
Ohne Pestizide keine Lebensmittelsicherheit
Problematisch für die Lebensmittelsicherheit ist nicht der angemessene Einsatz von Pestiziden, sondern ihre Nichtanwendung. Zudem kann ein ungenügender Einsatz von Bioziden (Desinfektionsmittel oder Schädlingsbekämpfungsmittel) die Übertragung von Krankheitserregern - beispielsweise in Restaurants - begünstigen. Das geht aus dem jüngsten Bericht des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) hervor.
Mittwoch, 21. Oktober 2020
Das Wichtigste in Kürze:
- Häufig werden Pestizide als Gefahr für die menschliche Gesundheit dargestellt.
- Das Gegenteil trifft zu. Der Verzicht auf Pestizide kann Folgen für die Lebensmittelsicherheit haben.
- Gerade als Desinfektions- und Reinigungsmittel sind Pestizide unentbehrlich.
Pestizide spielen in keinem der gemeldeten Fälle von lebensmittelbedingten Krankheitsausbrüchen eine verursachende Rolle. Das hängt damit zusammenhängen, dass die gegenwärtig gemessenen Konzentrationen von Pflanzenschutzmittelrückständen derart gering sind, dass sie kein Risiko für Gesundheit und Umwelt darstellen. Diese Einsicht dringt langsam auch zu den Gemeinden vor, in denen erhöhte Grenzwerte wie zum Beispiel von Chlorothalonil-Abbauprodukten gemessen wurden. So berichtet die «Aargauer Zeitung» über das Dorf Mettauertal, in dem der Grenzwert von 0,1 Mikrogramm um 0,06 Mikrogramm überschritten wurde. Der Brunnenmeister von Mettauertal gibt sich pragmatisch. Gegenüber der «AZ» sagt er: «Ich will das Problem nicht schönreden.» Es gebe allerdings auch keinen Grund zur Panik: «Auch mit einem überschrittenen Grenzwert kann das Wasser der Gemeinde Mettauertal bedenkenlos getrunken werden.»
Häufige Gefahren: Noroviren und Bakterien
Das Bundesamt für Veterinärwesen und Lebensmittelsicherheit (BLV) hat den aktuellen «Bericht zur Überwachung von Zoonosen und lebensmittelbedingten Krankheitsausbrüchen» veröffentlicht. Im Jahr 2019 wurden in der Schweiz 23 lebensmittelbedingte Krankheitsausbrüche gemeldet. Zusätzlich kam es zu fünf bekannten Salmonellenausbrüchen. Doch längst nicht alle Fälle werden den Behörden gemeldet. Auch ist es nicht in allen Fällen möglich, den Erreger der Krankheitsausbrüche zu identifizieren. Häufig sind jedoch Noroviren und Bakterien dafür verantwortlich. Sie gelangen durch mangelnde Hygienepraxis in Gastrobetrieben auf den Teller der Gäste. Das BLV schreibt dazu: «In mindestens sieben Fällen zeigten die Inspektionen allerdings Probleme bei der Umsetzung der guten Hygienepraxis auf, beispielsweise Defizite beim Selbstkontrollkonzept und seiner Umsetzung, Lücken bei der Hygiene, bei der Reinigung sowie eine unangemessene Aufbewahrung der Lebensmittel und eine mangelhafte oder gar nicht bestehende Kühlkette für Lebensmittel mit hohen mikrobiologischen Risiken.»
Sources
Ähnliche Artikel

Neues Problem Weichwanzen: Einheimische Schädlinge entdecken Gemüse und Obst
Weichwanzen breiten sich in rasantem Tempo auf Feldern und in Gewächshäusern in Süddeutschland aus. Die Schädlinge zerstören Gemüse und Obst – und bringen die Landwirtschaft an ihre Grenzen. Um Ernten zu sichern, braucht es dringend wirksame Pflanzenschutzmittel.

Dreimal mehr Asiatische Hornissen – Biozide nötig
Die Asiatische Hornisse stellt schon seit einigen Jahren eine Bedrohung für die einheimische Honigbiene dar. Die Situation spitzt sich immer weiter zu. Wie neue Zahlen zeigen, gab es im letzten Jahr fast 4000 Funde – eine Verdreifachung der Anzahl von Asiatischen Hornissen. Der Schädling greift die Biodiversität an. Auch die Politik ist alarmiert.

Exportiert die Industrie verbotene Pestizide?
NGO und Medien berichten immer wieder über Schweizer Hersteller von Pflanzenschutzmitteln, die Pestizide exportieren, die in der Schweiz verboten sind. Schwache Vorschriften in den Importländern würden bewusst ausgenutzt. Dies entspricht jedoch nicht den Tatsachen.

Insektensterben: Die Fakten hinter dem Alarm
Medien berichten von einem «Insektensterben» – teils sogar von einem «Insekten-Armageddon». Doch was sagen die wissenschaftlichen Daten wirklich? Ein neuer Beitrag des Genetic Literacy Project zeigt: Die Lage ist ernst, aber längst nicht so dramatisch, wie oft dargestellt wird.