaft sicherstellen.

Am Swiss-Food Talk äusserten sich drei ausgewiesene, unabhängige Experten zu den Herausforderungen und Chancen einer nachhaltigen Landwirtschaft von morgen. Sie repräsentieren sowohl die Sicht der Wissenschaft wie auch der Konsumenten.


Systemforschung steht im Vordergrund bei Agroscope

Dr. Lutz Merbold, Leiter Agrarökologie und Umwelt bei Agroscope, dem Kompetenzzentrum der Schweiz für landwirtschaftliche Forschung, erläuterte, dass Innovationen in Agrarsystemen nicht nur einen direkten Einfluss auf die Landwirtschaft darstellen, sondern sich auch positiv auf zahlreiche gesellschaftliche Bereiche wie Gesundheit, Energiegewinnung oder sogar das Bildungswesen auswirken. «Bei Agroscope setzten wir auf eine standortangepasste Landwirtschaft unter Einbezug von Bodenkarten, lokaler Biodiversität, Klima- und Schädlingsvorhersagen sowie Züchtung und digitalen Technologien. Agroscope betreibt Systemforschung basierend auf den Grundsätzen der Agrarökologie und der Kreislaufwirtschaft», erläutert Dr. Merbold. Als Bestandteil der Systemforschung von Agroscope forscht das Kompetenzzentrum auch an Lösungen zur Reduktion von synthetischen Pflanzenschutzmitteln sowie an natürlichen Alternativen. «Eine nachhaltige Landwirtschaft wird auch in Zukunft auf biologische und synthetische Pflanzenschutzmittel bauen. Diese müssen jedoch sehr viel zielgerichteter und unter Einbezug moderner Technologien angewendet werden».

Beitrag Prof. Dr. Lutz Merbold, Agroscope.

Digitaliserung und Phänotypisierung bieten grosse Chancen

Professor Dr. Achim Walter, Professor für Kulturpflanzenwissenschaften am Institut für Agrarwissenschaften der ETH Zürich, sprach vor allem die technologischen Aspekte als Chancen für eine nachhaltige Landwirtschaft der Zukunft an. Dank des technologischen Fortschritts wurden auf der einen Seite hohe Ernteerträge, eine höhere Lebensmittelqualität und effizienteres Arbeiten möglich. Gleichzeitig hat dies jedoch zu einer höheren Bodenerosion, Resistenzen und zu einer stärkeren Umweltbelastung geführt. «Es liegt an uns, die richtige Balance zu finden, um eine nachhaltige Landwirtschaft zu betreiben. In den letzten 100 Jahren haben wir es geschafft, mehr zu produzieren. In den kommenden 100 Jahren müssen wir es schaffen, effizienter zu produzieren.»

«Eine nachhaltige Landwirtschaft benötigt auch Pestizide. Die damit verbundenen Risiken können jedoch viel besser überwacht werden. Ein Beispiel dafür ist Dänemark, wo der Einsatz von Pestiziden im Sinne eines Monitorings den Behörden gemeldet werden muss.»

Dem technologischen Fortschritt kommt dabei grösste Bedeutung zu: «Es gibt zahlreiche Lösungen, die zu einer nachhaltigen Landwirtschaft beitragen. Darunter fallen natürlich auch die Vermeidung von Lebensmittelabfällen (Food waste), die Reduktion oder Konsolidierung der Viehbestände und eine Diversifizierung der Kulturpflanzen. Vor allem jedoch die Möglichkeiten der modernen Biotechnologie wie zum Beispiel CRISPR/Cas9 oder die Digitalisierung sowie die Phänotypisierung. Darunter versteht man das Erscheinungsbild (den Phänotyp) von Pflanzen. Dieses wird quantitativ analysiert und vermessen. Forscher erfassen dabei beispielsweise die Architektur von Sprossen oder die Geschwindigkeit der Pflanzenentwicklung. Diese detaillierten Analysen sollen helfen, Gene und Genomdaten bei der Pflanzenzüchtung richtig zuzuordnen. So können Wissenschafter bereits am äusseren Erscheinungsbild junger Pflanzen erkennen, ob sie gewünschte Eigenschaften mitbringen, wie zum Beispiel Krankheitsresistenzen oder die Eignung zum Wachsen in verschiedenen Klimata.

