Um das Optimum aus seinen Pflanzen herauszuholen, setzt der Gemüsebauer auf das Vivent-System. Auf Videoaufnahmen zeigt er seine Tomatenpflanzen, die mit einem Messgerät verbunden sind. «Damit messen wir die elektrischen Signale der Pflanzen. So können wir den Stresslevel ständig überwachen und wissen, ob es den Pflanzen an etwas fehlt», sagt Stoll.
«Ein einzelner Mitarbeiter kann sich heute um 20 Hektaren kümmern.»
Der Gemüsebauer ist so in der Lage, Krankheiten und Schädlingsbefall zu erkennen, sowie Wasser- und Nährstoffgehalt zu überwachen. Die Echtzeitüberwachung ermöglicht es Stoll, bei Problemen frühzeitig zu reagieren. «Dank dieser Technologie kann sich heute ein einzelner Mitarbeitender um das Klimamanagement von rund 20 Hektaren Anbaufläche kümmern. Vor 30 Jahren waren es vielleicht 0,5 Hektaren», sagt er. Dennoch kümmern sich in den Gewächshäusern von Stoll heute ungefähr zehn Personen um einen Hektar.
Die neue Technologie zeichnet Unmengen an Daten auf und analysiert diese. So können bessere Prognosen über die Erntemengen und die Probleme, die die Kultur in der Zukunft haben könnte, erstellt werden. Neben den Pflanzensensoren setzt Stoll in seiner Produktionsanlage auch auf Roboter – beispielsweise, um Salate anzupflanzen. Er sieht in der Digitalisierung denn auch ein Mittel, um den chronischen Fachkräftemangel in seiner Branche zu mildern. Gleichzeitig mache die Digitalisierung den Beruf des Gemüsebauers auch für Junge wieder attraktiver. Arbeits- und Produktionsbedingungen verbessern sich.
«Digitalisierung ist keine Science-Fiction»
Die Digitalisierung wird die Landwirtschaft zweifellos umkrempeln. Der Agrarjournalist Olaf Deininger verfolgt die Entwicklung seit längerer Zeit. «Die Zukunft der Landwirtschaft hat wenig mit Science-Fiction zu tun. Die Technologien, die sich grossflächig durchsetzen werden, sind im Prinzip schon da», sagt er. Ein Beispiel sind autonom arbeitende Landwirtschaftsroboter, die mittels KI gelernt haben, Schnecken oder Unkraut zu erkennen und zu bekämpfen. So geht der «MSR-bot» in der Nacht selbständig auf Schneckenjagd. Das Gerät hat ein «Gedächtnis». Es kehrt am nächsten Tag an die Stellen zurück, wo es besonders viele Schnecken erwartet.
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