Sichere Anwendung hochwirksamer Pestizide

Sichere Anwendung hochwirksamer Pestizide

Pestizide Wirkstoffe sollen Schädlinge oder Krankheitskeime bekämpfen, sei es als Pflanzenschutzmittel, Schädlingsbekämpfung im Haushalt oder Desinfektionsmittel. Sie haben daher eine biologische Wirkung, sonst würden sie weder von den Behörden zugelassen noch von den Verbrauchern gekauft und eingesetzt. Einige dieser Produkte können bei falscher Anwendung Menschen besonders gefährden.

Donnerstag, 18. November 2021

Werden sogenannte Highly Hazardous Pesticides (HHP) korrekt gehandhabt und angewendet, sind sie sicher. In manchen Ländern sind sie gar die einzige Lösung, um Menschenleben zu retten – das zeigen die Beispiele der Heuschreckenplage in Afrika und des Zika-Virus in warmen Ländern.

Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UNO (FAO) sowie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definieren hochgefährliche Pestizide (HHP) wie folgt: Sie müssen ein besonders hohes Mass an akuten oder chronischen Gesundheits- oder Umweltgefahren aufweisen. Was das heisst, definieren acht Kriterien. Es gibt keine abschliessende internationale Liste von hochgefährlichen Pestiziden, sondern Kriterien, die Pflanzenschutzmittel oder Wirkstoffe als solche einstufen. «Die» hochgefährlichen Pestizide gibt es nicht. Jedes Land bestimmt eigenständig, welche Pestizide zugelassen sind – ausgehend von den agronomischen, ökonomischen und klimatischen Bedürfnissen. Auch NGOs erstellen Listen von HHP. Dabei stützen sie sich jedoch nicht auf die acht Kriterien der FAO und WHO oder verwenden darüber hinaus eigene, von internationalen Gremien nicht anerkannte Kriterien. Den Fokus richten sie dabei häufig nur auf die inhärente Toxizität eines Wirkstoffs – also darauf, ob er potenziell giftig ist. Weil praktisch alle Wirkstoffe potenziell toxisch sind, erstaunt es nicht, dass die HHP-Listen der NGOs sehr umfangreich sind und nicht berücksichtigen, dass fertig formulierte Pflanzenschutzmittel meist nur geringe Mengen eines Wirkstoffs beinhalten.

Risiko vs. Gefahr

Auch wenn ein Pestizid aufgrund der FAO/WHO-Kriterien als hochgefährlich eingestuft wird, kann es sicher angewendet werden. Bei fachgerechtem Einsatz besteht kein Risiko für Mensch und Umwelt. Das mag widersprüchlich klingen, lässt sich aber an einem Beispiel aus dem Alltag aufzeigen: Würde jemand einen Schluck Salmiakgeist oder Javelwasser zu sich nehmen, würde dies zu gefährlichen inneren Verbrennungen führen. Werden diese Substanzen hingegen in geringen Mengen und schwach konzentriert zur Fenster- oder Oberflächenreinigung verwendet und Hände, Mund und Nase geschützt, besteht keine Gefahr. Im Gegenteil: Beides sind verbreitete und nützliche Reinigungs- und Desinfektionsmittel. So ist es auch bei der Klasse der sogenannt hochgefährlichen Pflanzenschutzmittel. Sie sind hochwirksam, müssen aber sorgfältig angewendet werden. Mehr zum Unterschied zwischen Risiko und Gefahr finden Sie hier.

Blindspot-Artikel

Eine umfassend nachhaltige Lebensmittelproduktion und eine gesunde Ernährung sind komplexe Themenfelder. Es braucht die Betrachtung aus verschiedenen Blickwinkeln. Doch unliebsame Fakten kommen in der öffentlichen Diskussion häufig zu kurz. Wir beleuchten, was gerne im Schatten bleibt. So kommen die Zielkonflikte zur Sprache.

