
Stillstand statt Fortschritt: Die Schweiz droht bei neuen Züchtungen zurückzufallen
Dass die neuen Züchtungsmethoden gerade auch die bäuerlichen Kreise in der Schweiz stark beschäftigen, zeigt ein Überblicksartikel im Schweizer Bauer. Darin wird die aktuelle Situation des laufenden Gesetzgebungsprozesses nachgezeichnet. Am 9. Juli endete die Vernehmlassung zum «Bundesgesetz über Pflanzen aus neuen Züchtungstechnologien», mit dem der Bundesrat eine Zulassung dieser Verfahren ermöglichen möchte. In den kommenden Monaten wird die Regierung eine definitive Vorlage präsentieren. Dann wird sich zeigen, ob tatsächlich der politische Wille vorhanden ist, die neuen Züchtungsmethoden auch praktisch zuzulassen.
Mittwoch, 10. September 2025
Ein Entwurf ohne Praxisnähe
Die aktuelle Vorlage des Bundesrates greift jedoch zu kurz. Der vorgesehene Zulassungsweg würde den Anbau neuer Sorten in der Praxis so aufwendig machen, dass ein wirklicher Nutzen kaum erreicht werden könnte. Gerade im Vergleich zur EU, die mit einem differenzierten Ansatz eine deutlich pragmatischere Stossrichtung einschlägt, droht die Schweiz ins Hintertreffen zu geraten. Zudem zeigen viele Vernehmlassungsantworten klar, dass der bundesrätliche Entwurf wenig evidenzbasiert ist und die vorhandenen wissenschaftlichen Erkenntnisse zu wenig berücksichtigt. Denn aus fachlicher Sicht ist eindeutig: Pflanzen, die ohne artfremde DNA gezüchtet wurden, sind gleich zu behandeln wie solche, die mit klassischer Mutagenese entstanden sind. Der aktuelle Vorschlag trägt diesem Umstand viel zu wenig Rechnung.
Vor diesem Hintergrund ist es schade, dass der ansonsten sehr gelungene Überblicksartikel im Schweizer Bauer diese Diskrepanz nicht stärker herausarbeitet. So entsteht indirekt der Eindruck, die vorgeschlagene Regulierung sei bereits ein Schritt hin zur Liberalisierung – tatsächlich handelt es sich aber eher um eine verwässerte Lösung, die Chancen und Risiken nicht konsequent ausbalanciert. Insbesondere die Darstellung der Befürworter- und Gegnerargumente als gleichgewichtig führt in die Irre. Denn die wissenschaftliche Evidenz ist eindeutig: Von den neuen Züchtungsmethoden gehen keine besonderen Risiken aus. Die Argumente der Gegner bewegen sich deshalb eher im esoterischen Bereich – das gilt auch für die sogenannte «Lebensmittelschutzinitiative», die eine komplette Blockade in der Züchtungstechnologie zementieren möchte.
Wie die Autorin des Artikels schreibt, steht die Schweiz in den kommenden Monaten vor einer Grundsatzentscheidung. Es bleibt zu hoffen, dass der Bundesrat die Zeichen der Zeit erkennt und den Weg für eine sachgerechte, wissenschaftlich fundierte Liberalisierung frei macht, damit auch die bäuerlichen Kreise, die von den neuen Züchtungsmethoden besonders profitieren könnten, künftig handlungsfähig bleiben und ihre Betriebe zukunftssicher gestalten können.
Die sogenannte Lebensmittelschutzinitiative habe schon 90’000 Unterschriften gesammelt. Der hinter der Initiative stehende Verein plane, die Volksinitiative noch vor Ende 2025 einzureichen, schreibt der Schweizer Bauer.
Die Lebensmittelschutzinitiative will eine umfassende Blockade neuer Züchtungstechnologien. Dabei übersieht sie, dass Gentechnik in der Schweiz schon lange präsent ist – etwa durch klassische Mutagenese, die seit Jahrzehnten in der Pflanzenzüchtung eingesetzt wird, oder in importierten Lebensmitteln und Zusatzstoffen.
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