Lange Dürreperioden bedrohen Nahrungsmittelversorgung

Lange Dürreperioden bedrohen Nahrungsmittelversorgung

Die Dürre von 2018 bis 2020 war die schlimmste seit 250 Jahren. Zu diesem Ergebnis kommen Forschende des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung. Durch den Klimawandel könnten zukünftige Dürreperioden bis zu 20 Jahre dauern. Dies hat tiefgreifende Folgen für die Landwirtschaft und die Nahrungsmittelversorgung. Länder wie die Schweiz sind derweil noch ungenügend auf drohende Dürren vorbereitet.

Dienstag, 31. Mai 2022

Der «Tages-Anzeiger» berichtet über die Auswirkungen zukünftiger Dürreperioden auf die Landwirtschaft. Die letzte Dürre von 2018 bis 2020 trocknete die Böden in Europa so stark aus wie selten zuvor. Gemäss Forschenden des deutschen Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig waren rund 36 Prozent der europäischen Landfläche von der Trockenheit betroffen: «Kein anderes Dürreereignis in den vergangenen mehr als 250 Jahren hatte eine so grosse räumliche Ausdehnung wie dieses», sagt Oldrich Rakovec vom UFZ gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Neben der extremen Trockenheit waren auch die Temperaturen aussergewöhnlich. Vergangene Dürren wurden gemäss den Studienautoren von eher kalten Temperaturen begleitet. Dies war bei der Dürre von 2018 anders. Die Durchschnittstemperatur lag um 2,8 Grad Celsius über dem langjährigen Schnitt. Zudem nahm die Bodenfeuchtigkeit so schnell ab, wie dies noch nie zuvor beobachtet wurde. In nur vier Monaten erreichte die Dürre 80 Prozent ihrer Intensität.


Auswirkungen auf die Landwirtschaft

Die extreme Hitze und Trockenheit hatten weitreichende Auswirkungen auf die Landwirtschaft. In der Schweiz ging die Weizenernte um zehn, in Deutschland um 17,5 Prozent zurück. In den Benelux-Staaten war ein Einbruch der Maisernte um 40 Prozent zu verzeichnen. Gemäss den Forschenden um Rakovec könnten sich Dürreperioden in Zukunft über noch längere Zeiträume erstrecken. Mittels Klimasimulationen kamen sie zum Ergebnis, dass Dürreperioden im Jahr 2100 bis zu 20 Jahre dauern könnten, sofern sich die durchschnittliche Temperatur der Erde um fünf Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit erhöht. Mehr als 60 Prozent der Fläche Europas wären dann betroffen. Doch auch wenn sich die Temperaturen um «nur» 2,6 Grad erhöhen sollten, ist immer noch mit gravierenden Folgen für die Landwirtschaft zu rechnen.


Vorbereitung noch ungenügend

Kürzlich konnte in einer Studie erstmals nachgewiesen werden, dass in der Schweiz die Böden im Sommer trockener werden. «Besonders die Häufung von Trockensommern seit 2003 ist bedenklich», sagt Klimaforscher Stefan Brönnimann von der Universität Bern im «Tages-Anzeiger». Dies wird auch die Landwirtschaft in der Schweiz zunehmend vor Probleme stellen und langfristig Einfluss auf die Ernährungssicherheit haben. Landwirtschaft, Nahrungsmittelproduktion, Wasserversorgung und Ökosysteme sind zugleich betroffen. Die Schweizer Politik hat das Ausmass der Probleme noch nicht genügend erkannt. Auf künftige Dürren ist man zu wenig gut vorbereitet. Die nötige Infrastruktur – beispielsweise Wasserspeicher –, um die Auswirkungen von Dürren abzumildern, ist oft nicht vorhanden. Neue Technologien zur Bewältigung künftiger extremer Dürren und Hitzewellen sind nötig. Lösungen sind intelligente Formen der Bewässerungstechnologie oder die Züchtung hitzeresistenterer Pflanzensorten.

Die Technologien dazu wären da: Die unter dem Namen TEgenesis bekannte Methode ermöglicht die Züchtung von stressresistenteren Pflanzen. Der Methode liegt die Erkenntnis zugrunde, dass Pflanzen lernfähig sind. Sie passen sich langfristig neuen Begebenheiten an. Ist eine Pflanze jedoch nur kurzzeitig einer veränderten Situation ausgesetzt, wird ein Lernblocker aktiviert. Die Pflanze verändert sich dadurch nicht. Mit TEgenesis kann der Lernblocker der Pflanze temporär umgangen werden. Sie lernt, sich schnell an neue Begebenheiten anzupassen. Die so gezüchteten Pflanzen benötigen aufgrund ihrer Resistenzen weniger Ressourcen wie Wasser. Doch TEgenesis fällt in der Schweiz unter das Gentechnikgesetz. Höchste Zeit, dass Bundesrat und Verwaltung vorwärtsmachen.

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