
Kornkäfer frisst sich durch Schweizer Getreidelager
Der Kornkäfer breitet sich in Schweizer Getreidelagern aus. Eingeschleppt über den internationalen Handel, gefährdet er Ernten und verschlechtert die Qualität von Lebensmitteln.
Montag, 4. August 2025
Wer glaubt, dass Schädlinge nur auf dem Feld lauern, täuscht sich. Der Kornkäfer hat sich in Schweizer Getreidelagern festgesetzt – und macht Landwirten das Leben schwer. Wie die «BauernZeitung» berichtet, werden Getreide- und Saatgutlager in der Schweiz seit rund zwei Jahren vermehrt vom Kornkäfer (Sitophilus granarius) befallen. «Der Schädling ist weltweit verbreitet und wird immer wieder mit importiertem Getreide eingeschleppt», sagt Roland Stalder, Leiter Leistungszentrum UFA-Samen in Lyssach BE, zur Zeitung. Die Larven entwickeln sich unsichtbar im Korn und fressen den Mehlkörper von innen heraus – mit fatalen Folgen für Mehl- und Saatgutqualität.
Klimawandel und fehlender Schutz
Drei Faktoren begünstigen laut Juliane Preukschas, Agroline-Produktmanagerin Vorratsschutz, die Ausbreitung des Kornkäfers: steigende Lagertemperaturen, der Wegfall wichtiger Insektizide und wachsende Importmengen. Zur Bekämpfung gibt es biologische Methoden wie die Lagererzwespe, die Kornkäferlarven frisst. Da der Einsatz von Nützlingen nur etwas bringt, wenn sie den Schädlingen zahlenmässig überlegen sind, wirkt diese Bekämpfung allerdings nur begrenzt.
Saubere Lager, möglichst tiefe Temperaturen und eine konsequente Überwachung erschweren den Schädlingen das Überleben. «Sauberkeit ist das A und O», betont Preukschas. Neben Weizen sind auch Mais, Bohnen, Reis oder Teigwaren vom Befall des Kornkäfers betroffen.
Da ein Befall in frühen Stadien kaum zu erkennen ist, sucht die Forschung intensiv nach Methoden, um den Schädling früher aufzuspüren. Hier setzt ein Forschungsprojekt von Fenaco und der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) an. Mit Nahinfrarotspektrometrie (NIRS) sollen befallene Partien schon erkannt werden, wenn sich der Käfer noch im Larvenstadium befindet. Erste Praxisversuche sind für August 2025 geplant.
Invasive Schädlinge reisen mit
Der Kornkäfer ist kein Einzelfall: Invasive Schädlinge und Pflanzenkrankheiten gehören zu den grössten Herausforderungen für Landwirtschaft und Biodiversität. Sie gelangen oft über Reiseverkehr und Warenimporte in die Schweiz und verursachen teils massive Schäden. Seit 2020 ist die Einfuhr von Pflanzen aus Nicht-EU-Ländern verboten. Trotzdem bleiben eingeschleppte Schädlinge ein globales Problem.
Das Beispiel des Kornkäfers zeigt, wie verwundbar Lagerbestände sind – und wie eng lokale Landwirtschaft und globaler Handel verbunden sind. Neben guter Lagerhygiene braucht es technische Innovationen und wirksame Pflanzenschutzmittel, um die Ausbreitung solcher Schädlinge einzudämmen und auch Lagerkrankheiten zu verhindern.
Invasive Schädlinge auf dem Vormarsch
Invasive Schädlinge stellen eine wachsende Bedrohung für die Schweizer Landwirtschaft und Biodiversität dar. Durch globalen Handel, Klimawandel und Reiseverkehr gelangen immer mehr fremde Arten in die Schweiz und richten erhebliche Schäden an Kultur- und Wildpflanzen an.
Beispiele dafür sind der Japankäfer, der sich rasant ausbreitet und einheimische Kulturpflanzen gefährdet, sowie die Asiatische Hornisse, die eine ernste Bedrohung für die Honigbienen darstellt. Weitere invasive Schädlinge wie die Edelkastaniengallwespe, die Kirschessigfliege oder der Asiatische Laubholzbockkäfer machen Landwirten und Naturschützern zunehmend Sorgen.
Der Schutz von Pflanzen vor diesen Bedrohungen bleibt eine der grössten Herausforderungen unserer Zeit. Effektive Pflanzenschutzmittel, praxistaugliche Bekämpfungsstrategien und ein konsequentes Monitoring sind essenziell, um die Ausbreitung dieser Schädlinge einzudämmen.
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