Ein weiterer zukunftsweisender Bereich ist ‘Precision Agriculture’. Mittels High-End-Technologien kann genau bestimmt werden, wann, wo und wieviel Behandlung der Kulturpflanzen nötig ist. Somit können Pestizide präzise und in der richtigen Menge angewendet werden.

Walter ging auch auf ‘Smart Farming’ ein: «Die Transdisziplinarität muss ein integraler Bestandteil von Forschung werden; das heisst, Landwirte, Institutionen und globale Bedürfnisse müssen in Forschungsansätze einbezogen werden. Nur wenn wir die Notwendigkeit für einen solchen Ansatz erkennen und wegkommen von ideologischen Grabenkämpfen, werden wir zu einer nachhaltigen Landwirtschaft beitragen und zur Bekämpfung des Hungers im globalen Süden beitragen können.»

Beitrag Prof. Dr. Achim Walter, ETH Zürich.

Eine ehrliche Diskussion über Lebensmittelsicherheit

Bill Wirtz, Senior Policy Analyst des Consumer Choice Centers in Brüssel (eine Organisation, die in über 100 Ländern präsent ist und Konsumentenanliegen vertritt) hat im vergangenen Jahr ein vielbeachtetes Positionspapier ‘Nachhaltige Landwirtschaft’ publiziert, das vor allem die Sicht der Konsumenten darstellt. «Die Landwirtschaft steht heute im Mittelpunkt eines ideologischen Kampfes, der sich allzu oft von den Bedürfnissen der Landwirte und Konsumenten entfernt hat. Es wird immer schwieriger, für eine evidenzbasierte Politikgestaltung zu argumentieren. Wir vergessen dabei, dass Schädlinge, Krankheiten und Pflanzenschutz nicht politisch sind».

Wirtz gab zu bedenken, dass 55% der Pestizide weniger giftig als Vitamin C, 89% weniger giftig als Ibuprofen und 98% von ihnen weniger giftig als Koffein und Aspirin sind. «Die Ernteverluste würden zwischen 50% bis 80% liegen, wenn keine Pestizide eingesetzt würden». Eine Umstellung der gesamten derzeitigen Landwirtschaft auf Bio-Landbau würde die Treibhausgasemissionen um bis zu 70% erhöhen. Zudem müssten Lebensmittel aus Übersee importiert werden.

Bill Wirtz kam auch auf das weitverbreitete Missverständnis zu sprechen, dass Bio-Lebensmittel nicht mit Pestiziden behandelt würden. «Am Beispiel von Frankreich sieht man gut, wie die Abverkäufe von Schwefel und Kupfersulfat – die beiden am häufigsten eingesetzten und synthetisch hergestellten Pestizide im Bio-Landbau - zugenommen haben, nachdem das Land im Jahr 2016 ein Pestizid-Reduktionsziel von 50% bis 2025 definiert hat, das in etwa der ‘Farm to Fork’-Strategie der Europäischen Union entspricht, die bis ins Jahr 2030 eine 50%ige Reduktion von Pestiziden vorgibt.

Wirtz empfahl, mit den Landwirten das Gespräch zu suchen, um in Erfahrung zu bringen, was diese tatsächlich benötigen – bevor man sich eine Meinung bildet, ohne dass man deren Bedürfnisse kennt und versteht.

Kritisch sprach er auch die mangelnde Akzeptanz neuer Technologien an: «Europa hinkt bei Innovation und neuen landwirtschaftlichen Technologien anderen Regionen dieser Welt hinterher und reduziert gleichzeitig per Gesetz den Einsatz moderner Pflanzenschutzmittel. Die Bio-Landwirtschaft ist das Mass aller Dinge und wird durch die Politik einseitig gefördert. Letztlich geht es um eine ehrliche Diskussion über Lebensmittelsicherheit, zum Beispiel über Mykotoxine, um eine eine kritische Auseinandersetzung mit dem Vorsorgeprinzip sowie dem Abwägen der verschiedenen realistischen Szenarien. Und zwar anhand konkreter Fakten und nicht aufgrund der politischen Zugehörigkeit».

Beitrag Bill Wirtz, Consumer Choice Center, Brüssel.

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