Modernen Analysemethoden entgeht nichts

Modernen Analysemethoden entgeht nichts

Mit dem Umweltverhalten von Pflanzenschutzmitteln befasst sich heute ein eigenes Forschungsgebiet mit vielen Spezialisierungen. In den Anfängen des chemischen Pflanzenschutzes im vorletzten Jahrhundert und noch früher ging es allein um die Rettung der Ernten. Das Wort „Umweltschutz“ gab es nicht. Erst in den letzten Jahrzehnten haben Zulassungsbehörden und Forschung ein umfassendes System von Umweltuntersuchungen entwickelt, um Nebenwirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf die Umwelt so weit wie möglich zu vermeiden.

Dienstag, 9. November 2021

Pflanzenschutzmittel müssen auf ihre Wirkungen in der Umwelt genau untersucht werden. Umweltforschung betrachtet deshalb immer, wo, wann und wie eine Substanz eingesetzt wird. Sie untersucht, wo ein Pflanzenschutzmittel nach der Anwendung bleibt, wie es sich dort verteilt und wie es sich abbaut. Moderne Pflanzenschutzmittel bestehen überwiegend aus organischen Verbindungen, die vor allem Mikroorganismen als Nahrung dienen können. Aus dieser natürlichen Nutzung, also aus den verdauten Substanzen, entstehen Abbauprodukte (Metabolite). Auch deren Umweltverhalten wird gründlich untersucht. Zahlreiche weitere Experimente liefern zusätzliche Erkenntnisse zum Beispiel zur Bindungsfähigkeit von Substanzen an Bodenbestandteile oder zu deren Transport in Oberflächengewässer.

Der Ende des Mittelalters lebende Arzt Paracelsus sagte: «Alle Ding’ sind Gift und nichts ohn’ Gift; allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.» (Bild: Adobe Stock)
Der Ende des Mittelalters lebende Arzt Paracelsus sagte: «Alle Ding’ sind Gift und nichts ohn’ Gift; allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.» (Bild: Adobe Stock)

Das gilt auch für den Pflanzenschutz: Kann die sachgerechte Anwendung von Pflanzenschutzmitteln zu einer Nebenwirkung führen? Wie umfassend ist sie? Kann es zu einer Wiedererholung kommen? Alles wird geprüft. Ziel der Untersuchungen ist der Schutz und Erhalt der Tier- und Pflanzenpopulationen in der Agrarlandschaft. Getestet werden immer besonders empfindliche Arten aus den betroffenen Organismengruppen. Für die Beurteilung der Ergebnisse sind EU weit Auswerteverfahren und Grenzwerte gesetzlich vorgegeben.


Das Wissen wächst, die Anforderungen steigen

Alles Wissen schreitet ständig fort – auch das zum Umweltverhalten von Pflanzenschutzmitteln. Neue Erkenntnisse verfeinern Aussagekraft und Praxisnähe von Experimenten immer weiter. Es kann vorkommen, dass sich dadurch die Beurteilung eines Mittels grundlegend verändert. Die angewandte Umweltforschung ist deshalb ein wichtiger Baustein für die sichere Anwendung von Pflanzenschutzmitteln – auch in Zukunft.

Mit moderner Analysetechnik kann man einen Zuckerwürfel im Bodensee nachweisen. (Bild: Adobe Stock)
Mit moderner Analysetechnik kann man einen Zuckerwürfel im Bodensee nachweisen. (Bild: Adobe Stock)

Umweltchemiker messen mehr als genau Noch vor wenigen Jahrzehnten wurde in der Grössenordnung von Milligramm bis Mikrogramm gemessen. Heutige Messtechniken liegen im Nano- und Pikogrammbereich. Inzwischen sind einige Aspekte des Umweltverhaltens von Wirkstoffen so gut verstanden, dass mathematische Modellberechnungen die analytischen Messungen nicht nur sinnvoll ergänzen, sondern zum Teil ersetzen können.

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