Pestizide gegen Heuschreckenplage und Zika-Virus

Oft sind diese hochwirksamen Pestizide die einzige Chance, Menschenleben zu retten. Zurzeit verschlingen Millionen von Heuschrecken in Ostafrika täglich so viel Getreide, wie es zur Ernährung von 35'000 Menschen braucht. Die Ernährungssicherheit ist gefährdet. Um die Pflanzen vor Heuschrecken zu schützen, sind hochwirksame Insektizide unabdingbar. Das Kategoriensystem der WHO und der FAO stuft diese aber als gefährlich ein. Trotzdem empfiehlt die FAO, solche Mittel im Kampf gegen die Heuschrecken einzusetzen. Denn sie sind die einzig wirksame Methode, um die Insektenplage einzudämmen und den Hunger zu bekämpfen. Das bestätigen auch Entwicklungshelfer. Ein weiteres Beispiel ist das Zika-Virus, das sich mittlerweile in über 80 Ländern auf der ganzen Welt ausgebreitet hat. Durch Mücken übertragen, führt es zu schweren Missbildungen bei Neugeborenen. Die lokale Bevölkerung ist auch hier auf den Einsatz von hochwirksamen Insektiziden angewiesen, um die Mückenplage zu bekämpfen. Diese Beispiele zeigen: Auch die Nichtanwendung von Pestiziden, die als ‘HHP’ eingestuft werden, kann für Menschen gefährlich sein. Entscheidend ist, dass die Mittel sachgerecht angewendet werden.

Fachgerechte Anwendung


Pestizide (Biozide wie Pflanzenschutzmittel) bedingen einen fachgerechten Einsatz. Ein Verzicht hingegen kann verheerende Auswirkungen auf die betroffene Bevölkerung und deren ausreichende Ernährung haben. Deshalb ist es besonders in Entwicklungsländern wichtig, dass Landwirte und Farmarbeiter gut geschult sind und jederzeit die fünf goldenen Regeln bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln befolgen. Auch die Branche arbeitet an Lösungen, um den Umgang mit Pestiziden weiter zu verbessern – zum Beispiel durch geschlossene Systeme, die kein Umfüllen der Chemikalien ermöglichen oder in Zusammenarbeit mit lokalen Behörden, um die Schulung und Ausrüstung der Anwender mit kostengünstigen, aber wirksamen Schutzausrüstungen über den eigenen Kundenkreis hinaus sicherzustellen. Zusammen mit ihrem Branchenverband CropLife International (CLI) unterstützen sie auch den International Code of Conduct on Pesticide Management von FAO und WHO.

Ähnliche Artikel

Sammelklage wegen Verbot von Pflanzenschutzmittel
Pflanzenschutz Medien

Sammelklage wegen Verbot von Pflanzenschutzmittel

Ein bewährtes Saatgutbeizmittel darf aufgrund eines Entscheides des Europäischen Gerichtshofes nicht mehr verwendet werden. In der Folge ist die Kürbisernte in der österreichischen Steiermark praktisch vollständig vernichtet worden.

Exportiert die Industrie verbotene Pestizide?
Pflanzenschutz

Exportiert die Industrie verbotene Pestizide?

Die Medien sind voll von Berichten über Schweizer Hersteller von Pflanzenschutzmitteln, die Pestizide exportieren, die in der Schweiz verboten sind. Schwache Vorschriften in den Importländern würden bewusst ausgenutzt. Dies entspricht jedoch nicht den Tatsachen. Die Schweizer Hersteller halten sich beim Export von Pflanzenschutzmitteln an strenge internationale Normen. Da Zulassungen zudem kulturspezifisch und abgestimmt auf die agronomischen Bedürfnisse und den Markt erfolgen, macht eine generelle Zulassung in der Schweiz keinen Sinn.

Weil Pflanzen Schutz vor Schädlingen und Krankheiten brauchen
Pflanzenschutz Wissen

Weil Pflanzen Schutz vor Schädlingen und Krankheiten brauchen

Die Gesundheit unserer Nutzpflanzen ist keine Selbstverständlichkeit. Im Gegenteil: In unserer von Mobilität geprägten Welt verbreiten sich Schädlinge und Pflanzenkrankheiten wie ein Lauffeuer. Als Brandbeschleuniger wirkt der Klimawandel. Wenn Schädlinge migrieren und sich neue Pflanzenkrankheiten in unseren Breitengraden etablieren, können sie zur Gefahr für einheimische Arten werden. Daran erinnert jeweils am 12. Mai der internationale Tag der Pflanzengesundheit. Und der Tag zeigt: Um die Pflanzengesundheit auch in Zukunft zu gewährleisten, braucht es vor allem Forschung und Innovation.

«Streichkonzert» bei Pflanzenschutzmitteln
Pflanzenschutz Medien

«Streichkonzert» bei Pflanzenschutzmitteln

In der Schweiz verlieren immer mehr Pflanzenschutzmittel die Zulassung der Behörden. Gleichzeitig gelangen kaum neue Mittel auf den Markt. Die Zulassungsbehörden sind massiv überfordert. Das kann auf Dauer nicht gut gehen. Das Risiko für Resistenzbildungen und Ernteausfälle steigt mit jedem Produkt, das vom Markt verschwindet.

Weitere Beiträge aus Pflanzenschutz