Versorgungssicherheit gewinnt an Bedeutung
Schweizerinnen und Schweizer sind mit der inländischen Landwirtschaft zufrieden. An Bedeutung gewonnen hat jedoch die Versorgungssicherheit. Das zeigt eine repräsentative Umfrage, welche das Bundesamt für Landwirtschaft zusammen mit dem Agrarbericht 2022 veröffentlicht hat.
Mittwoch, 30. November 2022
Der jährlich erscheinende Agrarbericht des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW) beleuchtet die aktuellen Entwicklungen in der Schweizer Landwirtschaft. Periodisch wird er von einer Umfrage begleitet. Das Forschungsinstitut gfs-zürich eruiert darin im Auftrag des BLW die Stimmung der Bevölkerung gegenüber der Landwirtschaft. Grundsätzlich geniessen Landwirtinnen und Landwirte bei den Befragten ein gutes Image. Im Vergleich zu vergangenen Befragungen zeigen sich jedoch Verschiebungen bei den Prioritäten. Die Produktion von Lebensmitteln gehört zu den drei wichtigsten Anliegen der Befragten. Auch wird die Versorgung in der Krise gegenüber der letzten Befragung von 2018 deutlich höher gewichtet. Als Erklärung drängt sich auf: Dies hat sowohl mit der Coronapandemie als auch mit dem Krieg in der Ukraine zu tun.
Selbstversorgungsgrad rückläufig
Der Selbstversorgungsgrad beträgt aktuell 56 Prozent (49 Prozent netto) und ist damit leicht rückläufig. Jedoch variiert der Selbstversorgungsgrad je nach Produkten. Bei Milchprodukten erreicht die Schweiz einen Selbstversorgungsgrad von 100 Prozent. Bei pflanzlichen Ölen und Fetten können jedoch nur 24 Prozent des Bedarfs durch die inländische Produktion abgedeckt werden. Das BLW erklärt die leicht rückläufige Produktivität damit, dass die Bevölkerung stärker gewachsen ist als die Nahrungsmittelproduktion. Zudem hat der nasse Sommer 2021 die Getreideernte stark beeinträchtigt. Gleichzeitig nimmt die Anzahl der Bauernbetriebe insgesamt weiter ab. Eine Zunahme ist bei den biologisch bewirtschafteten Betrieben zu verzeichnen. Und auch die landwirtschaftliche Nutzfläche hat im vergangenen Jahr abgenommen. Siedlungs- und Infrastrukturbauten nehmen immer mehr Platz in Anspruch.
Versorgungssicherheit erfordert Technologie
Der jüngste Agrarbericht zeigt ein altbekanntes Dilemma: Die Landwirtschaft muss mit weniger mehr produzieren. Die Bevölkerung erwartet einerseits eine tiergerechte und nachhaltige Produktion und gleichzeitig Versorgungssicherheit. Eine grössere Versorgungssicherheit – insbesondere in Krisenzeiten – bedingt eine Steigerung der inländischen Produktivität. Um diese so nachhaltig und effizient wie möglich und auf den bestehenden Landwirtschaftsflächen zu gestalten, sind neue Technologien vonnöten. Was der Agrarbericht nicht erwähnt, ist die wichtige Rolle von neuen Züchtungsmethoden wie etwa CRISPR/Cas. Oder die Zulassung neuer und umweltschonenderer Pflanzenschutzmittel. Viele innovative Produkte befinden sich seit Jahren in der Warteschleife der Behörden. Wenn der Bund den Wunsch der Bevölkerung nach grösserer Versorgungssicherheit ernst nimmt, kommt er um die Zulassung von innovativen Technologien nicht herum.
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