
Grüne Gentechnik: Ein Umdenken tut Not
Die Skepsis gegenüber biotechnologischen Methoden zur Pflanzenzüchtung ist nach wie vor verbreitet. Obwohl 30 Jahre Forschung eine eindeutige Datengrundlage geschaffen hat. Die klassische Gentechnik oder die modernere CRISPR/Cas-Methode sind nicht mit mehr Risiken behaftet als herkömmliche Züchtungsmethoden – beispielsweise die Kreuzzüchtung. Es ist Zeit, die neuen Technologien als Chance im Kampf gegen den Klimawandel und die Zerstörung der Umwelt zu begreifen.
Montag, 25. Juli 2022
Es sind vor allem zwei Argumente, die aus gentechkritischen Kreisen immer wieder zu hören sind. Erstens, so wird argumentiert, könnten gentechnisch veränderte Pflanzen schädlich für die menschliche Gesundheit sein. Zweitens wird immer wieder behauptet, dass sich solche Pflanzen negativ auf die umliegenden Ökosysteme auswirken könnten. Doch die Erkenntnisse aus mehr als 30 Jahren Forschung zeigen, dass beides nicht zutrifft. Wie Amanda Little auf «Bloomberg» schreibt, ist bis jetzt noch kein einziger Hinweis dafür gefunden worden, dass gentechnisch veränderte Pflanzen der menschlichen Gesundheit schaden. Zu diesem Schluss kommen unter anderem die Weltgesundheitsorganisation, die US-amerikanische National Academy of Sciences sowie viele andere grosse Forschungseinrichtungen auf der ganzen Welt.
30 Jahre Forschung belegen Sicherheit
Es liegt im Bereich des Möglichen, dass gentechnisch veränderte Pflanzen auswildern und sich mit verwandten Wildarten kreuzen. In Mexiko wurden im Jahr 2001 und 2009 solche Pflanzen entdeckt. Jedoch konnte bis heute kein Nachweis erbracht werden, dass diese Pflanzen negative ökologische Veränderungen erzeugt hätten. Zu ähnlichen Schlussfolgerungen kommt auch der Bio-Pionier Urs Niggli im Online-Magazin «Der Pragmaticus»: «Die Datenlage ist klar: Grundsätzlich unterscheiden sich die neuen Züchtungsmethoden bezüglich ihrer Wirkung auf die (Agrar-) Ökosysteme und auf die menschliche Gesundheit nicht von der klassischen Kreuzungszüchtung.» Trotz einer soliden Datenbasis, so Niggli, halte sich die Skepsis gegenüber der Gentechnik hartnäckig: «30 Jahre wissenschaftlicher Fortschritt, unzählige Studien unter Einbezug des Dialogs mit der Gesellschaft, Tausende von Foren und Debatten, für die die Wissenschaftlerinnen ihre Labors verliessen, und dennoch: Eine Mehrheit der Bevölkerung ist immer noch überzeugt, dass man noch nicht genug wisse, um die ‹Büchse der Pandora› zu öffnen.»
Blindspot-Artikel
Pragmatische Lösungen statt Ideologie
Dabei besitzt die Grüne Gentechnik, insbesondere die neuartige Genom-Editierung, ein riesiges Potenzial zur Züchtung von trockenheitsresistenten und schädlingsresistenten Pflanzen. Wenn die globale Landwirtschaft bis zum Jahr 2050 zehn Milliarden Menschen ernähren will, braucht sie Innovation. Und dazu gehören gemäss Niggli die modernen Methoden der Forschung, die Digitalisierung, die Molekularbiologie und die Materialwissenschaften (zum Beispiel Nanotechnologien für die Haltbarmachung von Lebensmitteln). Diese Technologien, so Niggli, gelte es konsequent im Sinne der nachhaltigen Problemlösung zu nutzen. Wie der Titel des Online-Magazins «Pragmaticus» es schon ausdrückt: Zur Sicherstellung der Ernährungssicherheit und dem gleichzeitigen Schutz der Natur brauchen wir pragmatische Lösungen und keine Ideologie.
Ähnliche Artikel

Stillstand statt Fortschritt: Die Schweiz droht bei neuen Züchtungen zurückzufallen
Dass die neuen Züchtungsmethoden gerade auch die bäuerlichen Kreise in der Schweiz stark beschäftigen, zeigt ein Überblicksartikel im Schweizer Bauer. Darin wird die aktuelle Situation des laufenden Gesetzgebungsprozesses nachgezeichnet. Am 9. Juli endete die Vernehmlassung zum «Bundesgesetz über Pflanzen aus neuen Züchtungstechnologien», mit dem der Bundesrat eine Zulassung dieser Verfahren ermöglichen möchte. In den kommenden Monaten wird die Regierung eine definitive Vorlage präsentieren. Dann wird sich zeigen, ob tatsächlich der politische Wille vorhanden ist, die neuen Züchtungsmethoden auch praktisch zuzulassen.

Die Biotechnologie hat erst begonnen
Als Frank Schirrmacher am 27. Juni 2000 die Seiten des Feuilletons der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» freiräumte, um über sechs Seiten das soeben erstmals entzifferte menschliche Genom Buchstabe für Buchstabe zu publizieren, rückte die Biotechnologie erstmals in den Fokus der breiten Öffentlichkeit.

Gentechnik? Ja, natürlich.
Als Konsument weiss man es oft nicht: In als gentechnikfrei beworbenen Produkten steckt längst Gentechnik drin. Gentechnik-Gegnern ist das ein Dorn im Auge. Doch es ist einfacher, den «Skandal» zu verschweigen – denn etwas, was wir schon lange essen, macht uns keine Angst mehr.

Vegane Alternativen dank Gentechnik
Wie ernähren wir eine wachsende Weltbevölkerung nachhaltig? Die Antwort liegt immer öfter im Labor und in der Gentechnik. Ob Labormilch, vegane Tintenfische oder gezüchteter Lachs – Gentechnik ist überall drin. Höchste Zeit, mit alten Mythen aufzuräumen.